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Warner Bros. / DC
Meinung

400 Millionen reichen nicht: James Gunns «Superman» enttäuscht

Luca Fontana
26.7.2025

Superman hat über 400 Millionen eingespielt – und trotzdem: Er floppt. Zumindest im Vergleich zu dem, was dieser Film leisten sollte. Ein Blick hinter die schöngefärbten Boxoffice-Schlagzeilen.

Oder?

Nicht ganz. Denn hinter diesen Zahlen steckt eine Realität, die in vielen Berichten nur am Rand vorkommt: «Superman» performt unter den Erwartungen. Deutlich. Und das, obwohl der Film nicht nur den wohl bekanntesten Superhelden der Welt zeigt, sondern auch den Startschuss für ein komplett neues DC-Universum markieren sollte.

Wie passt das zusammen? Warum klingt die Berichterstattung so euphorisch – wenn der Film selbst gerade mal knapp die Kurve kratzt?

Was ist eigentlich ein Kinoerfolg?

Kinoerfolg bedeutet nicht einfach, dass der Film viel Geld eingespielt hat. Entscheidend ist, wie viel im Verhältnis zu den Kosten – und wie viel davon beim Studio überhaupt ankommt.

Die gängigste Faustregel: Ein Film muss etwa das Zweieinhalbfache seiner Produktionskosten einspielen, um die Gewinnzone zu erreichen. Nicht einfach gleich viel – sondern deutlich mehr. Warum? Weil die Produktionskosten nicht die einzigen Kosten sind. Hinzu kommen:

  • Marketing- und PR-Kosten, die je nach Blockbuster schnell noch einmal 100 bis 150 Millionen verschlingen können.
  • Anteile für die Kinobetreiber – denn von jedem verkauften Ticket geht nur ein Teil zurück an das Studio.
  • Und je nach Region oder Verleihstruktur unterschiedlich hohe Abzüge für Distributoren, Steuern und Gebühren.

Warum das IMAX-Zeitfenster so entscheidend ist

Ein Grund dafür ist IMAX. Das ist längst mehr als nur ein Kinoformat. Es ist ein Umsatzhebel. Und zwar ein gewaltiger. Denn im Zeitalter von Streaming und Flatrates überlegen sich viele zweimal, ob sich der Kinobesuch überhaupt noch lohnt.

Ein Abend im Kino kostet schliesslich schnell mal 40 bis 50 Franken pro Person – je nach Ticket, Popcorn und Getränk. Und daheim? Gibt’s für den Bruchteil dieses Preises ganze Serienstaffeln in 4K, oftmals fast genauso hochwertig produziert und dank HDR auf modernen TVs sowieso oft knackiger als auf den teils veralteten Projektoren mancher Kinosäle.

Wer sich heute also trotzdem für einen Kinobesuch entscheidet, tut das oft mit einer klaren Haltung: «Wenn schon, denn schon.» Es soll sich lohnen. Es soll sich nach Event anfühlen. Und genau da kommt IMAX ins Spiel.

IMAX ist nicht einfach ein grösserer Saal. Es ist das Versprechen, dass dieser Film die grosse Leinwand verdient hat. Mit brachialem Sound, gigantischem Bild und Sesseln, die vibrieren, wenn der Held zur Landung ansetzt. Die Leute sind sogar bereit, dafür deutlich mehr zu zahlen als im normalen Kino – weil nur IMAX sich nach Erlebnis anfühlt.

Nach «heute gönne ich mir».

Für Studios bedeutet das: Wer in den ersten Wochen ein IMAX-Zeitfenster bekommt, hat die Chance, in kurzer Zeit besonders hohe Einnahmen zu generieren. Doch genau dieses Fenster ist klein und hart umkämpft. IMAX zeigt in der Regel nur einen Film gleichzeitig – und wechselt meist alle zwei Wochen auf den nächsten Blockbuster.

Wer kommt, muss liefern. Und zwar schnell.

Blockiert durch den nächsten Blockbuster.

