Entwickelt Pentax eine neue Filmkamera?
Meinung

Entwickelt Pentax eine neue Filmkamera?

David Lee
23.12.2022

Vielleicht wird es in ein paar Jahren eine analoge Kamera der Marke Pentax geben. Das wäre schön, aber ich zweifle daran, dass es wirklich so weit kommt.

Ricoh, der Konzern hinter Pentax, hat keine neue Filmkamera angekündigt. Nicht einmal die Entwicklung einer Filmkamera. Sondern nur, dass er in Betracht zieht, eine analoge Kamera zu entwickeln. Es ist also eine sehr vorsichtige Mitteilung, die so gut wie nichts aussagt. Konzerne ziehen ständig Dinge in Betracht, bloss plaudern sie diese selten aus.

Obwohl Ricoh extrem vage bleibt, wirft das Statement hohe Wellen. Die Meldung dazu auf dpreview.com hat über 250 Kommentare ausgelöst. Mich verwundert das nicht. Dass es ein Bedürfnis nach einem solchen Produkt gibt, steht ausser Frage. Das Filmfotografie ist immer noch ein verbreitetes Hobby. Oder besser gesagt: Wieder. Denn wir sind einer fast schon absurden Flut von flüchtig geknipsten und gleich wieder vergessenen Smartphone-Bildern ausgesetzt. Das langsame, sorgfältige und verbindliche Fotografieren mit Film setzt da einen schönen Gegenpunkt.

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Die bekannten Hersteller haben längst aufgehört, Filmkameras zu produzieren. Wer heute noch analog knipsen will, ist vom Gebrauchtmarkt abhängig. Crowdfunding-Projekte für Analogkameras hat es zwar schon einige gegeben, aber der grosse Knüller war nie dabei. Diese Projekte sind kein Ersatz für die qualitativ hochwertigen alten Modelle von Herstellern mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Wenn sich ein bekannter Hersteller nun zum Film bekennt, ist das toll. Pentax als Hersteller von Spiegelreflexkameras wäre dafür auch die richtige Marke. Sie würde zum Sinnbild für Retro werden.

Aber es ist fraglich, ob Pentax beziehungsweise Ricoh wirklich «all in» geht. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Ankündigung so vorsichtig formuliert ist. Denn es warten grosse Schwierigkeiten.

Die Entwicklung der Kamera ist wohl weniger das Problem. Wie eine Filmkamera funktioniert, ist bestens bekannt und auch nicht besonders kompliziert. Sofern die neue Pentax keine modernen Features haben muss, könnte sie wohl recht schnell und günstig entworfen werden.

Das Problem ist die wirtschaftliche Umsetzung. Trotz aller Begeisterung wird eine analoge Kamera ein Nischenprodukt sein. