Wer hätte das gedacht: Drucker gibt's jetzt auch in schön
Produkttest

Wer hätte das gedacht: Drucker gibt's jetzt auch in schön

Kevin Hofer
27.11.2018

Drucker sind ein designtechnisches No-Go. Sie sehen einfach sterbenslangweilig aus. Hast du kein Büro, musst du dir den Drucker zu allem Übel noch ins Wohnzimmer stellen. Das ist weder Feng-Shui gerecht, noch passt es zu deinen Designermöbeln. Mit dem Tango X schafft HP Abhilfe.

Meine Frau ist begeistert. Das verstört mich. In den 13 Jahren, die wir jetzt zusammen sind, habe ich sie noch nie für ein elektronisches Gerät schwärmen hören. Es muss also etwas mit dem Design zu tun haben.

Ja, ich weiss, das klingt jetzt etwas sexistisch. Aber sie interessiert sich tatsächlich nicht die Bohne für Technologie, dafür umso mehr für Design-Zeugs. Das kann ich leider nicht ändern. Gerne hätte ich, dass sie meine Leidenschaft für Technologie teilt. Immerhin haben wir jetzt einen gemeinsamen Nenner. Denn auch ich finde den Drucker toll.

HP Tango X (Tintenpatrone, Farbe)

HP Tango X

Tintenpatrone, Farbe

HP Tango X (Tintenpatrone, Farbe)
Drucker

HP Tango X

Tintenpatrone, Farbe

  • A4-Farbdrucker mit zwei Tinten (BK & CMY)
  • Druckgeschwindigkeit: bis zu 20 Seiten pro Minute
  • Empfohlenes Druckvolumen: 100 - 300 Seiten pro Monat
  • Papierkapazität: 50 Seiten
  • Druckauflösung: 4 800 × 1 200 dpi
  • Masse: 39 × 25 × 9 cm
  • Gewicht: 3.4 kg

Einfache Idee, geniales Ergebnis

Ok, du weisst jetzt bereits, dass ich vom Design begeistert bin. Was mich daran so fasziniert? Die simple Idee, einen Drucker in einem Bucheinband verschwinden zu lassen. Wie ein richtiges Buch sieht’s zwar auch nicht aus, aber allemal besser als ein hässlicher Drucker.

Aufgeklappt braucht der Drucker viel Platz.
Aufgeklappt braucht der Drucker viel Platz.

Der 24.6 × 38.9 × 9.1 cm grosse Drucker ist sehr schlicht beschaffen. Wenn du den Einband aufklappst, grinst dir ein weiss/grauer Klotz entgegen. Wenn du die Klappe öffnest, siehst du hinten den Papiereinzug mit Platz für bis zu 50 Blätter – je nach Papierstärke. Durch Druck auf die Innenabdeckung zeigt dir der Drucker sein Inneres. Dort tauschst du die Tintenpatronen aus. HP setzt beim Tango X auf zwei Patronen, farbig und schwarz.

Der Stromanschluss des Druckers befindet sich wie auch der Powerknopf auf der Hinterseite. Es ist so nur möglich, den Drucker mit der Vorderseite gegen den Einband einzulegen. Die Statusleiste des Druckers ist somit verdeckt. Dafür kriegst du eine behelfsmässige Papierauffangstütze, die fehlt sonst nämlich. Falls dein Bücherregal, oder wo du den Drucker sonst hinstellst, nicht sonderlich tief ist, hängt der Einband beim Aufklappen runter. So ist nicht nur die pseudo Papierauffangstütze futsch, sondern je nach Beschaffenheit der Unterlage rutscht auch gleich der Drucker vom Möbel. Meine katzenartigen Reflexe haben den Drucker glücklicherweise vor dem sicheren Tod bewahrt.

Flupp und weg: Irgendwie vermisse ich die Papierauffangstütze.
Flupp und weg: Irgendwie vermisse ich die Papierauffangstütze.

Wieso ich so viel zum Design des Druckers schreibe? HP vermarktet das Teil eher als Lifestyle-Produkt als Drucker. Es richtet sich an Personen, die wenig drucken, kein Büro haben oder Wert auf optisch ansprechende Dinge legen. Das Design soll also das Hauptkaufargument sein.

Klick, klick, läuft

Ausser dem Stromanschluss bietet der Tango X keine weiteren Anschlüsse. HP setzt vollständig auf drahtlose Kommunikation. So steht denn auch die Bedienung über das Smartphone oder Tablet im Vordergrund. Die Quick-Start-Anleitung empfiehlt dir gar die Inbetriebnahme mit deinem mobilen Endgerät.

Da ich den tatsächlichen Verwendungszweck des Gerätes testen will, folge ich dieser Anweisung und lade mir die HP Smart App runter. Ich folge deren Anweisungen und innerhalb von fünf Minuten ist der Drucker kalibriert und druckbereit. Da er so bereits in mein Netzwerk integriert ist, muss ich ihn in Windows oder MacOS nur noch als Drucker hinzufügen. Das klappt mit beiden Systemen einwandfrei.

