
Hintergrund
Vom Verbrenner zum Elektroauto – ein Erfahrungsbericht mit Höhen und Tiefen
von Martin Jungfer
Wenn du dich für ein Elektroauto entschieden hast, willst du das im Idealfall bei dir zuhause laden. Als Eigenheimbesitzer lohnt sich die Installation einer Wallbox. Doch welche passt für dich?
Hin und wieder werden Elektroautos auch als «Steckerfahrzeuge» bezeichnet. Wer nun glaubt, dass sein E-Auto einfach an der Haushaltssteckdose in der Garage oder am Carport lädt, irrt. Das würde zum einen sehr lange dauern, und die meisten Steckdosen sind überhaupt nicht dafür ausgelegt, über Stunden unter Volllast Strom abzugeben.
Deshalb wirst du dich im Dschungel der Ladestationen für Elektroautos zurechtfinden müssen. Hier ein paar Tipps, die dir die Orientierung erleichtern sollen.
Eine Wallbox ist ein Ladegerät für ein Elektroauto. Sie kommt in Form einer Kiste, die du dir in der Garage oder deinem Parkplatz an die Wand montierst. Sie lädt dein Auto auf während du schläfst oder mit der Familie beim Mittagessen zusammensitzt.
Eine Wallbox lädt dir dort dein Auto auf, wo du wohnst. Du kannst damit zum gleichen Preis Strom beziehen wie in deinem Haushalt. Gegenüber dem Laden an öffentlichen Ladesäulen, den sogenannten Chargern, sparst du bis zu zwei Drittel des Preises einer Ladung.
Ferner ist es bequemer, wenn dein Auto auflädt, während du deine alltäglichen Aufgaben erledigst oder am Abend vor dem TV sitzt. An öffentlichen Chargern musst du eine halbe Stunde Zeit oder mehr totschlagen, bevor du mit vollem Akku weiterfahren kannst.
Die Installation einer Wallbox passiert in drei Schritten:
Wie schon kurz oben angedeutet: Mit einer Wallbox lädst du schneller und vor allem sicherer als an einer Haushaltssteckdose, die oft für hohe dauerhafte Lasten nicht ausgelegt ist. Weitere Vorteile sind je nach Modell der Wallbox: Lastenmanagement, Zugriffs- und Nutzungsrechte für unterschiedliche Personen, Integration ins Smarthome-System. Mehr dazu erfährst du weiter unten.
Wenn du dein Auto laden willst, dann spielen drei Komponenten zusammen, die über die Geschwindigkeit des Ladevorgangs entscheiden:
Bei der Installation einer Wallbox ist es oft die besagte Box, die am wenigsten Leistung bringt und somit den Flaschenhals darstellt.
Relevant sind bei der Auswahl der Wallbox in unserem Shop die Leistungsstufen. Du kannst folgende Filter setzen:
Je mehr Kilowatt die Wallbox hat, desto schneller lädt dein Auto, sofern es die Menge Strom verträgt. Ein Hybrid mit nur einer Ladephase kann oft nur maximal 7.4 kW aufnehmen. Gesetzlich ist es in der Schweiz und auch in Deutschland sogar so, dass einphasiges Laden auf 3.5 kW Leistung beschränkt ist, um ungleiche Phasenbelastungen zu vermeiden. (Danke an Community-Mitglied @Novanion für den Hinweis!)
Da nützt dir eine 22-kW-Wallbox nichts. Oder nur mit Blick in die Zukunft. Die meisten reinen Elektroautos laden heute mit 11 kW. Einige Fahrzeuge bieten auch 22 kW Ladeleistungen – hier eine Übersicht.
Nun wird es zum ersten Mal so richtig kompliziert. Darum können dir die Angaben hier höchstens als Richtlinie dienen. Du musst auf folgende Aspekte achten.
Die erste Frage beantwortet dir der Elektriker bei einer Vorabklärung.
Es ist möglich, dass dein Auto mit der normalen 220V-Steckdose aufgeladen werden kann – auch ohne eine Wallbox. Jeder Autohersteller rät dir davon allerdings ab. Die 220V-Steckdosenlösung ist nur für den absoluten Notfall gedacht. Zum Beispiel, wenn du irgendwie für ein paar Kilometer Strom laden musst, um zum nächsten Charger zu fahren.
Für den effizienten und effektiven Betrieb einer Ladelösung im Eigenheim brauchst du eine CEE-Steckdose mit drei Phasen – hier gibt es auch wieder einige Unterschiede. Damit sind viel höhere Ladeleistungen möglich als an der normalen Haushaltssteckdose.
Für Stockwerkeigentümer mit Tiefgaragen oder Mieterinnen ist das alles leider oft komplizierter, falls die Verwaltung oder auch nur einzelne Miteigentümer sich querstellen. Bisher gibt es noch keinen gesetzlichen Rahmen für die Installation von Lademöglichkeiten. Aber immerhin wird parlamentarisch daran gearbeitet.
In unserem Shop gibt es beim Filter für die Ladeleistung fünf Auswahlmöglichkeiten. Zu viele. Interessant sind letztlich drei Optionen:
Wenn du ein etwas älteres Elektroauto-Modell oder bestimmtes Hybrid-Modell kaufst, kann es sein, dass der Hersteller deines Autos nur ein einphasiges Ladegerät verbaut hat. Dieses hat dann eine maximale Ladeleistung von 7,4 kW. In so einem Fall kannst du also auf eine leistungsfähigere Wallbox verzichten und das Geld sparen. Oder du wählst eine 11-kW- oder 22-kW-Wallbox, bei denen die Ladeleistung einstellbar ist, wie zum Beispiel dieser hier:
Modernere und neuere Elektroautos erlauben höhere Ladeleistungen. Damit ist dein Auto schneller wieder am Start. In der Regel reichen 11 KW Ladeleistung, dass du über Nacht den Akku wieder füllen kannst. Willst du diesen Komfort haben, brauchst du aber auch die entsprechende Wallbox. Willst du dein Auto mit 11 kW laden, ist zwingend ein dreiphasiger Anschluss («Starkstrom») nötig.
Oft ist der Preisunterschied zwischen 11-kW- und 22-kW-Modellen nicht besonders gross. Und bei vielen Modellen kann die maximale Ladeleistung auf 11 kW begrenzt werden beim Anschluss an den Strom, womit du dir die teure Genehmigung fürs Erste sparen kannst und vielleicht einfach später bei Bedarf nachholst.
Wichtig in punkto Ladeleistung: Die meisten Elektroautos bieten derzeit eine maximale Ladeleistung von 11 kW. Einige Ausnahmen gibt es, wie zum Beispiel den Renault Zoe oder einige Smart-EQ-Modelle. Eine Übersicht findest du hier.
Hefte raus, wir rechnen! Keine Sorge, so kompliziert ist’s nicht. Um herauszufinden, wie lange dein Elektroauto lädt, benötigst du zwei Zahlen: zum einen die Ladeleistung deiner Wallbox (siehe oben), zum zweiten die Kapazität des Akkus in deinem Auto.
Ein Beispiel: Ein Skoda Enyaq iV 80 hat eine Akkukapazität von 77 kWh. Nehmen wir an, du hast ihn bis auf den letzten Kilometer leer gefahren und willst ihn auf 100 Prozent vollladen. Die Wallbox deiner Wahl lädt mit 11 kW. Dann dauert dein Ladevorgang – 77 kWh Akku-Kapazität geteilt durch 11 kW Ladeleistung – etwa sieben Stunden.
Du willst selbst bestimmen, wann dein Auto geladen werden soll? Das ist absolut sinnvoll. So kannst du zum Beispiel von günstigen Energiepreisen, Stichwort «Niedertarif» profitieren. Dazu brauchst du eine Wallbox, die «smart charging» bietet. Oder du hast ein Auto, das dich das steuern lässt per App. Wenn die Wallbox den Ladevorgang steuern soll, muss sie per Netzwerkkabel oder Wifi erreichbar sein.
Einige Wallbox-Hersteller bieten eine App, mit der du zum Beispiel definieren kannst, dass dein E-Auto pünktlich für die Abfahrt ins Büro um 8 Uhr morgens zu 80 Prozent geladen sein soll. Und dass der Ladevorgang erst zum Niedertarif beginnen soll.
In Deutschland fördert der Staat pauschal jede installierte Wallbox mit 900 Euro Zuschuss. Das Programm war und ist so erfolgreich, dass zwischenzeitlich sogar die Fördermittel aufgestockt werden mussten.
Wallboxen werden immer wieder Vergleichstests unterzogen. Allerdings entwickelt sich der Markt hier schnell und die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich.
In Deutschland hat der ADAC im Juni 2021 sechs 11-kW-Wallboxen getestet. Testsieger wurde die recht teure Kostad TX-1000. In der Schweiz ist dasselbe Gerät unter der Herstellermarke ABB mit der Typen-Bezeichnung Terra AC W22-G5-R-C-0 erhältlich.
Die weiteren «guten» Wallboxen sind derzeit (Stand September 2021) in der Schweiz nicht erhältlich. Einzig die direkt von Volkswagen offerierte Wallbox, der ID.Charger, wird auch hier angeboten.
Das waren neun Fragen und Antworten zu Wallboxen. Hast du weitere Fragen, die dich interessieren – dann ab in die Kommentare damit. Wir ergänzen diesen Artikel dann. Das Wallbox-Sortiment von Galaxus findest du hier.
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 20. September, 9.20 Uhr, aktualisiert und hat die Hinweise in den Leser:innen-Kommentaren berücksichtigt.Titelfoto: Ed Harvey / UnsplashJournalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.
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Diese Steckdose wird dir vom Elektriker installiert, sofern sie nicht schon im Haus eingebaut ist. An diese Steckdose schliesst der Elektriker deine Wallbox an, aus der wiederum ein Ladekakabel zum Auto führt. Dieses Kabel ist beim Kauf der Wallbox meist inklusive, allerdings nicht bei allen – wie zum Beispiel den Wallboxen von Easee, wo sie als Zubehör mitbestellt werden müssen. Alternativ sollte dein E-Auto ein Ladekabel im Kofferraum oder im Frunk, dem Kofferraum unter der Fronthaube, liegen haben.
Als Eigentümer eines Einfamilienhauses musst du dir am wenigsten Gedanken über die Genehmigung machen – du entscheidest ob, wo und welche Wallbox du installieren willst, musst aber auf jeden Fall eine Meldung an deinen Stromnetzbetreiber machen. Oder machen lassen vom Elektriker, der sich da mit all den Vorschriften auskennt. Technologisch benötigst du dort, wo die Wallbox montiert werden soll, einen Starkstromanschluss. Noch einfacher ist’s, wenn du schon eine CEE-Steckdose an dieser Stelle hast.
Das hängt stark davon ab, wie die Situation bei dir vor Ort ist. In älteren Häusern sind die Strominstallationen mitunter nicht leistungsfähig genug. Manchmal ist der Verteilerkasten weit weg und eine Leitung muss durch Mauern verlegt werden. So etwas treibt die Kosten für die Installation nach oben. Hier lohnt es sich, mit dem Elektriker oder der Elektrikerin deines Vertrauens die Situation vor Ort anzuschauen. Es gibt Tools im Internet (zum Beispiel hier von der AMAG), wo du mit ein paar Angaben eine erste Kostenschätzung bekommst. Rechne auf jeden Fall mit mindestens 2000 Franken, plus den Kosten für die Wallbox selbst. Es gibt auch Anbieter, die dir einen Pauschalpreis für die Installation machen, womit du Kostensicherheit bei unerwarteten Problemen hast, falls die Leitungen bei Dir doch nicht hergeben, was es bräuchte.
Besonders bei einem Elektroauto mit grossem Akku lohnt sich die Investition in eine leistungsstärkere Wallbox mit 22 kW. Ein leer gefahrener Akku kann nicht schneller geladen werden. Allerdings kostet die Installation eines 22-kW-Modells meistens mehr, weil hier eine separate Genehmigung des Netzbetreibers nötig ist – im Gegensatz zu einer einfachen Meldung bei den schwächeren Modellen. Und: Schnelles Laden ist für den Akku nicht gerade schonend. Wenn du immer mit Höchstleistung und Höchstgeschwindigkeit lädst, verringert sich die Lebensdauer.
Und bevor du als erfahrener Elektro-Hase jetzt mir einen Kommentar um die Ohren haust: Ja, natürlich ist das eine ganz grobe Handgelenk-mal-Pi-Berechnung. Abhängig von Alter und Qualität des Akkus, Aussentemperatur, Intelligenz der Auto-Software, zur Verfügung stehender Leistung am Charger und mehr hat jedes Fahrzeugmodell eine individuelle Ladekurve. In der Regel wird am Anfang etwas schneller geladen, bis später die Ladeleistung abnimmt.
In der Schweiz ist die Situation von Kanton zu Kanton verschieden – man kennt das ja. Einen guten Überblick über die Förderungen in den Kantonen gibt es hier. So fördern zum Beispiel die Kantone Bern, Schaffhausen, Tessin oder Wallis Kauf und Installation von Wallboxen. Es gibt auch einige Initiativen von Gemeinden und Städten. Nachfragen bei dir vor Ort lohnt sich also.
Die unabhängige Stiftung Warentest hat zuletzt 2019 Wallboxen für E-Auto-Besitzer getestet. Hier siegte bei den 22-kW-Geräten die Menneks Amtron Xtra 22, die ABL eMH1 gewann bei den 11-kW-Geräten.
Die Installation einer Wallbox ist nicht ganz günstig. Vielleicht ziehst du bald um, willst ein Elektroauto erst einmal ausprobieren oder bist ganz generell nicht der Typ, der sich gern festlegt? Für diesen Fall kannst du auch auf eine Wallbox verzichten und dein Auto trotzdem aufladen, wenn du dir eine mobile Ladestation anschaffst. Das sind Kabel mit einer Box, in der der Strom transformiert wird. Damit kannst du dann im Prinzip an jeder Steckdose andocken und dein Auto laden – an einer CEE-Steckdose ziemlich schnell, an einer normalen Haushaltssteckdose entsprechend langsamer.
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