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Hintergrund

Weniger Stress und mehr Zufriedenheit: Warum wir alle öfter kuscheln sollten

Annalina Jegg
23.2.2023

Du umarmst einen geliebten Menschen, dein Kopf wird leicht und deine Brust warm. Hormone fluten dein Gehirn, du wirst ruhig und zufrieden. Was das Kuscheln und Berühren mit uns macht, weiß Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme.

3,17 Sekunden: So lange dauert eine Umarmung im Schnitt. Ein kleiner Moment, aber mit großer Wirkung, denn wir Mensch brauchen Berührungen. Sie steigern das Wohlbefinden und die allgemeine Zufriedenheit. Verantwortlich für diese positiven Effekte ist das «Kuschelhormon» Oxytocin: Wenn du kuschelst, wird dein Gehirn damit überflutet.

Oxytocin spielt eine essenzielle Rolle bei der Paarbildung, der Mutter-Kind-Bindung und steigert das Wohlbefinden. Forschende berichten im Fachmagazin Frontiers in Behavioral Neuroscience zudem, Oxytocin steigere prosoziales Verhalten und die Ausschüttung nehme sogar mit dem Alter zu.

Im Interview erzählt sie, was beim Kuscheln in und mit unseren Körpern passiert.

Frau Dr. Böhme, wie reagieren wir Menschen auf Berührungen?

Berührt uns jemand, der uns nahesteht, dann hat eine liebevolle Berührung meist den Effekt, dass wir uns entspannen. Die Menge an Stresshormonen im Blut sinkt und wir bekommen ein wohliges, warmes Gefühl.

Die Haut ist unser Berührungspunkt zur Außenwelt: Was passiert überhaupt in der Haut, wenn wir angefasst werden?

Wie geht es danach weiter? Welche Gehirnareale werden bei Berührungen aktiv?

Die Nerven leiten die Information von der Haut weiter über das Rückenmark ins Gehirn. Dort wird jener Bereich aktiviert, der primär für die Verarbeitung von Berührungen zuständig ist: der somatosensorische Cortex. Bei sanften Berührungen wird außerdem die Insula, ein Großhirnlappen, aktiviert – zum Beispiel beim langsamen Streicheln und bei Fingerspitzenberührungen. Die Insula wird auch aktiv, wenn wir unseren eigenen Körper spüren und in uns selbst gehen.

Apropos: Wieso spüren wir weniger, wenn wir uns selbst berühren?

Eine Berührung fühlt sich besonders gut an: Die des Partners oder der Partnerin. Warum ist das so? Wieso nehmen wir Berührungen überhaupt unterschiedlich wahr?

Manche Menschen brauchen mehr Zärtlichkeiten als andere: Woran liegt das?

Lässt sich an dieser kulturellen und individuellen Prägung etwas ändern? Anders gefragt: Lassen sich Nicht-Kuschler in Beziehungen für mehr Berührungen erwärmen?

Zu versuchen den Partner zu ändern ist natürlich immer schwierig. Aber man kann das Thema natürlich einmal ansprechen und Wünsche äußern – vielleicht hat der andere noch gar nicht darüber nachgedacht. Denn Berührungen geschehen ja meist eher nebenbei, so dass viele sich gar nicht bewusst sind, ob und wieviel sie andere Menschen berühren.

Sind wir in Beziehungen mit viel Berührung glücklicher?

Es ist schwierig, die Frage pauschal zu beantworten. Auch hier gibt es individuelle Unterschiede. Aber zumindest wissen wir: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit positiver Berührungen, unseren Stresshormonen, aber auch unserer Zufriedenheit in einer Liebesbeziehung. Berührungen können sicherlich keine Beziehungskrise lösen, doch in einer gutlaufenden Beziehung können Umarmungen, Küsse und Streicheleinheiten die Zufriedenheit noch weiter vergrößern.

Was ist mit Beziehungen ganz ohne Berührungen: Geht das?

Es gibt sicher auch solche Beziehungen, gerade jetzt im Internetzeitalter. Aber diese sind wohl eher die Ausnahme. Den allermeisten von uns tun Berührungen wirklich gut und gerade in der Liebesbeziehung spielen sie eine wichtige Rolle, um immer wieder das Empfinden von Nähe und Gemeinsamkeit hervorzurufen. Auch ohne Worte.

Den allermeisten von uns? Wem und wann tun Berührungen denn nicht gut?

Berührungen können auch unangenehm sein. Die Gründe dafür sind vielfältig: die Person, die uns berührt, die Situation, in der wir uns befinden, oder auch einfach die eigene Stimmung. Wenn man gerade viel zu erledigen hat und gestresst ist, würde eine Umarmung vielleicht sogar beruhigend wirken, wenn wir uns darauf einlassen. Doch oft stört uns so etwas dann.

In langen Beziehungen werden Berührungen meist weniger. Entfernen wir uns automatisch auf einer emotionalen Ebene vom Partner, wenn wir aufhören uns zu berühren?

Was raten Sie Menschen ohne Partner oder Partnerin? Können Haustiere, Freundinnen und Freunde oder Familienmitglieder den Kuschelbedarf decken?

Natürlich können wir Nähe und Zärtlichkeit auch in anderen Beziehungen erfahren. Das muss nicht nur für den Fall reserviert bleiben, wenn wir keinen Partner haben oder wenn unser Partner nicht gerne kuschelt. Körperliche Nähe verstärkt die Eltern-Kind-Bindung und auch Freundschaften. Und mit unseren Haustieren kommunizieren wir ja sowieso meist über Berührung.

Wie schaffen wir es, wieder mehr Berührung und Nähe in unseren Beziehungsalltag zu bringen?

Wir können damit beginnen, uns selbst zu beobachten. Wann und wieviel berühren wir den anderen? In welchen Situationen werden wir selbst gerne oder weniger gerne berührt? Dann kann es helfen, das Thema offen anzusprechen, die eigenen Wünsche zu äußern und zu hören, was unser Partner sich wünscht. Seltsamerweise sprechen wir ja eigentlich sehr wenig über Berührung, auch wenn es ein so wichtiger Bestandteil unseres Lebens ist.

Titelfoto:Shutterstock

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Annalina Jegg
Autorin von customize mediahouse
oliver.fischer@digitecgalaxus.ch

Mich buchstabiert man so: Aufgeschlossen, Nachdenklich, Neugierig, Agnostisch, Liebt das Alleinsein, Ironisch und Natürlich Atemberaubend.
Schreiben ist meine Berufung: Mit 8 habe ich Märchen geschrieben, mit 15 «supercoole» Songtexte (die nie jemand
zu lesen bekam), mit Mitte 20 einen Reiseblog, jetzt Gedichte und die besten Beiträge aller Zeiten! 


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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