App mit Verbesserungspotenzial

Was soll ich jetzt drucken? Als stolzer Vater habe ich bereits vorgesorgt und mir von HP nebst dem Drucker auch genügend Tintenpatronen und Fotodruckpapier liefern lassen. Meine Frau ist etwas altmodisch und will unbedingt ein klassisches Fotoalbum unseres Sohnes machen. Jetzt erfülle ich ihr den Wunsch auf Kosten HPs. Redaktor bei digitec sein, hat schon Vorteile.

Schnappschüsse meines Sohnes mache ich in der Regel mit der Handykamera. Bis ich meine Sony Alpha 7 bereit habe, ist der Moment meistens vorbei. Die Fotos, die ich drucke, überarbeite ich auch nicht. Es sind also Fotos, die wohl auch Menschen drucken würden, die sich den Tango X kaufen.

Über die HP Smart App wähle ich die Option «Foto Drucken» und suche ich mir das erste Bild aus. Nachdem ich dieses gefunden habe, kann ich es im nächsten Schritt zuschneiden. HP hat mir 10 × 15 cm Fotopapier geliefert. Leider kann ich das Seitenverhältnis beim Zuschneiden nicht angeben. Vielleicht kann ich das Bild in einem weiteren Schritt skalieren. Mit einem Klick auf Weiter lande ich bereits auf dem letzten Bildschirm vor dem eigentlichen Druck. Ich finde hier zwar die Möglichkeit, mein Bild zu skalieren, aber nur mit den Optionen «Seite füllen» und «An Seite anpassen». Weiter fehlt mir die Option, das Bild im Druckbereich zu verschieben und so anzupassen. Das macht die App automatisch für mich. Das passt mir nicht immer.

In der App stehen einige Druckoptionen zur Verfügung, nur nicht die, die ich bräuchte.

Vor dem Drucken kann ich noch Kopien, Farbmodus, Papierformat und Ausrichtung wählen. Weiter stehen mir Optionen zur Qualität, Papierfach (beim Tango X hinfällig, da nur Papiereinzug vorhanden ist), Papiertyp, Randlosdruck und Skalierung zur Verfügung. Dieses Bild passt mir mehr oder weniger, und ich entscheide mich, es so zu drucken. Ich verwende übrigens die Android-Version der App.

Der Druckvorgang auf der höchsten Einstellung dauert etwa eine Minute. Von der Qualität bin ich positiv überrascht. Die Verläufe sind klar und fransen nicht aus. Die Farbkontraste sehen nach dem Druck so aus, wie ich mir das wünsche. Bei dunklen Bereichen offenbart der Drucker aber seine Schwäche. Diese werden nicht ganz so schön abgebildet. Für einen Lifestyle-Drucker, der für Gelegenheitsdrucker ausgelegt ist, ist die Bildqualität aber sehr gut.

Der Fotodruck ist für einen Lifestyle-Drucker qualitativ sehr gut.
Der Fotodruck ist für einen Lifestyle-Drucker qualitativ sehr gut.
Die dunklen Bereiche, hier die Augen, kommen beim Ausdruck aber nicht ganz so schön zur Geltung.
Die dunklen Bereiche, hier die Augen, kommen beim Ausdruck aber nicht ganz so schön zur Geltung.

Was kann das Ding sonst noch?

Bevor ich mich jetzt dem Drucken von Dokumenten widme, will ich mir anschauen, was der Tango X sonst noch zu bieten hat. HP wirbt nebst dem Drucken auch mit Scannen und Kopieren.

Wenn ich mir das Gerät so anschaue, werde ich stutzig. Wie zum Teufel soll ich kopieren und scannen ohne die notwendige Auflage? Die kann ich nämlich nicht finden. Wie ich bei einem Blick in die HP-Smart-App feststelle, funktioniert das über die App. Du fotografierst – das nennt HP «scannen» – deine Dokumente oder Bilder. Beim Scannen öffnet HP Smart die in der App integrierte Kamerafunktion. Dann kannst du dein Sujet fotografieren und zurechtschneiden. Als Speicheroptionen bietet HP JPEG oder PDF an, die du dann direkt auf deinem Smartphone oder diversen Cloud-Diensten speichern kannst oder dir per E-Mail schickst. Das funktioniert ganz gut, aber das können andere Apps schon lange. Und qualitativ ist es einfach nicht dasselbe, wie wenn ich es auf einer Scannerauflage mache.

Das Hauptmenü der App.
Das Hauptmenü der App.

Dasselbe gilt für die Kopierfunktion. Dazu fotografierst du dein Sujet, schneidest es zurecht und sendest es an den Tango X zum Drucken. Es ist eine Notlösung, die für manche Scans oder Kopien in Ordnung sind. Aber wichtige Dokument möchte ich nicht so Scannen oder Kopieren. Für solche Fälle fehlt mir die Scanfläche.