Noch ein Problem: Das schwache Ausland

Wenn Studios vom «weltweiten Einspielergebnis» sprechen, klingt das oft, als wäre es eine einzige grosse Zahl – eine Art globales Kassenbarometer. In Wahrheit aber setzt sich diese Zahl aus zwei Teilen zusammen: dem US-Markt (auch domestic genannt) und allen anderen Ländern (international).

Genau hier wird’s interessant. Denn für fast jeden Blockbuster ist das internationale Geschäft entscheidend. Die meisten grossen Hollywoodfilme erzielen rund 60 Prozent ihrer Einnahmen ausserhalb der USA – und nur 40 Prozent im Heimmarkt. Ganz einfach, weil der Rest der Welt nun mal grösser ist als Nordamerika.

Bestes Beispiel: «Jurassic World: Rebirth». Trotz vermeintlicher Franchise-Müdigkeit hat der Film weltweit bereits über 660 Millionen Dollar eingespielt. Knapp 60 Prozent davon kamen aus dem Ausland. Und «Superman»? Der macht es genau umgekehrt. Stand jetzt hat der Film rund 430 Millionen Dollar weltweit eingespielt:

  • 260 Millionen in den USA
  • 170 Millionen international

Was auch immer der Grund sein mag, die Folgen sind klar: Ohne starke internationale Performance wird «Superman» kaum jene Erfolgsgeschichte, die DC dringend bräuchte, um den Reboot eines ganzen Franchises zu rechtfertigen.

Kein totaler Flop – aber eben doch ein Flop

Wird «Superman» am Ende ein Verlustgeschäft für Warner Bros. sein? Wahrscheinlich nicht. Der Film läuft noch im Kino. Ein paar Dutzend Millionen werden sicher zum globalen Einspielergebnis dazukommen, die 500- oder gar 600-Millionen-Marke dürfte wohl geknackt werden. Mit ein bisschen Goodwill könnte man also sagen: Immerhin kein Minus.

Aber wenn ein Film mit dem Titel «Superman» am Ende gerade so an der Gewinnzone kratzt, dann ist das kein Grund zum Feiern. Denn hier ging es nicht nur um irgendeinen Film. Es ging um den Startschuss für ein neues DC-Universum. Für den Reboot eines ganzen Franchises, das alles besser machen sollte als die chaotischen Jahre davor.

James Gunn selbst gibt sich gelassen. In einem Interview mit GQ wies er die Erwartung, sein Film müsse gar 700 Millionen Dollar einspielen, um kein Verlustgeschäft zu sein, zurück: «Das ist kompletter Unsinn», sagte er. «Der Film muss nicht annähernd so erfolgreich sein, wie viele behaupten.»

Klingt entschlossen. Oder vielleicht doch eher nach Schadensbegrenzung. Denn ganz ehrlich: Ein «Superman»-Film, der nicht als grosser Wurf geplant ist? Das passt so gar nicht zu Gunns sonst so selbstbewusster Rhetorik.

Noch vor Kurzem hatte er öffentlich über das Marvel-Universum gespottet, dass er die ganze Mythologie rund um die Infinity-Steine in «zwei Sekunden runtergeschrieben» hätte – ein klarer Seitenhieb Richtung MCU, das sich zuletzt schwerer tat, an frühere Erfolge anzuknüpfen.

Genau das hätte «Superman» nun ausnutzen sollen. Ein Signal setzen. Den Ton angeben. Stattdessen kratzt der Film an der Gewinnzone, während andere, vermeintlich kleinere und «woke» Filme deutlich mehr einspielen, ohne dass auch nur annähernd ähnlich grosse Schlagzeilen entstehen.

Über eine Milliarde Dollar, um genau zu sein.

Ja, es wird Spin-offs geben. Serien zu den Green Lantern, Supergirl oder Jimmy Olsen sind bereits angedacht. Aber so richtig souverän wirkt dieser Auftakt nicht. Und es bleibt der Eindruck: Wenn selbst Superman nicht reicht, wird’s verdammt schwer, dieses neue DC-Universum wirklich in die Höhe zu ziehen.

Titelbild: Warner Bros. / DC

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


Meinung

Hier liest du eine subjektive Meinung der Redaktion. Sie entspricht nicht zwingend der Haltung des Unternehmens.

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