Praktisch bei Freunden: «Mobility Dock» liefert Strom fürs E-Auto, wo es schwierig wird
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Praktisch bei Freunden: «Mobility Dock» liefert Strom fürs E-Auto, wo es schwierig wird

Strom gibt’s überall, nur Ladesäulen (noch) nicht. Mit dem «Mobility Dock» von Lapp kannst du dein E-Auto überall laden, wo es eine normale Steckdose gibt. Das ist ziemlich praktisch.

Ich fahre ein elektrisches Auto, vollelektrisch, keinen Hybrid. Die retten nämlich oft nur die Umweltbilanzen der Autohersteller, aber nicht das Klima. Rein auf den elektrischen Antrieb zu setzen bedeutet allerdings auch, dass ich die Ladeinfrastruktur im Griff haben muss. Zuhause ist das dank einer Wallbox in der Garage einfach.

Unterwegs hilft das Navi im Auto, genauso gibt es inzwischen Dutzende Apps für die Suche nach Lademöglichkeiten. Nur: Es kostet immer auch Zeit, eine öffentliche Ladesäule anzufahren. Nur selten gibt es ein schönes Café nebenan, in dem ich sinnvoll und angenehm meine Zeit verbringen kann. Besuche ich Freunde oder Familie, die noch nicht elektrisch fahren, muss ich immer auch genug Strom im Akku haben für die Rückfahrt. Oder, bei längeren Strecken, Zeit für einen Ladestopp auf dem Weg einplanen.

Laden an jeder Steckdose

Für einen sehr konkreten Anwendungsfall habe ich mir aus unserem Shop das «Mobility Dock» von Lapp bestellt. Besuchen wir nämlich die Familie, fahren wir dafür eine Strecke von rund 450 Kilometern. Das schafft der Skoda Enyaq mit einem oder zwei Stopps – je nach Wetter, gefahrener Geschwindigkeit und Verbrauch auf der Autobahn. Geladen wird, um Zeit zu sparen, immer so, dass wir mit ziemlich leerer Batterie ankommen. Dann steht das Elektroauto in der Einfahrt vor der Garage. In der gibt es eine Steckdose, aber keine Wallbox. Auftritt des «Mobility Dock»!

Das «Mobility Dock» von Lapp, einmal in der Ausführung für die Schweiz (rechts) und einmal in der für den (fast) gesamten Rest Europas.
Das «Mobility Dock» von Lapp, einmal in der Ausführung für die Schweiz (rechts) und einmal in der für den (fast) gesamten Rest Europas.
Quelle: Martin Jungfer

Das Teil ist so gross wie eine ordentlich gedüngte Aubergine: knapp 30 Zentimeter lang, acht Zentimeter breit, sechs hoch. Man kann es gut in der Hand halten. Es wiegt etwas mehr als 700 Gramm. Dafür sollte sich in jedem E-Auto leicht ein Platz finden. Wer es sehr aufgeräumt und stilvoll mag, kann sich auch einen eigenen Koffer für das «Mobility Dock» gönnen, inklusive Schaumstoff, in dem das Teil sanft gebettet werden kann. Oder ein Täschchen. Oder eine Neoprenhülle.

An einem Ende des «Mobility Dock» ist der Netzstecker montiert. Es gibt eine Version für die Schweizer Typ-J-Steckdosen, also mit drei Pins, und eine für die Schuko-Steckdosen im EU-Raum (CEE 7/3, Typ F). Leider ist es nicht möglich, nur den Stecker vom «Mobility Dock» zu wechseln und es so jeweils in der Schweiz und im EU-Raum einzusetzen. Willst du mal beim Grosi in Graubünden und das andere Mal bei Onkel Franz in Frankfurt laden, brauchst du leider zwei Geräte.

Der Schuko-Stecker (Typ CEE 7/3) ist in Europa der am weitesten verbreitete Standard. Er funktioniert in mindestens 28 Ländern. Lediglich in diesen Ländern bist du mit Schuko nicht anschlussfähig: Belgien, Frankreich, Großbritannien, Irland, Polen, Schweiz, Slowakei und Tschechien. Manche ältere Installationen in Italien könnten auch noch inkompatibel sein. Aber in der Regel ist dort Schuko inzwischen Standard.

Und du benötigst natürlich das Ladekabel mit Typ-2-Stecker, also das Standard-Ladekabel für ein Elektroauto. Das steckst du in das «Mobility Dock» und verbindest es mit der Ladebuchse am Auto.

