Weshalb ich diese SSD nicht empfehle
Produkttest

Weshalb ich diese SSD nicht empfehle

Kevin Hofer
1.1.2023

Die P3 Plus von Crucial ist eine verhältnismässig günstige SSD mit PCIe-4.0-Standard. Das Teil ist der beste Beweis dafür, dass der Preis nicht alles ist.

Alle SSDs sind schnell und es spielt keine grosse Rolle, welches Modell du dir kaufst. Dachte ich zumindest, bis ich die Crucial P3 Plus teste. Die SSD mit PCIe-4.0-Standard weist grosse Rückstände gegenüber der Konkurrenz auf und ich empfehle sie deshalb nicht.

Crucial P3 Plus (1000 GB, M.2 2280)
SSD
77,99 EUR 77,99 EUR/1TB

Crucial P3 Plus

1000 GB, M.2 2280

Crucial P3 Plus (500 GB, M.2 2280)
SSD
62,44 EUR 124,88 EUR/1TB

Crucial P3 Plus

500 GB, M.2 2280

Crucial P3 Plus (2000 GB, M.2 2280)
SSD
122,99 EUR 61,50 EUR/1TB

Crucial P3 Plus

2000 GB, M.2 2280

Crucial P3 Plus (4000 GB, M.2 2280)
SSD
243,– EUR 60,75 EUR/1TB

Crucial P3 Plus

4000 GB, M.2 2280

Features: ohne DRAM

Crucial setzt bei der P3 Plus auf den Phison-E21T-Controller. Das «T» im Namen besagt, dass der dedizierte DRAM-Cache fehlt. Im «Dynamic Random Access Memory» ist gespeichert, wo die Daten auf der SSD liegen. Vereinfacht gesagt sind SSDs ohne DRAM-Cache langsamer, weil sie die Datenzuordnung in den Speicherzellen selbst ablegen. Das hat auch einen Einfluss auf die Lebensdauer der SSD, da sich die Zellen schneller abnutzen. Falls du mehr zum Aufbau und der Funktionsweise einer SSD wissen möchtest, kann ich dir folgenden Artikel empfehlen.

  • Hintergrund

    Eine komplexe Angelegenheit: So funktioniert eine SSD

    von Kevin Hofer

Auf meinem ein Terabyte (TB) grossen Testsample sitzen zwei NAND-Speicherbausteine. NAND ist eine nichtflüchtige Speichertechnologie, die keinen Strom benötigt, um Daten zu speichern. Es handelt sich um QLC-NAND mit 176 Schichten. «Quadruple Level Cell» bedeutet, dass pro Speicherzelle 4 Bit möglich sind. Damit ist es langsamer und weniger haltbar als das häufig in High-End-SSDs verwendete TLC-NAND mit 3 Bit. Das wirkt sich auf das Schreiblimit der Garantie aus. Sie beträgt 5 Jahre oder 220 TB. Das klingt nach wenig, aber immerhin können so täglich rund 120 Gigabyte (GB) Daten geschrieben werden. Für Personen, die viel Daten schreiben, ist die Crucial P3 Plus nicht empfehlenswert. Für alle anderen sollte sie reichen.

Ein Viertel des Speichervolumens, im Fall meines Testsamples bis zu 250 GB, können im schnellen Single-Level-Cell-Modus (SLC) mit 1 Bit beschrieben werden. Sind diese jedoch belegt, muss in den QLC-Modus gewechselt werden. SSDs bedienen sich hier eines Tricks: Ist der SLC-Modus ausgeschöpft und es stehen keine grossen Schreibvorgänge an, schaufeln sie die Daten in den QLC-Speicher. So sollte immer ein Viertel des freien Speichers für den SLC-Modus frei sein. Wie der Test zeigt, funktioniert das bei der Crucial P3 Plus nur bedingt.

