Warum Erwachsene ein Musikinstrument lernen sollten
Hintergrund

Warum Erwachsene ein Musikinstrument lernen sollten

Anna Sandner
9.6.2023

Zwar lohnt es sich, früh ein Instrument zu erlernen, doch es ist nie zu spät! Auch im Erwachsenenalter geht das mit positiven Effekten für Körper und Geist einher. Wie du das richtige Instrument für dich findest und dir das Erlernen erleichterst, erfährst du hier.

Als Kind habe ich mehrere Musikinstrumente gelernt. Den Anfang machte ganz klassisch die Blockflöte. Als ich zehn war, habe ich dann Flöte gegen Klavier getauscht. Zwar mit teils mäßigem Erfolg, aber immerhin habe ich konsequent bis Anfang zwanzig Unterricht genommen. Zwischenzeitlich habe ich mich noch an der Geige und der Querflöte versucht. Alles in dem Glauben: Was ich in jungen Jahren nicht übe, werde ich auch später nie mehr erlernen können. Teils ein Irrglaube, wie mir jetzt die Wissenschaft zeigt.

Positive Effekte auf Geist und Körper – egal, ob jung oder alt

Wer ein Musikinstrument erlernt, profitiert auf vielen Ebenen: Einerseits kann die Fähigkeit das Leben enorm bereichern. Daneben wirkt sich das Üben eines Instruments aber auch positiv auf die motorischen und auditiven Fähigkeiten aus. Das zeigt sich direkt im Gehirn: So, wie durch Krafttraining die Muskeln wachsen, wächst durch das Musizieren die graue Masse im Gehirn.
Das konnte eine Untersuchung an Berufsmusikerinnen und -musikern zeigen. Die Forschenden stellten fest, dass bei Personen, die berufsbedingt regelmäßig ein Instrument spielen, die graue Masse in den motorischen, auditiven und visuell-räumlichen Regionen stärker ausgeprägt ist als in der Vergleichsgruppe Nicht-Musizierender.
Viele weitere Studien ergänzen und unterstreichen die Vorteile: Feinmotorische Fähigkeiten und Koordination werden geübt, das Hörvermögen und die Konzentrationsfähigkeit gestärkt und selbst als Demenz-Prophylaxe kann das Erlernen eines Musikinstruments noch in höherem Alter dienen.

Viele gute Gründe also, ein Instrument zu erlernen – egal, wie alt du bist.

Welches Instrument passt zu dir?

Wenn dich das überzeugt hat, hast du jetzt die Qual der Wahl: Welches Instrument soll es denn werden? Die Auswahl ist schier unendlich. Und während Kinder meist aus dem Bauch heraus schnell sagen können, welches Instrument sie lernen wollen, fällt es Erwachsenen oft gar nicht so leicht, diese Entscheidung zu treffen. Hier ein paar Tipps, wie du das richtige Instrument für dich findest.

Als erstes solltest du dir einmal die Frage stellen, was vor deinem inneren Auge auftaucht, wenn du an ein Instrument denkst? Das ist der direkte Weg zurück zu deiner kindlichen Intuition und kann dir einen Hinweis darauf geben, was für dich geeignet ist. Dann kannst du dir einen Überblick verschaffen, welche Möglichkeiten es gibt. Hast du bei dem Wort «Instrument» beispielsweise an eine Geige gedacht, könnte der ganze Bereich der Streichinstrumente interessant für dich sein. Insgesamt gibt es sechs Gruppen von Instrumenten:

Streichinstrumente: In dieser Gruppe findet sich die erwähnte Geige. Daneben gehören etwa auch Bratsche, Violoncello und Kontrabass zu den klassischen Streichern. Wenn du dich für eines dieser Instrumente entscheidest, benötigst du etwas mehr Durchhaltevermögen als bei manch anderem Instrument. Hier musst du erst etwas Arbeit reinstecken, bevor du dich musikalisch austoben kannst. Sowohl die richtige Streichbewegung als auch die Platzierung der anderen Hand, um den richtigen Ton zu treffen, brauchen einiges an Übung.
Das war übrigens auch der Grund, warum meine Streicher-Karriere relativ schnell wieder beendet war: Mir haben die schnellen Erfolge gefehlt, ich war zu ungeduldig für die Geige.

Holzblasinstrumente: Hierzu zählen neben der Blockflöte unter anderem auch Saxophon, Klarinette, Oboe, Fagott und Querflöte. Die sind doch gar nicht aus Holz, denkst du jetzt vielleicht. Das ist trotzdem kein Tippfehler: Die Einteilung der Instrumente richtet sich zum Teil nach der Art, wie der Ton erzeugt wird und in diesen Fällen ist es ein Rohrblatt, über das der Klang entsteht. So wie du bei den Streichinstrumenten erst einmal das Streichen richtig lernen musst, besteht bei den Blasinstrumenten die erste Herausforderung darin, überhaupt einen Ton herauszubekommen. Das kann manchmal etwas dauern. Außerdem solltest du bedenken, dass das Spielen auch körperlich herausfordern kann.