Hinweise zum korrekten Gebrauch

Zugegeben, diese Zwischenüberschrift klingt nach Betriebsanleitungsdeutsch. Soll sie auch. Denn beim Laden an einer normalen Haushaltssteckdose musst du ein paar Dinge beachten. Natürlich fliesst hier nicht die Menge Strom wie an einer Wallbox, also 11 Kilowatt, teils sogar 22 Kilowatt. Das «Mobility Dock» bietet eine maximale Ladeleistung von 2,3 kW in der EU-Version und 1,8 kW in der CH-Version.

Um Schäden an der Steckdose zu vermeiden, hat Lapp seinem Gerät eine Wandstütze mitgegeben. Immerhin hängen über 700 Gramm Gewicht an ihr, plus die Zugkraft des Kabels.

Der Hebel kann mehrstufig so weit aufgeklappt werden, bis das «Mobility Dock» gut gestützt in der Steckdose sitzt.
Der Hebel kann mehrstufig so weit aufgeklappt werden, bis das «Mobility Dock» gut gestützt in der Steckdose sitzt.

Und du solltest das «Mobility Dock» auch nur «solo» benutzen. Verlängerungskabel sind keine Option, weil sie in der Regel nicht ausreichend abgesichert sind. Aussensteckdosen bei Regen sind dank IP55-Schutz zwar kein No-Go, besser aber sind Lösungen, die vor Wasser geschützt sind. Vergiss die Idee, einen Adapterstecker zu benutzen. Und auch am Boden sollte das «Mobility Dock» nicht liegen, während es seinen Ladedienst verrichtet.

Grün, Gelb, Blau, Rot, Weiss – viele Farben für den Status

Grün ist – wie so oft – die Lieblingsfarbe, wenn es um einen per LED angezeigten Status geht. Beim «Mobility Dock» heisst dauerhaft grünes Leuchten, dass das Elektroauto korrekt mit der Steckdose verbunden ist. Wenn es dann noch grün blinkt, fliesst Strom, das Auto lädt. Es dauert nur wenige Sekunden, bevor nach dem Einstecken der Ladevorgang effektiv beginnt.

Es kann passieren, dass bei einem längeren Ladevorgang oder hoher Umgebungstemperatur die Stromstärke heruntergefahren wird. In diesem Fall blinkt die Status-LED blau.

Und natürlich gibt es auch noch rotes Blinken und dauerhaftes Leuchten. Du ahnst es sicher, dann ist etwas nicht in Ordnung. Wird das Gerät zu heiss, schaltet es ab. Oder du hast in einem Anfall von Kreativität das «Mobility Dock» kopfüber in die Steckdose gesteckt. Auch dann blinkt es rot, du kannst dich besinnen und es korrekt einstecken.

Im Gerät steckt ein Lagesensor, der erkennt, ob es korrekt in der Steckdose steckt, also mit dem Kabel nach unten. Das klappt in Schukoländern gut. In der Schweiz aber, wo die Dreifach-Steckdosen weit verbreitet sind, musst du jene wählen, bei der das Dock möglichst gerade eingesteckt werden kann.

Wie schnell lädt das «Mobility Dock»?

Das Gerät selbst hat keine Anzeige, die die aktuelle Ladegeschwindigkeit anzeigt. Du musst entweder im Auto auf dem Display oder in der App nachschauen, wie viel Strom gerade fliesst, wie lange der Ladevorgang noch dauert oder wie viel Reichweite pro Stunde gerade geladen wird. Die Software liefert je nach Autohersteller unterschiedliche Informationen.

Für meinen Test habe ich zwischen Steckdose und «Mobilty Dock» einen Smartplug von Mystrom platziert. Damit kann ich exakt und unabhängig vom Auto messen, wie viel Strom aus der Steckdose ins Auto geht. Das ist aber – siehe Hinweise zum korrekten Gebrauch oben – natürlich keine Dauerlösung.

CH-Version lädt fast so gut wie angegeben

Theoretisch könnte eine Steckdose in der Schweiz mit bis zu 2300 Watt belastet werden. Lapp gibt für sein «Mobility Dock» eine Maximalleistung von 1800 Watt an. In meinen Tests erreiche ich für einen e-Up von Volkswagen höchstens 1200 Watt. Das sind knapp 70 Prozent der versprochenen Leistung.

An einem neueren E-Auto-Modell, dem Skoda Enyaq, misst der Mystom-Stecker knapp 1700 Watt, also nah dran am Wert aus dem technischen Datenblatt. Auch ein Betrieb über mehrere Stunden ist kein Problem, die Leistung bleibt konstant.