Die SSD kommt im M.2-2280-Formfaktor und nutzt die NVMe-Schnittstelle. Es gibt sie mit 500 GB, 1 TB, 2 TB oder 4 TB Speicherkapazität. Die SSD besitzt keinen Kühlkörper. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, da die meisten modernen Mainboards sowieso bereits einen solchen installiert haben. Die Leserate gibt Crucial bei meinem ein TB grossen Testsample mit 5000 Megabytes pro Sekunde (MB/s) an. Die Schreibrate soll 3600 MB/s betragen. Je nach Speichergrösse unterscheiden sich die Angaben jedoch.

Sequentielle Schreib- und Lesegeschwindigkeit im ATTO Disk Benchmark

Sequentiell abgelegte Daten sind in zusammenhängenden Blöcken abgelegt. Dank dem sequentiellen Lesen und Schreiben lässt sich abschätzen, wie schnell die SSD beim Zugriff auf grosse Multimedia-Dateien, beim Transkodieren von Videos oder beim Anschauen von Filmen ist. Hersteller geben gerne die sequentiellen Geschwindigkeiten an, da sie die höchsten Werte ergeben.

Der ATTO Disk Benchmark verwendet unkomprimierte Daten. Dabei testet er Lese- und Schreibleistung verschiedener Übertragungsgrössen von 512 Byte bis 64 Megabyte beim sequentiellen Lesen und Schreiben.

Diesen und alle folgenden Tests mache ich auf meinem Testsystem mit folgenden Komponenten:

ASUS ROG Crosshair VIII Formula (AM4, AMD X570, ATX)
Mainboard
356,25 EUR

ASUS ROG Crosshair VIII Formula

AM4, AMD X570, ATX

Corsair Dominator Platinum RGB (2 x 8GB, 3200 MHz, DDR4-RAM, DIMM)
RAM
86,89 EUR

Corsair Dominator Platinum RGB

2 x 8GB, 3200 MHz, DDR4-RAM, DIMM

AMD Ryzen 9 3900X (AM4, 3.80 GHz, 12 -Core)
Prozessor
329,– EUR

AMD Ryzen 9 3900X

AM4, 3.80 GHz, 12 -Core

ASUS GeForce ROG STRIX RTX 4090 OC Edition (24 GB)
Grafikkarte
2087,89 EUR

ASUS GeForce ROG STRIX RTX 4090 OC Edition

24 GB

In folgender Grafik siehst du die Resultate im Vergleich mit diversen bereits getesteten SSDs. Als Referenzwert einer PCIe-3.0-SSD füge ich noch die Resultate der Crucial P5 hinzu. Sonst sind alle SSDs im PCIe-4.0-Standard. Ich habe der Übersichtlichkeit halber nicht alle Ergebnisse in die Grafik integriert.

Mit 4460 MB/s erreicht die P3 Plus die angegebene maximale Lesegeschwindigkeit von 5000 MB/s nicht. Die meisten SSDs erreichen in dem Benchmark nicht die Angaben, hier ist die Differenz aber eher hoch. In der Regel liegen sie maximal 500 MB/s auseinander. Auch die angegebene Schreibgeschwindigkeit von 3600 MB/s erreicht sie mit 3252 MB/s nicht. Die volle Lese- und Schreibgeschwindigkeit entfaltet die SSD erst ab ungefähr 64 Kilobyte (KB) Dateigrösse. Die P3 Plus hinkt allen bisher getesteten PCIe-4.0-SSDs hinterher.

Zufälliger Zugriff und noch mehr zur sequenziellen Geschwindigkeit

Der Benchmark von Anvil’s Storage Utilities gibt nicht nur die Lese- und Schreibgeschwindigkeiten an, sondern auch Informationen zu Eingabe- bzw. Ausgabebefehlen pro Sekunde (IOPS) und den Antwortzeiten. Je höher die IOPS-Werte, desto schneller die SSD. Je kürzer die Antwortzeiten, desto schneller reagiert die SSD. Während beim sequentiellen Lesen und Schreiben der MB/s- respektive GB/s-Wert zentral ist, sind es beim zufälligen Schreiben die IOPS-Werte.