Blechblasinstrumente: Auch hier gilt wieder, in welche Gruppe die Blasinstrumente fallen, richtet sich nicht nach dem Material, aus dem sie gefertigt wurden, sondern nach der Art der Tonerzeugung. Mit einem Metallmundstück werden beispielsweise Trompete, Tuba, Posaune oder Horn gespielt. Du solltest den dominierenden Klang dieser Instrumente mögen, sonst wirst du damit kaum glücklich werden.

Schlaginstrumente: Hier ist der Name tatsächlich Programm. Xylophon, Trommeln, Becken oder gleich die Zusammenstellung vieler dieser Elemente, das Schlagzeug, gehören in diese Gruppe. Wenn du ein Faible für Rhythmen hast und dich gerne beim Musizieren austoben willst, bist du bei diesen Instrumenten gut aufgehoben.

Tasteninstrumente: Auch die Tasteninstrumente sind leicht zu identifizieren, denn sie verfügen über eine Tastatur. Der Klassiker ist hier sicherlich das Klavier, aber auch Akkordeon, Orgel oder Keyboard zählen dazu. Tasteninstrumente haben für Anfänger den großen Vorteil, dass der (richtige, saubere) Ton durch die Taste bereits definiert ist. Das ermöglicht schnelle Erfolge gleich zu Beginn des Erlernens und beugt Übungsfrust vor. Außerdem gibt es inzwischen viele Onlineprogramme oder Apps, die einem das Erlernen ganz ohne Lehrer gut ermöglichen.

Zupfinstrumente: Diese Gruppe beinhaltet Instrumente, die in der Regel gezupft werden (auch wenn man die Saiten theoretisch auch streichen könnte). Dazu zählen die Gitarre und Harfe ebenso wie die E-Gitarre, auch wenn wohl kaum einer an diesen Saiten wirklich zupft. Wie bei den Streichinstrumenten muss du hier bedenken, dass es einige Zeit benötigt, die richtigen Töne zu treffen. Mit der Gitarre hast du dafür ein Instrument, das sich leicht mitnehmen lässt und nicht nur an einem lauen Sommerabend am Lagerfeuer schöne Stimmung verbreitet.

Tipps, die das Erlernen erleichtern

Wenn du dich für dein Lieblingsinstrument entschieden hast, kann es auch schon losgehen. Hier noch ein paar Tipps, die es dir erleichtern können:

  • Denke realistisch: Beginne mit kleinen, erreichbaren Zielen und arbeite dich schrittweise vor. Das gibt dir ein Gefühl von Erfolg und hält deine Motivation hoch.

  • Nimm regelmäßig Unterricht: Qualifizierte Lehrpersonen können dir helfen, die richtige Technik zu erlernen und dich auf dem richtigen Weg zu halten. Sie können auch individuelles Feedback geben, um deine Fortschritte zu beschleunigen.

  • Übe regelmäßig: Plane feste Übungszeiten in deinem Alltag ein. Auch wenn du nur kurze Zeit pro Tag übst, ist es wichtig, die Kontinuität aufrechtzuerhalten.

  • Finde die richtige Balance zwischen Herausforderung und Spaß: Wähle Musikstücke oder Übungen, die dich fordern, aber auch Spaß machen. Das hält die Motivation hoch und lässt dich schneller weiterkommen.

  • Baue auf bereits vorhandenes musikalisches Wissen auf: Wenn du bereits über musikalisches Vorwissen oder Erfahrung verfügst, nutze es zu deinem Vorteil. Es kann dir helfen, neue Konzepte schneller zu verstehen und dich schneller voranzubringen.

  • Höre viel Musik: Verbringe Zeit damit, Musik zu hören, die auf deinem Instrument gespielt wird. Das hilft dir, dein Gehör zu schulen und verschiedene Stile und Techniken kennenzulernen.

  • Vernetze dich mit Gleichgesinnten: Suche nach Möglichkeiten, mit anderen Musikern und Musikerinnen zu spielen oder dich auszutauschen. Das kann dir neue Perspektiven und Inspiration geben und dir helfen, schneller zu lernen.

  • Sei geduldig mit dir selbst: Das Erlernen eines Instruments erfordert Zeit und Übung. Akzeptiere, dass es Rückschläge geben kann, aber gib nicht auf. Bleibe geduldig und sei stolz auf deine Fortschritte, egal wie klein sie sein mögen.

  • Nutze moderne Technologie: Es gibt viele Apps, Online- und andere Lernprogramme, die das Üben und Erlernen eines Instruments unterstützen können. Nutze sie zu deinem Vorteil und finde heraus, welche Tools für dich am besten funktionieren.

  • Genieße den Prozess: Das Erlernen eines Instruments sollte vor allem Freude bereiten. Finde Wege, um dich während des Übens zu motivieren und den Spaß an der Musik zu bewahren.

Auch wenn ich momentan keines aktiv spiele, bin ich bis heute froh darüber, dass ich schon früh verschiedene Instrumente gelernt habe. Durch die Recherche für diesen Text hat mich nun aber die Lust gepackt, mich vielleicht noch mal an etwas Neues zu wagen: Diesmal könnte es eventuell die Gitarre werden. Welches Instrument ist dein Favorit und warum? Schreib es in die Kommentare.

Titelfoto: Porapak Apichodilok/pexels

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.


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