Der Tango X ist auch ein IoT-Gerät. Du kannst dem Drucker mit Alexa, Google Home oder Cortana Druckbefehle geben. Da ich über keine entsprechenden Geräte verfüge, konnte ich das leider nicht testen.

Pflichtaufgaben

HP selbst gibt an, dass der Tango X bis zu 20 Seiten pro Minute druckt. Da es sich bei dieser Angabe um Schwarz-Weiss-Druck handelt, teste ich das. Dazu nehme ich eine alte Seminararbeit von mir. Die ist 23 Seiten lang. Es handelt sich entsprechend um viel Fliesstext. Das macht sich beim Drucken bemerkbar. Statt der versprochenen 20 Seiten pro Minute schaffe ich gerade mal 14 Seiten. Die 20 Seiten pro Minute erreicht der Tango X wohl nur bei wenig bedruckten Schwarz-Weiss-Seiten. Das sollte beim Kauf aber nicht so stark ins Gewicht fallen. Als Gelegenheitsdrucker hast du wohl selten mehr als fünf bis zehn Seiten auszudrucken und die sind in schwarz/weiss schnell erledigt.

Auf dem Bücherregal fällt der Drucker nicht auf.
Auf dem Bücherregal fällt der Drucker nicht auf.

Von der Qualität her vermag mich der Tango X auch beim Dokumentedruck zu überzeugen. Klar, beim genaueren Betrachten siehst du, dass die Buchstaben etwas ausfransen. Das ist bei einem Inkjet-Drucker aber normal und hält sich beim Tango X im üblichen Rahmen.

Was kostet das Drucken pro Seite?

Zwei Patronen: Eine für Schwarz-Weiss-Ausdrucke und eine für Farbe.
Zwei Patronen: Eine für Schwarz-Weiss-Ausdrucke und eine für Farbe.

Für Gelegenheitsdrucker ist der Preis pro Ausdruck kaufentscheidend. Gemäss HP reichen die grossen Tintenpatronen für ungefähr 600 schwarze und etwa 415 farbige Ausdrucke. Beim Preis von rund CHF 42 für die schwarzen und CHF 45 für die farbigen Patronen macht das 7 respektive 10.8 Rappen pro Seite. Druckst du viele Fotos, rentiert vielleicht HP Instant Ink. Mehr Infos dazu findest du über untenstehenden Link.

Der Fotodruck verschlingt die Patronen regelrecht. Nach 28 Fotos ist die farbige Tintenpatrone leer. Dass die bereits eingelegten Patronen nicht voll sind, liegt auf der Hand. Deshalb teste ich es noch mit einer zweiten. Mit der schaffe ich etwas mehr als 50 10 × 15 cm Fotos bevor mir die Tinte ausgeht. Somit zahlst du pro Foto rund 88 Rappen – das Fotopapier noch nicht eingeschlossen. Da gibst du deine Bilder besser zum Entwickeln oder machst das kleinste Instant Ink Abo. Wenn du dieses mit dem Tango X machst, sind unlimitiert Fotos bis Grösse 13 × 18 cm im monatlichen Abopreis von CHF 3.95 eingeschlossen.

Beim Drucken von Fotos brennst du durch deine Tintenpatronen.
Beim Drucken von Fotos brennst du durch deine Tintenpatronen.

Die schwarze Tintenpatrone habe ich nicht ganz durchgelassen. Die 600 Ausdrucke kommen aber wohl bei nicht vollgekleisterten Seiten hin.

Fazit

Rein designtechnisch will ich den Tango unbedingt haben. Auch die Druckqualität weiss für einen Lifestyle-Drucker zu überzeugen. Mir fehlt aber die Scannerauflage. Mit dem Smartphone kann ich mittlerweile zwar ganz ordentliche Scans machen, an die Qualität eines Scannerbetts kommt es aber nicht heran.

HP muss zudem noch an den Druckoptionen in der App arbeiten. Dass ich Fotos weder gezielt skalieren noch verschieben kann, ist ein No-Go. Wenn ich Fotos drucke, soll der Bildausschnitt so sein, wie ich will, und nicht nur so ungefähr.

Das Design hat seinen Preis. Knapp 240 Franken für einen Inkjet-Printer sind relativ viel. Den Tango X gibt es auch noch in der Ausführung ohne X – also einfach «Tango». Hier kriegst du anstatt dem Einband eine Papierauffangstütze. Diese Ausführung kostet mit rund 170 Franken 30 Prozent weniger. 70 Franken für einen Leineneinband scheint mir doch ein happiger Aufpreis.

Sonst gibt es eigentlich nichts zu monieren und HP liefert mit dem Tango X einen tollen Lifestyle-Drucker ab, der sich in deinem Wohnzimmer bestimmt gut macht.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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