

Deine Atmung ist wie ein unsichtbarer Fingerabdruck – individuell, eindeutig und aufschlussreich
Dein Atem ist ein persönlicher Code. Er verrät, wie es dir geht – körperlich und mental. Und er ist so individuell, dass man dich daran erkennen kann, stellten Forschende mit einer neuen Messmethode nun fest.
Du atmest gerade. Ganz automatisch – ohne nachzudenken. Was dabei durch deine Nase strömt, ist aber mehr als nur Luft. Forschende aus Israel haben herausgefunden: Dein Atemmuster ist so einzigartig wie dein Fingerabdruck – und verrät nicht nur, wer du bist, sondern auch, wie es dir geht.
Die Atemsignatur – dein unsichtbarer Ausweis
In der neuen Studie kam ein kleines tragbares Gerät zum Einsatz, das den Luftstrom durch die beiden Nasenlöcher misst – 24 Stunden lang, durchgehend. Klingt simpel, ist aber so zuvor noch nie gemacht worden. Und es ergab erstaunlich präzise Vorhersagen: Mit diesem sogenannten «Nasal Holter» konnten die Testpersonen mit fast 97 Prozent Genauigkeit identifiziert werden – allein durch ihr Atemmuster. Damit schlägt die Nase sogar die Stimme in Sachen Wiedererkennungswert.
Jeder Mensch erzeugt beim Atmen ein eigenes rhythmisches Muster: Wie lange du ein- und ausatmest, wie viel Luft durch welches Nasenloch strömt, wie gleichmäßig das Ganze läuft – all das ist typisch für dich. Und das Faszinierende: Diese Signatur bleibt über Monate, sogar Jahre stabil.

Quelle: Soroka et al., Current Biology
Schlaf, Gewicht, Stimmung – alles im Atem
Die Forschenden fanden außerdem heraus, dass dein Atem noch viel mehr über dich preisgibt. Zum Beispiel, ob du schläfst oder wach bist. Im Schlaf atmen wir leiser, langsamer, ungleichmäßiger – ein bisschen wie im Energiesparmodus. Allein anhand der Atemdaten konnten die Wissenschaftler mit 100 Prozent Genauigkeit sagen, ob jemand gerade schlummerte oder hellwach war.
Auch das Körpergewicht hinterlässt Spuren im Atemmuster. Wer einen höheren BMI hat, atmet im Schlaf meist mit mehr Volumen. Aber selbst ohne das Volumen zu messen, konnte allein der «Nasenzyklus» – also wie regelmäßig mal das linke, mal das rechte Nasenloch aktiver ist – Hinweise auf das Gewicht liefern. Offenbar beeinflusst nicht nur die Lunge, sondern auch das Gehirn, wie wir atmen.
Die Psyche atmet mit
Und selbst die Stimmung spiegelt sich im Atem wider. Die Forschenden konnten bei den Teilnehmenden Rückschlüsse auf depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit oder autistische Züge ziehen. Zum Beispiel atmen Menschen mit höheren Depressionswerten im Wachzustand kräftiger ein und machen längere Pausen nach dem Ausatmen.
Ein zukünftiges Frühwarnsystem aus der Nase?
Noch sind das keine Diagnosen, sondern lediglich korrelierende Muster, die den Forschenden statistisch aufgefallen sind. Aber sie zeigen: Der individuelle Atem reagiert auf mehr als Sport oder Stress – er ist ein sensibles Barometer für deinen inneren Zustand.
Die Idee, Krankheiten anhand von Atemmustern frühzeitig zu erkennen, ist nicht nur Science-Fiction. Die Forschenden haben bereits Patente angemeldet – zum Beispiel für die Diagnose neurologischer Erkrankungen durch die Atemsignatur. Künftig könnten etwa kleine Wearables die Atmung überwachen und früh Alarm schlagen.
Was du aus dieser Forschung mitnehmen kannst? Deine Nase ist mehr als nur ein Lüftungsschacht. Sie trägt eine Art unsichtbare Visitenkarte – und liefert Infos über dich, die du selbst möglicherweise noch nicht kennst.
Und: Ein paar tiefe, bewusste Atemzüge können nie schaden, sie helfen gegen Stress, Verspannung und Denkblockaden.



Elektrobock ATEMTECHNIKEN - Atmen Sie sich frei & gesund: Wie Sie durch effektive Atemübungen dauerhaft Str
Deutsch, Fit Life, 2023
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.