Der Benchmark testet die Geschwindigkeit bei zufälligen Zugriffen in verschiedenen Grössen. Unter zufälligem Lesen und Schreiben sind Daten zu verstehen, die nicht in zusammenhängenden Speicherzellen abgelegt sind. Sie sind zufällig auf der SSD verteilt. Mit diesem Benchmark lässt sich abschätzen, wie schnell SSDs beim Booten, beim Laden von Anwendungen oder beim Suchen nach gespeicherten Dateien sind. Aus den Tests erstellt der Benchmark einen Score fürs Lesen und einen fürs Schreiben. In folgender Grafik siehst du das Ergebnis der P3 Plus im Vergleich zu anderen, bereits getesteten SSDs. Falls du dich für das Resultat der SSD im Detail interessierst, kannst du hier Screenshots der Benchmarkergebnisse herunterladen.

Die P3 Plus liegt an letzter Stelle aller bisher getesteten SSDs mit PCIe-4.0-Standard. Rechne ich den Lese- und Schreibscore zusammen, fehlt der SSD zum zweitschwächsten Modell 21 Prozent. Immerhin: Auf die Crucial P5, die noch im PCIe-3.0-Standard kommt, hat die P3 Plus 23 Prozent Vorsprung.

PCMark 8 und Temperaturen

An einem tatsächlichen Szenario orientiert sich der Storage Benchmark von PCMark 8. Er simuliert Arbeitsschritte diverser Anwendungen aus der Adobe Creative Suite, Microsoft Office und Spielen. Er zeichnet die Speicheraktivität auf und generiert daraus einen Benchmark-Score.

In folgender Grafik siehst du das Ergebnis der P3 Plus im Vergleich zu anderen, bereits getesteten SSDs. Falls du dich für das Resultat der SSD im Detail interessierst, kannst du hier Screenshots der Benchmarkergebnisse herunterladen.

Beim PCMark 8 liegt die P3 Plus näher an den anderen SSDs. Der Unterschied zum besten Resultat beträgt nur etwas mehr als ein Prozent. Der PCMark 8 zeigt, dass die unterschiedlichen Geschwindigkeiten im Alltag weniger ins Gewicht fallen als ein synthetischer Benchmark vermuten lässt. Das gilt sogar für die Crucial P5, der einzigen SSD in der Grafik, die noch im PCIe-3.0-Standard ist. Sie distanziert gar die P3 Plus – auch wenn der Unterschied weniger als ein Prozent beträgt.

er PCMark-8-Test dauert ungefähr eine Stunde. Währenddessen ist die SSD immer aktiv. Deshalb lässt sich bei diesem Benchmark am besten eine Aussage zur Temperatur machen. Um die Temperatur der SSDs zu überwachen, verwende ich CrystalDisk Info. Das Tool gibt mir darüber hinaus Informationen zur Gesundheit der Laufwerke, der Schnittstelle und dem Übertragungsmodus. Falls du dich für den Einfluss der Temperatur auf die Geschwindigkeit einer SSD interessierst, gibt’s Infos dazu in diesem Artikel:

  • Ratgeber

    Wie sich die Temperatur auf die Lebenszeit einer SSD auswirkt

    von Kevin Hofer

Die P3 Plus ist im Leerlauf 40 Grad Celsius warm. Während des Benchmarks erhöht sich die Temperatur auf maximal 51 Grad Celsius. Das ist sehr kühl. Die grössere Schwester P5 Plus wurde 68 Grad Celsius warm.

Ladezeiten in Games

Nebst den Benchmarks messe ich bei «Final Fantasy XV», «Rise of the Tomb Raider» und «Resident Evil 2 Remake» die Dauer der Ladezeit. Dazu zeichne ich den Bildschirm bei den Ladezeiten auf und schneide dann die Ladebildschirme auf das Frame genau in Premiere Pro. Deshalb dauert in folgender Grafik eine Sekunde 25 Frames.

