Bose SoundSport – Im Geiste von Uhura
Produkttest

Bose SoundSport – Im Geiste von Uhura

Sie sind gross, farbig und gehören zu den verkabelten kabellosen Kopfhörern. Die Bose SoundSport – Pulse-Version oder nicht – werden mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Zeit, die Kopfhörer der Traditionsmarke einem Härtetest zu unterziehen.

Mein Kollege Johan ist nicht nur Schwede, sondern auch Läufer. Damit ihm nicht allzu langweilig wird, braucht er Kopfhörer, die nicht so schnell den Geist aufgeben. Anders als ich rennt Johan über einen Zeitraum von mehreren Stunden hinweg. Früher war das alles kein Problem, denn Kopfhörer brauchten keine Batterie und mussten daher auch nicht immer wieder aufgeladen werden. Dies ändert sich nun. Damit stehen Ausdauersportler einem neuen Problem gegenüber: Überleben die Batterien im Kopfhörer den Lauf? Marathonläufer können bisher von «Nein» ausgehen, ausser sie sind wirklich schnell unterwegs.

Dennoch: Die Kabellosigkeit ist für Sportler attraktiv, denn je weniger Kabel rumflattern, desto leichter läuft es sich und desto mehr Bewegungsfreiheit hast du. Darum war für Johan klar, dass er sich nach eingehender Recherche einen Bluetooth-Kopfhörer kauft. Nach einigen Dutzend Stunden des Laufens meint er so zu mir: «Probier die mal. Ich will wissen, was du als professioneller Reviewer von den Bose SoundSport hältst.»

Die Klötze im Ohr

Ich habe mir also die Bose SoundSport Pulse besorgt. Denn wenn ich etwas teste, dann teste ich alle Features und da die Bose SoundSport Pulse im Wesentlichen nur die Bose SoundSport sind, die zusätzlich noch den Puls messen, fiel die Wahl auf die Deluxe-Version. Ihr wollt bestimmt auch wissen, ob sich der Aufpreis für das eine zusätzliche Feature lohnt.

Die Kiste ist gross. Sehr gross.

Material selbst ist nur wenig mehr in den Kisten

Dieser Formfaktor zieht der 1964 von Amar G. Bose gegründete US-Amerikanische Konzern durch. Die Ohrstecker selbst sind mit 63 Gramm Gewicht zwar leicht, aber nicht wirklich kompakt. Sie haben nebst dem Teil, den du in dein Ohr steckst, eine Art Klumpen, der aus dem Ohr hervorsteht.

Die Batterie hält laut Hersteller bis zu fünf Stunden durch. Bei moderatem Gebrauch von etwas mehr als einer Stunde pro Tag, lade ich die Kopfhörer etwa alle drei Tage auf. Seht ihr, ihr Läufer, hier werden die Kopfhörer interessant.

Nyota Uhura, Kommunikationsoffizierin an Bord der USS Enterprise und Pionierin der kabellosen Kopfhörer

Nur halt etwas kleiner. Und in beiden Ohren. Etwa so.

Etwa so gross wie ein Zweifränkler sind sie, die Bose SoundSport Pulse

Dafür, dass sie so gross sind, sind die Teile aber recht bequem, auch wenn ich kein besonders grosser Fan der U-Bauweise bin. Im Alltag und beim Sport bevorzuge ich In-Ear-Stecker ganz ohne Kabel. Dies, obwohl sich die Vorteile der U-Bauweise – ich nenne die jetzt mal so, weil das Kabel zwischen den Ohrstöpseln beim Durchhängen ein U formen – auf der Hand liegen. Denn auf einmal haben die Erfinder der Kopfhörer wieder mehr Platz für Empfänger und Kontrollelemente. Damit könnten zumindest theoretisch einige der Bauteile an den Kabelstrang verlegt werden, damit die Ohrstecker nicht so klobig werden. Bei den Bose SoundSport haben die Ingenieure das wohl nicht ganz realisiert und haben den Kabelstrang zierlich gehalten, dafür aber alles in die Ohrstecker verbaut, was wohl zu deren Grösse geführt hat.

Trotz der Grösse sind die Bose SoundSport Pulse nur in einem Fall unbequem: Wenn ich eine Wollmütze im Winter trage. Denn dann drückt die Kappe auf die Stöpsel, die dann ins Ohr drücken und etwas unbequem sind. Ansonsten fällt die Grösse nicht auf und trotz des Volumens sind die Stecker nicht schwer.

Aussenwelt aus, Sound an

Die SoundSport fegen alle Bedenken weg, sobald du sie benutzt. Vor allem ein Feature, das andere Bluetooth-Kopfhörer vermissen lassen – allen voran die superkompakten Samsung Gear IconX –, macht die Bose SoundSport zu einem Topmodell der Bluetooth-Hörer: Das Noise Cancelling. Ich muss die Musik nicht auf gefühlte Konzertlautstärke hochdrehen um die Umwelt komplett ausblenden zu können. Vor allem, wenn ich Sport treibe, ist mir das wichtig. Da muss ich mindestens für den Cardio-Teil meines Trainings irgendeine dominierende Ablenkung haben. Sei das ein Gespräch mit einem Trainingskameraden, das mit der Zeit zum Austausch verschieden langer schwerer Atemzüge wird, oder halt eben Musik.

