«Wer hat Emmas Finken?»: Höchststrafe Eltern-Chatgruppen
Meinung

«Wer hat Emmas Finken?»: Höchststrafe Eltern-Chatgruppen

Ob du willst oder nicht: Mit Kindern landest du früher oder später in einer Eltern-Chatgruppe. Und ehe du dich versiehst, in mindestens drei weiteren. Darin wirst du mit allerlei Infos versorgt – die meisten sind so unnötig wie nervig.

Mir geht’s wie meiner Redaktionskollegin Livia. Sprachnachrichten sind uns ein Graus. Die Zeit, die der Sendende sich fürs Schreiben spart, muss der Empfangende dafür doppelt und dreifach fürs Abhören und Filtern aufbringen.

Aber es gibt Ausnahmefälle. Dann, wenn ich mit Kindern, Turnbeuteln und Znüniboxen zwischen Homeoffice und Hobby-Fahrdienst zirkle, kann eine kurze (!) Sprachnachricht praktisch sein. Eltern dürften darum überdurchschnittlich oft vom Whatsapp-Feature Gebrauch machen. Bitte ab und an ein Auge zudrücken – zumal wir uns noch mit einem anderen Phänomen herumschlagen müssen: Eltern-Chatgruppen.

Sie sind quasi das nächste Level. In ihnen findest du sämtliche Nachrichtenformate: gesprochen, geschrieben, ge-emojit, ge-gift, ge-avatart. Und es gibt sie für alles. Für den Abschied der Kindergärtnerin, das Geburtstagsfest der Schulfreundin, die Ballett-Aufführung vor Weihnachten. Für den Spielgruppen-Ausflug, den Austausch mit dem Klassenlehrer und den Fussball-Fahrdienst. Alle paar Wochen macht jemand eine neue nervige Gruppe auf.

Kein Weg aus der Elternchat-Falle

Einfach austreten? Schwierig. Du willst nicht verantwortlich dafür sein, dass dein Kind «die Mutter hat, die sich nie beteiligt». Stummschalten? Unmöglich. Zwischen den vielen persönlichen Befinden, Meinungen und unnützen Kommentaren reihen sich dann doch einige wichtige organisatorische oder inhaltliche Informationen ein.

Also bleibst du widerwillig in den vielen Gruppenchats drin, in die du irgendwann ungefragt eingeschleust wurdest. Und erträgst stillschweigend jene Tage, in denen innerhalb von zehn Minuten mindestens zehn belanglose neue Mitteilungen von nicht identifizierbaren Nummern auf deinem Telefon aufploppen. Die könnten in etwa so aussehen:

Die Konversation ist nicht echt. Könnte aber in der Realität genau so stattgefunden haben.
Die Konversation ist nicht echt. Könnte aber in der Realität genau so stattgefunden haben.
Quelle: Katja Fischer

Und immer die Frage, die ich mir zwischen den vielen Herzchen, Däumchen und «Keine Ahnung» stelle: Muss ich jetzt auch noch antworten? Ist nicht ohnehin schon alles gesagt? Statt mit Buchstaben, Emojis oder Sprachnachrichten zu reagieren, ertappe ich mich dabei, die Menschen hinter den vielen Nachrichten heimlich in Eltern-Kategorien einzuteilen.

Diese sechs Elternchat-Typen treffe ich immer an

Nach all den Jahren als Mutter und Whatsapp-Gruppenteilnehmerin habe ich folgende Typen eruiert. Da gibt es…

1. …diejenigen, die sich IMMER melden

Ob früh morgens, über Mittag oder direkt aus dem Bett: Von dieser Elterngattung bekommst du immer eine Antwort. Und zwar auch dann, wenn sie im Stress sind, die Nachricht unnütz ist und den Chat zuspamt. Die Eltern sind dauerpräsent, machen immer und überall mit, sind stets up-do-date – und zeigen das auch gerne. Oft sind sie auch gleich Mitglied der nachfolgenden Kategorie.