Die P3 Plus liegt bei allen Games deutlich hinter den anderen SSDs. Spürbar ist der Unterschied jedoch wohl nur bei Games mit langen Ladezeiten wie «Final Fantasy XV». Bei den anderen Games beträgt der Unterschied nur etwa eine Sekunde. Immer wieder erstaunlich: Die einzige SSD im PCIe-3.0-Standard kann mit den schnelleren SSD im neueren Standard mithalten.

Wann drosselt die P3 Plus?

Zu guter Letzt kopiere ich zwei unkomprimierte Filme mit einer Gesamtgrösse von 69 GB vom Systemlaufwerk auf die P5 Plus und messe die benötigte Zeit für die Datenübertragung. Dieser Test erlaubt es mir zu eruieren, ob die SSD ab einer gewissen Datenmenge die Übertragungsgeschwindigkeit runterdrosselt.

Auch hier fällt die P3 Plus ab. Ist die SSD leer, beträgt die Übertragungsgeschwindigkeit durchschnittlich immerhin 1,5 GB/s. Sie drosselt während der gesamten Übertragung nicht. Dieser Wert ist im Grunde genommen in Ordnung.

Meine weiteren Tests fördern jedoch ein grosses Problem der P3 Plus zutage. Ich lösche alle Daten auf der SSD und versuche es mit der doppelten Datenmenge, also 138 GB. Dazu erstelle ich auf dem Systemlaufwerk Kopien der Filme. Diesen Schritt wiederhole ich, bis die P3 Plus runterdrosselt. Bereits kurz nach dem Start des dritten Versuchs, bei rund 250 GB bislang gesamt geschriebener Daten, drosselt die SSD auf durchschnittlich 70 MB/s. Das ist langsamer als eine HDD. Dies, obwohl ich die Daten kurz zuvor gelöscht habe. Der 250 GB Speicher des SLC-Modus scheint immer noch voll zu sein, obwohl die Daten gelöscht sind.

Ich entschliesse mich, statt die Daten lediglich zu löschen, die SSD zu formatieren und sie eine halbe Stunde ruhen zu lassen. Dies in der Hoffnung, dass der SLC-Modus danach wieder seine volle Leistungsfähigkeit entfalten kann. Ich starte gleich mit 276 GB Daten, also genug Material, um den 250 GB grossen SLC-Modus herauszufordern. Zu Beginn sieht es gut aus, aber nach wenigen GB mit 1,5 GB/s Datenübertragung drosselt die SSD wieder auf 70 MB/s. Nach ein paar Sekunden scheint sich der SLC-Modus jedoch zu erholen und die Geschwindigkeit steigt wieder. Das Spiel wiederholt sich danach jedoch immer wieder. Die Übertragung dauert eine gefühlte Ewigkeit.

Ich formatiere die SSD erneut und lasse sie über Nacht bei eingeschaltetem PC ruhen. Dasselbe Spiel wiederholt sich am nächsten Tag. Der Controller der P3 Plus scheint es nicht auf die Reihe zu bekommen, den SLC-Speicher freizuschaufeln. Sind einmal 250 GB auf die SSD geschrieben, ist das Ding unbrauchbar. Es erreicht nicht mehr die angegebene Geschwindigkeit. Das ist für mich ein Killerkriterium für die SSD.

Fazit: Eine SSD, die ich nicht empfehlen kann

Die Crucial P3 Plus liegt in allen synthetischen Benchmarks an hinterster Stelle der SSDs mit PCIe-4.0-Standard. In realen Tests kann sie auch nicht mithalten. Mehr noch: Sobald einmal 250 GB Speicher belegt sind, drosselt sie auf unterirdische Übertragungsgeschwindigkeiten. Allein aufgrund dieser eklatanten Schwäche kann ich die SSD nicht empfehlen.

Dabei ist sie mit 90 Franken / 85 Euro nicht viel günstiger als die grosse Schwester P5 Plus mit 110 Franken / 108 Euro (Stand: 12.12.2022) für die getestete 1-TB-Variante. Du investierst dein Geld besser in eine andere SSD. Preislich liegen die anderen in diesem Review erwähnten SSDs im Rahmen der P5 Plus.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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