Der Sound ist eine Wucht. Die grossen Stöpsel liefern Musik, die weit über dem Niveau liegt, das Kopfhörer dieser Grösse liefern sollten. Tiefe Bässe, glasklare Höhen, alles ist da. So sollen Kopfhörer klingen. Vor allem in Songs, in denen Höhen und Tiefen sich einem steten Wechsel befinden, glänzen die SoundSport.

Cardio war nie angenehmer. Ich trample und trample auf dem Velo herum, höre meine Musik und trample einfach weiter. Ich weiss ja nicht, wie ihr es habt, aber wenn ich während meiner Cardio-Übungen gute Musik höre oder eine spannende Kurzdoku auf YouTube schaue, dann halte ich einfach länger durch.

Für das Training mit den SoundSport hat sich Bose etwas besonderes einfallen lassen: eine Klammer, damit du deine Kopfhörer ans T-Shirt pinnen kannst und so unnötiges Herumflattern vermeiden kannst. Es ist zwar nett gemeint, aber mir kam der angepinnte Kabelstrang beim Gewichtheben mehrmals in den Weg. Das Kabel spannte und zupfte an meinem Shirt herum. Fast so wie früher, wenn ich mich irgendwo mit den kabelgebundenen Kopfhörern verheddert hatte. Die kleine Klammer kann aber mit wenig Aufwand entfernt werden. Bose hat also an Leute wie mich gedacht. Und an Leute, die Klammern mögen. Warum auch immer. Vielleicht hilft die Klammer, wenn du Group Fitness betreibst oder tanzt. Denn dann sind deine Füsse, anders als bei mir, nicht immer fest am Boden und du bewegst dich schnell und mit Schwung. Ich hebe bloss Gewichte.

Die App

Um alles aus deinen SoundSport Pulse rausholen zu können, musst du auf deinem Smartphone die App Bose Connect für Google Android oder Apple iOS installieren. Die App macht nicht besonders viel, ausser dir das Leben etwas zu erleichtern. Sie macht das Pairing von Phone und Headphones einfacher, indem sie dem Prozess, der eigentlich kein Graphic User Interface benötigt, ein minimales GUI verpasst.

Was ich aber an der App nicht verstehe, ist, dass sie nur funktioniert, wenn dein GPS-Modul im Phone aktiv ist. Ich verstehe, warum GPS-Support wichtig ist für eine App, die eine Distanz messen will, aber ich verstehe nicht, warum das erzwungen werden muss, damit ich auf die Grundfunktionen der App zugreifen kann. Denn wenn ich die SoundSport Pulse mit meinem Phone paaren will, dann ist es wirklich nicht wichtig, wo ich gerade bin, oder?

Wirklich viel macht die App aber nicht. Der Hauptbildschirm zeigt mir nur ein Bild meiner SoundSport Pulse an und meinen Herzschlag.

Die minimalistische App wirkt irgendwie entspannt

Die Settings sind ähnlich schlank gehalten. Kritiker online meinen, dass Bose wenigstens Einstellungen für Equalizer hätte verbauen können, aber bei dem Klang scheint mir das nicht wirklich notwendig.

Die Einstellungen sind wenige und können grösstenteils ignoriert werden

Um ehrlich zu sein, habe ich die App genau einmal verwendet: Um die Kopfhörer schnell einem Update zu unterziehen. Denn Bose realisiert, dass Leute vor, während oder nach dem Training keine Lust haben, gross an einem Smartphone rumzudrücken. Daher: Ein Druck auf den rechten Ohrstöpsel und die Frauenstimme sagt bei mir «Connected to V20», wobei V20 als «Vee-Two-Zero» mit leicht fragendem Unterton ausgesprochen wird. V20 wird bei dir wohl ein anderes Phone sein.

Fazit

Die Bose SoundSport – mit oder ohne Pulse-Suffix – beweisen, dass es doch möglich ist, all die Features kabelgebundener Varianten zu haben, ohne dass die Batterie weniger als zwei Stunden durchhält.

Der Sound ist bemerkenswert gut und die Hörer sind so gebaut, dass ich die Lautstärke nicht aufs Maximum hinaufdrehen muss, um die Aussenwelt komplett auszublenden. Die Soundqualität entspricht dem Level, das sich Nutzer von Bose gewohnt sind, als klarer Klang und feine Nuancen im Ton. In Kombination mit dem hervorragenden Noise Cancelling macht das die Musik auch in lauten Umgebungen zum Genuss.

Die App hingegen könnte weit mehr. Equalizer fehlen und auch sonst scheinen die SoundSport so designt zu sein, dass sie ohne App funktionieren. Einzig für Updates ist die App notwendig.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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