Der Schlafassistent «Lumalu» will einfach kein Wecker sein
Produkttest

Der Schlafassistent «Lumalu» will einfach kein Wecker sein

Meine Kinder wollen eine leuchtende Wolke mit lächelndem Stern testen. Ich nicht. Also tun wir es natürlich und stellen einstimmig fest: Nicht alles an dem Nachtlicht mit Zusatzfunktionen ist erhellend.

Bedürfnisse sind verschieden, aber schlafen müssen wir alle. Das gilt für Kinder genauso wie für ihre Eltern, weshalb diese früher oder später aufrüsten: Spieluhr, Nachtlicht, Mobile – Hauptsache, die Kleinen entspannen sich und finden ins Reich der Träume, damit für Mami und Papi der Traum vom Feierabend wahr werden kann. Auf dem Weg dorthin soll «Lumalu» helfen. Eine beleuchtete Kunststoff-Wolke mit Stern und App-Steuerung, die mir ziemlich schnuppe gewesen wäre. Meinen Kindern dagegen nicht, denn der Schlafassistent soll mehr können als ein Nachtlicht. Deshalb zieht das Testgerät vorübergehend bei uns ein.

Ein Schlafassistent, drei Testpersonen

Wir nehmen das Produkt von Fisher-Price zu dritt unter die Lupe. Die Grosse geht in die zweite Klasse, ist acht Jahre alt und damit am oberen Ende der empfohlenen Altersspanne von null bis acht. An dieser muss sich die Wolke messen lassen, und vielleicht tut etwas kindliche Lebenserfahrung bei der Beurteilung ganz gut. Meine Tochter schaut sich die Wolke, die auch verschiedene Aufgaben wie «Zähneputzen», «Zimmer aufräumen» oder «Lesen» anzeigen kann, neugierig an. Aber sie ahnt: «Das ist sicher eine Woche interessant und wird dann langweilig.»

Ist Lumalu ein Traum – oder doch nur ein Nachtlicht?
Ist Lumalu ein Traum – oder doch nur ein Nachtlicht?

Ihr kleiner Bruder ist fünf Jahre alt und im zweiten Chindsgi. Er kann, wie seine Schwester, super prokrastinieren und die Aufgabe «Zimmer aufräumen» tagelang vor sich herschieben. Anweisungen betrachtet er generell eher als Empfehlung, lässt sich aber von Technik beeindrucken. Wenn ein Symbol auf einer Wolke bewirken sollte, dass er seine Ämtli erledigt, wird das Ding sofort gekauft.

Ich finde die Wolke nicht schön, aber natürlich träume ich heimlich von einem Assistenten. Schliesslich muss ich hier den Alltag organisieren und auf meinem Nachttisch liegt das Buch «Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin». Aus guten Gründen. Trotzdem bin ich skeptisch, was Lumalu betrifft. Kann ein leuchtendes Gerät, auf dem ständig irgendwelche Nachrichten aufpoppen, nützlich sein? Ich glaube, so etwas wird sich niemals durchsetzen.

Ein Blick in die Box

Die Wolke samt Fernbedienung, Kabelhalterung und Netzteil.
Die Wolke samt Fernbedienung, Kabelhalterung und Netzteil.

Unter einer Schutzfolie wartet die Wolke, deren etwa 2,5 Meter langes Kabel in einem USB-Stecker endet. Es ist mit einem Warnhinweis versehen, dessen Piktogramm einen absoluten Albtraum darstellt: Kinderhände und ein Kopf, der sich im aus der Wolke kommenden Kabel verheddert. Es besteht Strangulationsgefahr, weshalb das Kabel ausser Reichweite von Kleinkindern ordentlich verlegt werden muss. Die Wolke ist zur Wandmontage gedacht. Ein Netzteil gehört ebenso wie eine batteriebetriebene Plastikfernbedienung zu Lumalu. Diese lässt sich über einen grossen Knopf auf der Oberseite und zwei kleine Knöpfe an der Unterseite bedienen. Alle benötigten Schrauben, Dübel und Batterien sind dabei.

Die Installation

Zunächst muss ich anerkennen, dass die Verarbeitung gut ist. Die Wolke ist im Laufe der Zeit mehrmals aus Stehhöhe vom Hochbett gekracht, ohne dabei Schaden zu nehmen. Denn die Wandmontage erspare ich mir, da der Schlafassistent nicht dauerhaft bei uns einziehen und von beiden Kindern ausprobiert werden soll. Anfänglich erspare ich es mir sogar, das Gerät überhaupt auszupacken, da ich «Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin» schon lange nicht mehr ganz gelesen habe. Aber noch kann keines meiner Kinder den Schlafassistenten selbst in Betrieb nehmen, dafür braucht es nun mal ein Smartphone. Meine Tochter wird nach ein paar Tagen ungeduldig, weshalb ich irgendwann gezwungen bin, Lumalu Strom zu spendieren und die zugehörige App zu installieren.

Die App

Die App ist einfach zu bedienen, schöpft aber nicht alle Möglichkeiten aus.
Die App ist einfach zu bedienen, schöpft aber nicht alle Möglichkeiten aus.

«Smart Connect» von Fisher-Price gibt’s für iOS und Android. Zunächst muss ich einen Account anlegen und dann das entsprechende Produkt hinzufügen. Das funktioniert über den «pairing button» an der Unterseite der Wolke. Es ist der einzige Knopf am Gerät. Wird er gedrückt, finden sich Smartphone und Schlafassistent über Bluetooth fix. Zum Beweis erscheint gleich die aktuelle Uhrzeit auf dem Display. Ich bin für den Moment zufrieden, meine Tochter aber nicht. Sie will Aufgaben haben. Das bedeutet App-Arbeit für mich. Ich muss einen Wochenplan für den Assistenten erstellen, damit der meiner Tochter assistieren kann, indem eine Wolke ihr signalisiert, wann sie duschen gehen soll. Schöne neue Welt. Die App erlaubt keine Screenshots, ist aber selbst nicht diskret. Im App-Store heisst es, die folgenden Daten werden möglicherweise erfasst und mit deiner Identität verknüpft: Kontaktinformationen, Benutzerinhalte, Kennungen und Nutzungsdaten.

Die Möglichkeiten

Zunächst klicke ich mich durch die Basiseinstellungen, wo ich die Digitaluhr dimmen, ein- oder ausschalten und auf das 24-Stunden-Format umstellen kann. Während auf der grossen Wolkenfläche nur die Uhr und verschiedene Symbole für Aufgaben leuchten können, strahlt der Rand wie ein Ambilight am TV an die Wand. Der grosse Stern leuchtet nicht dauerhaft, sondern färbt sich auf Knopfdruck rot oder grün, um anzuzeigen, ob es Zeit zum Schlafen oder Aufstehen ist. Auch als «Belohnung» für eine erledigte Aufgabe blinkt er auf, jauchzt glücklich und bleibt völlig unbeeindruckt davon, dass mir dieses Geräusch schnell auf die Nerven geht.

Der Stern kann in verschiedenen Farben leuchten.
Der Stern kann in verschiedenen Farben leuchten.

Grundsätzlich ist die App übersichtlich. Ich kann Schlafpläne erstellen, einen Mittagsschlaf starten, Melodien abspielen sowie Lautstärke, Helligkeit und Lichtfarben anpassen. Was mich wirklich stört, ist die Tatsache, dass ich für jeden Tag nur eine Routine speichern kann.

Das heisst in der Praxis: Wenn meine Tochter um 16 Uhr lesen und um 19 Uhr duschen soll, gibt es keine separaten Erinnerungen. Dann startet die Routine um 16 Uhr, indem alle zu erledigenden Aufgaben für diesen Tag aufleuchten. Drückt meine Tochter auf den Knopf der Fernbedienung, bleibt die erste Aufgabe übrig. Sie könnte die komplette Harry-Potter-Reihe lesen und darüber das Duschen und Essen vergessen – dem Assistenten ist’s egal. Lumalu würde sie nicht weiter daran erinnern, bis sie wieder auf den Knopf drückt und die erste Aufgabe damit für beendet erklärt. Dann geht es mit der nächsten weiter.

Ausser Besen nichts gewesen? Doch, Tasche packen und lesen! Die Symbole tauchen auf der Wolkenfront auf.
Ausser Besen nichts gewesen? Doch, Tasche packen und lesen! Die Symbole tauchen auf der Wolkenfront auf.

Immerhin lassen sich das flotte Musikbett und das Belohnungsjauchzen abstellen, mit dem erledigte Aufgaben belohnt werden. Zur Auswahl stehen Symbole für Umziehen, Baden, Zähne putzen, aufs WC gehen, Tasche packen, Essen, Lesen und Putzen. Dazu gibt es noch ein Herz, einen Stern und eine Art Schnecke, zu denen ich mir selbst eine Aufgabe ausdenken könnte. Da ich meiner Tochter nicht einmal schlüssig vermitteln kann, welchen Zeitplan ich mir zu den Aufgaben ausgedacht habe, verzichte ich darauf. Zum Glück reden wir auch manchmal miteinander.

Manchmal redet sie auch ein ernstes Wort mit mir. Zum Beispiel, wenn ich über die App unvermittelt einen «Mittagsschlaf» starte und ihr die Melodie von «Schlaf, Kindlein, schlaf» um die Ohren säuselt. Dann schreit sie: «Papi, mach das aus!» Nicht nur für diese Funktion ist sie eigentlich schon zu alt. Zu ihrem Glück kann sie den Zauber mit der Fernbedienung selber stoppen.

Die Fernbedienung ist kaum zu verfehlen. An der Unterseite befinden sich noch zwei kleine Knöpfe, um Routinen zu starten oder einen Mittagsschlaf zu beginnen.
Die Fernbedienung ist kaum zu verfehlen. An der Unterseite befinden sich noch zwei kleine Knöpfe, um Routinen zu starten oder einen Mittagsschlaf zu beginnen.

Die Unmöglichkeiten

Als Nachtlicht und Spieluhr ist Lumalu gar nicht schlecht. Lautstärke, Helligkeit, Dauer und Melodien lassen sich definieren. Auf Reisen können übers Smartphone zumindest die gewohnten Schlafmelodien abgespielt werden. Völlig unverständlich ist für mich, dass Lumalu keine richtige Weckfunktion hat. Wenn der feine Herr Schlafassistent um 7 Uhr morgens eine Melodie spielen könnte, hätten auch grössere Kinder etwas davon. Stattdessen assistiert er, indem er auf Knopfdruck anzeigt, ob es noch Schlafenszeit oder Aufstehen erlaubt ist. Leuchtet der Stern rot, heisst das: bitte liegen bleiben.

Nachdem die Achtjährige sich ein paarmal durch die Routinen geklickt und die eine oder andere Aufgabe erledigt hat, ist das Thema für sie durch. Sie diktiert mir sinngemäss: «Schreib, dass es anfangs ganz witzig ist, aber schnell langweilig wird.» Also wandert der wolkige Assistent weiter zu ihrem Bruder, der mich immerhin mit einer Aufräumaktion überrascht. Auf Geheiss von Lumalu räumt er den Boden frei, dreht eine Runde mit dem Staubsauger durchs Zimmer und verkündet anschliessend: «Jetzt macht mir Aufräumen sogar Spass!» Seither hat er allerdings weder die Wolke noch den Staubsauger eines weiteren Blickes gewürdigt.

Da hilft auch Rotwerden nichts: Als Assistent hat Lumalu bei meinen Kindern versagt, als Nachtlicht ist er ganz schön.
Da hilft auch Rotwerden nichts: Als Assistent hat Lumalu bei meinen Kindern versagt, als Nachtlicht ist er ganz schön.

Ich will nicht unfair urteilen. Es kann sein, dass jüngere Kinder total auf diese Aufgabenwolke abfahren, das Gerät den Alltag erleichtert und heiss und innig geliebt wird. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass spielerische Motivation durch Elektronik in manchen Fällen Gold wert sein kann. Wir haben mit Playbrush eine schwierige Zahnputzphase überwunden, Kollege Kevin Hofer will die Sonicare for Kids nicht mehr hergeben und in anderen Familien ist es vielleicht Lumalu, der den Streit vor dem Zubettgehen entschärft. Aber stellvertretend für meine Kinder stelle ich fest: Für bis zu Achtjährige ist dieser Assistent nichts.

Fazit: Höchstens für Kleine grossartig

Bei meiner Tochter ist die Begeisterung noch schneller verflogen, als sie zu Beginn gedacht hatte. «Ganz lustig, aber schnell langweilig», ist ihr Fazit. Meinen Sohn hat Lumalu noch weniger beeindruckt, er zuckt auf Nachfrage nur mit den Schultern und hat seinen einmaligen Aufräum-Flash schon wieder vergessen. Ich vermute, auch bei vielen jüngeren Kindern hält die Begeisterung für blinkende Icons und lachende Sterne nicht lange. Dann bleibt ein vielseitig einstellbares Nachtlicht mit Spieluhr, Uhrzeit und Fernbedienung übrig, das etwas hochtrabend «Schlafassistent» heisst. Wer damit zufrieden und mit der App-Steuerung einverstanden ist, macht nichts falsch.

Mir hat er das Leben nicht erleichtert. Das liegt vor allem an der überzogenen Altersspanne auf der Verpackung, ohne die er wohl nie bei uns gelandet wäre. Stünde da von null bis vier Jahren, hätten sich meine Kinder nicht dafür interessiert. Dabei könnte Lumalu nützlicher sein, wenn über die App ein paar Funktionen ergänzt würden: Ein ordentlicher Wecker und die Möglichkeit, verschiedene Aufgaben über den Tag verteilt zu signalisieren, schon wäre er auch noch für Grössere interessant. Dann könnte ich tatsächlich die Woche der Kinder planen und sie mit der Erinnerung «Tasche packen» um 16:30 Uhr rechtzeitig zum Sport schicken. Statt klare Ansagen zu machen, ist dieser Assistent der viel zu verständnisvolle Pädagoge unter den Kindergeräten. Ohne einen Funken Selbstdisziplin bin ich deshalb weiterhin aufgeschmissen.

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Sportwissenschaftler, Hochleistungspapi und Homeofficer im Dienste Ihrer Majestät der Schildkröte.


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