SeventyFour/Shutterstock
Hintergrund

COPD: Wie gefährlich ist Vapen für deine Lunge? Spoiler: Mehr als dir lieb sein kann

Gesünder als eine Zigarette und ein Mittel zur Rauchentwöhnung sollten sie sein – 18 Jahre ist es her, dass E-Zigaretten fast wie Hoffnungsträger den Markt eroberten. Heute wissen wir, Vapen ist alles andere als gesund und schützt nicht vor schweren Atemwegserkrankungen.

Die E-Zigarette (oder auch Vape) ist dieses Jahr volljährig geworden. 2007 begann ihre weltweite Verbreitung. Heute gehört sie zum Stadtbild wie der Coffee to go. 2023 nutzten circa 2,2 Prozent der deutschen Bevölkerung E-Zigaretten, in der Schweiz waren es 2024 sogar 4,3 Prozent. Vape-Shops gibt es an jeder Ecke und an zuvor als rauchfrei erklärten Orten wird heute munter gedampft.

Die Stimmung kurz nach Einführung der Vapes war positiv. Sie sollten eine gesündere Version der Zigarette sein, bei der Nikotinentwöhnung helfen und damit auch der Ausbreitung schwerer Erkrankungen wie COPD entgegenwirken.

Vapen: Mehr Schaden als Hoffnung

Der Traum vom «gesunden Rauchen» platzte schnell. Viele Konsumentinnen und Konsumenten nutzen Tabak und E-Zigaretten parallel. Und statt für einen Rückgang an rauchenden Personen zu sorgen, ist ihre Zahl in den letzten Jahren sogar wieder gestiegen, so Prof. Dr. Daniel Kotz von der Uniklinik Düsseldorf. Darüber hinaus sprechen bunte Designs und fruchtige Aromen vor allem Jugendliche an. Anstatt den Rauchstopp zu erleichtern, steigert die E-Zigarette den Einstieg.

Die E-Zigarette hilft nicht bei der Rauchentwöhnung: Aktuelle Zahlen von Menschen, die Tabak und E-Zigaretten konsumieren.
Die E-Zigarette hilft nicht bei der Rauchentwöhnung: Aktuelle Zahlen von Menschen, die Tabak und E-Zigaretten konsumieren.
Quelle: DEBRA
Ein gefährlicher Trend: Vapen ist besonders bei jungen Menschen beliebt.
Ein gefährlicher Trend: Vapen ist besonders bei jungen Menschen beliebt.
Quelle: DEBRA

Vapen ist nicht wirklich gesünder als Rauchen

Vapes gibt es in Hunderten verschiedenen Geschmacksrichtungen, mit Nikotin und ohne Nikotin. Anders als bei Zigaretten wird beim Vapen kein Tabak verbrannt, sondern ein Liquid (Flüssigkeit) verdampft. Suchtforscher Prof. Dr. Kotz betont, dass in diesem Dampf – zwar in geringerer Konzentration – dennoch Schadstoffe enthalten sind.

Was dieser Dampf mit unserem Körper macht, ist bisher noch kaum erforscht. Nur ein Bruchteil der über 10 000 Aromastoffe wurde bisher toxikologisch untersucht. Und da die E-Zigarette noch verhältnismäßig jung ist – selbst die frühesten Nutzer «dampfen» erst seit maximal 18 Jahren – lassen echte Langzeitstudien noch auf sich warten. Die aktuellen Studienergebnisse zeichnen jedoch schon jetzt ein ernüchterndes Bild:

  • E-Zigaretten erhöhen dein Risiko, an Lungenkrankheiten wie Asthma, Bronchitis oder COPD zu erkranken, um 30 Prozent. Die University of California San Francisco zeigte in einer Auswertung der Gesundheitsdaten von über 32 000 amerikanischen Erwachsenen über drei Jahre eine deutliche Zunahme von Erkrankungen unter Personen, die vapen.
  • Vapen senkt deine Belastbarkeit ähnlich wie Rauchen. Beim Test ihrer Spitzenbelastbarkeit auf einem Static Bike erreichten Nichtrauchende in einer Studie der Manchester Metropolitan University im Schnitt 226 Watt, Vapende nur 186 und Rauchende 182 Watt. Vapende wie rauchende Teilnehmende waren schneller außer Atem, ermüdeten früher und wiesen in einem Blut- und Ultraschalltest eine schlechtere Sauerstoffversorgung auf.
  • Die Sauerstoffaufnahme deiner Lunge nimmt sofort nach dem Vapen ab. Wie beim Rauchen nimmt die Blutflussgeschwindigkeit und damit die Sauerstoffaufnahme nach dem Vapen direkt ab. Der Effekt war in einer Studie der University of Pennsylvania nach dem Inhalieren von nikotinhaltigen E-Zigaretten am stärksten, gefolgt von E-Zigaretten ohne Nikotin. Daraus lässt sich schließen, dass dauerhaftes Vapen auch chronische Erkrankungen wie COPD auslösen kann. Prof. Dr. Kotz empfiehlt strengere Regularien, die aktuelle Gesetzeslage in Deutschland sei zu «locker». Insbesondere junge Menschen müssten besser geschützt werden.

Kann deine Lunge wieder heilen?

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Deine Lunge besitzt immense Selbstheilungskräfte. Laut dem Deutschen Bundesministerium für Gesundheit verbessert sich deine Sauerstoffversorgung schon ein bis zwei Stunden nach der letzten Zigarette oder E-Zigarette. Das Herzinfarktrisiko sinkt nach 24 Stunden. Nach einigen Wochen gehen Entzündungen zurück, Husten und Kurzatmigkeit werden weniger. Wie gut deine Lunge heilt, hängt damit zusammen, wie lange du gevaped oder geraucht hast. Hier gilt, am besten so früh es geht aufhören – oder gar nicht erst anfangen.

Wenn du mit dem Rauchen aufhören möchtest findest du hier Hilfe:

Titelbild: SeventyFour/Shutterstock

23 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Freie Texterin, Biologin und Yogalehrerin. Fasziniert von Natur, Körper und Geist bin ich eine große Frischluft- und Bewegungsfanatikerin und schreibe am liebsten über alles, was uns gut tut!

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Dampfen statt Rauchen – vom Regen in die Traufe?

    von Patrick Vogt

  • Hintergrund

    Altes Hausmittel, aktueller Hype: Wie gesund Apfelessig wirklich ist

    von Moritz Weinstock

  • Hintergrund

    Gut für dich, gut für den Planeten: Produkte für «Green Sex»

    von Olivia Leimpeters-Leth

12 Kommentare

Avatar
later