2. … diejenigen, die sofortige Antwort erwarten

Ganz egal, wie sehr du im Stress bist, eine Whatsapp-Antwort liegt in den Augen dieser Eltern immer drin. Und wehe du verschiebst deine Korrespondenz auf den Abend, wenn die Kinder schlafen. Mit «Ich wäre froh um ein rasches Feedback» wirst du aus der Reserve gelockt. Auch wenn die Antwort locker hätte warten können. Darum geht’s gar nicht, es geht ums Prinzip.

3. … diejenigen, die erst schreiben, dann studieren

Diese Eltern stellen Fragen, deren Antwort absolut klar sein müsste. Weil sie zwei Nachrichten vorher gerade schon beantwortet wurde. Sie fragen trotzdem, statt sich selbst schlau zu machen. Denn irgendjemand der 29 anderen Nasen im Chat serviert ihnen die Antwort sowieso auf dem Silbertablett. Dass sie damit alle anderen Gruppenmitglieder belästigen, ist ihnen schnuppe. Wer sich nervt, soll ignorieren.

4. … diejenigen, die den Gruppenchat mit einem Tête-à-Tête verwechseln

Manchmal ergibt sich aus dem einen das andere Gespräch. Und plötzlich driften zwei Parteien mitten im Chat ab und veranstalten ein virtuelles Kaffeekränzchen vor den Augen aller. Sitzt du selbst gerade vor einem Käffchen, mag das voyeuristisch unterhaltend sein. Bist du gerade im Schuss, ist es einfach nur lästig.

5. … diejenigen, die zu viel teilen

Diese Eltern sind unheimlich mitteilungsbedürftig. Sie teilen täglich Fotos in ihrem Whatsapp-Status, sind auf Facebook überaus aktiv, genauso wie in den Gruppenchats. Grundsätzlich freue ich mich mit ihnen, dass sie gerade «Vitamin Sea» tanken. Auch die vielen Däumchen unter ihren Posts mag ich ihnen von Herzen gönnen. Ich würde sogar mit einem Schirmchen-Drink mitanstossen – wenn ich nicht gerade in einem Meeting wäre, die Wäsche aufhänge oder den Fernsehprogramm-Streit zwischen den Töchtern schlichten würde. Hergottnochmal!

6. … diejenigen, die stillschweigend beobachten

Das sind jene Eltern, die du im Chat vergisst, weil sie in der Regel bloss Zaungäste sind. Sie beteiligen sich kaum bis nie und nerven sich viel zu oft. Zumindest vordergründig, denn eigentlich amüsieren sie sich köstlich über jegliche Konversationen. Und teilen die Beteiligten gerne mal in Eltern-Kategorien ein.

Es gibt eine Lösung: One-Way-Gruppen

Sich über Dinge aufzuregen, die du nicht ändern kannst, bringt am Ende aber nie etwas. Schon gar nicht, wenn bereits ein Ausweg für das Problem existiert. In diesem Fall heisst die Lösung Unterdrückung: Whatsapp-Gruppen mit One-Way-Kommunikation, in der nur der Administrator oder die Administratorin schreiben kann und Antworten gar nicht erst möglich sind.

Ein Hoch auf unsere Mädchenriege, die konsequent damit kommuniziert – es ist der wohl ruhigste, aber informativste Elternchat überhaupt. Wobei ich mir nicht ausmalen möchte, mit welchen E-Mails, Telefonaten und Anfragen die Leiterinnen ausserhalb konfrontiert werden.

Bitte, es ist doch nicht so schwer, die Chats auf Einweg-Kommunikation umzustellen. Bist du Admin, schaffst du es ganz einfach über die Gruppeneinstellungen im jeweiligen Chat.

Bis das alle geschafft haben, braucht es aber wohl noch ein paar genervte Mädchenriegen-Leiterinnen, überstrapazierte Lehrer und genervte Mütter und Väter mehr. Bis dahin hilft nur eins: Oooohm. Entspannt zurücklehnen und sich unterhalten lassen.

Was sind deine Erfahrungen mit Elternchats? Erzähl uns davon in der Kommentarspalte!

Titelfoto: Katja Fischer

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


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