EU-Version lädt etwas mehr

In Deutschland, wo ich das «Mobility Dock» ebenfalls getestet habe, ist die Diskrepanz zwischen versprochener und erreichter Leistung etwas höher. Hier lädt der Enyaq an der Garagensteckdose mit 1900 Watt; das sind deutlich über 80 Prozent der angegebenen Maximalleistung von 2300 Watt. Und etwas mehr als in der Schweiz. Wie gut sich der ältere e-Up an einer deutschen Steckdose schlägt, habe ich bisher leider nicht testen können. Wer hier Erfahrungen hat – schreib’ es gerne in die Kommentare.

Laden für viel Reichweite braucht Zeit

Weiter oben habe ich mögliche Anwendungsfälle beschrieben. Mit dem «Mobility Dock» lädst du pro Stunde zwischen 1,2 kWh und 1,9 kWh in den Akku deines E-Autos. Damit ist keine grosse Reichweite zu machen. Konkret: Die Strommenge entspricht etwa zehn Kilometern. Das «Mobility Dock» an eine private Steckdose anzuhängen, lohnt sich also kaum, wenn du nur schnell auf einen Kaffee bei einem Bekannten bist. Interessanter sind Besuche, bei denen du zum Übernachten bleibst. Hier kannst du über Nacht Strommengen zapfen, die 100 Kilometer oder mehr Reichweite bedeuten.

Eine Ladeleistung von unter 2000 Watt bedeutet lange Ladezeiten.
Eine Ladeleistung von unter 2000 Watt bedeutet lange Ladezeiten.
Quelle: Screenshot Skoda-App

Juice Booster als Alternative?

Das «Mobility Dock» von Lapp ist für viele Anwendungsfälle ausreichend: Eine Steckdose findest du vermutlich so gut wie immer: an der Ferienwohnung, auf dem Campingplatz oder in der Garage bei Freunden oder Bekannten, die du besuchst. Vorausgesetzt, sie lassen dein E-Auto an ihrer Steckdose nuckeln, bekommst du ein paar kWh in deine Batterie. Alternativ bieten sich mobile Ladestationen von Juice Booster an. Hier bekommst du in einer Tasche das Ladeteil (inklusive Anzeige), ein Kabel und kannst mit Adaptern arbeiten. Mit knapp 700 Franken kommt das dann allerdings auch deutlich teurer.

Juice Technology Juice Booster 2 Swiss Traveller Set (Typ 2, 22 kW, 32 A, Typ 13, CEE16 rot, CEE16 blau, CEE32 rot)
Elektroauto Ladestation

Juice Technology Juice Booster 2 Swiss Traveller Set

Typ 2, 22 kW, 32 A, Typ 13, CEE16 rot, CEE16 blau, CEE32 rot

Juice Technology Juice Booster 2 Swiss Traveller Set (Typ 2, 22 kW, 32 A, Typ 13, CEE16 rot, CEE16 blau, CEE32 rot)

Juice Technology Juice Booster 2 Swiss Traveller Set

Typ 2, 22 kW, 32 A, Typ 13, CEE16 rot, CEE16 blau, CEE32 rot

Eine ähnliche Idee wie Lapp mit dem «Mobility Dock» verfolgen Hersteller wie Deltaco, Green Cell oder Digitus mit diesen Kabeln. Hier sind die Stecker für die Steckdose fest mit einem Ladekabel verbunden – und sogar noch günstiger. Dafür geht etwas Flexibilität verloren.

Das Deltaco- und das Green-Cell-Modell sind sogar IP66-zertifiziert, also auch bei strömendem Regen problemlos zu verwenden. Diese manchmal auch als «Notfallkabel» bezeichneten Kabel sind eine gute Alternative, falls du noch kein zweites Ladekabel hast und genau weisst, dass du damit nur an einer bestimmten Art Steckdose laden wirst.

Fazit

Praktische Lösung im privaten Umfeld

Das «Mobility Dock» ist das Teil, was ich mir lange gewünscht habe: Mit ihm bekomme ich Strom auch dort, wo es keine Wallbox und keine öffentlichen Ladesäulen gibt, nämlich an jeder privaten Steckdose.

Pro

  • logische LED-Statusanzeigen
  • clevere Wandstütze
  • kompakte Bauweise, findet ein Plätzchen im Auto
  • kann mit bereits vorhandenem Ladekabel genutzt werden

Contra

  • teurer als «Notfallkabel»
  • Stecker fest verbaut, kein Wechsel zwischen EU-«Schuko» und Schweizer J-Stecker möglich
  • im Vergleich zu regulärer Wallbox langsames Laden
Titelbild: Martin Jungfer

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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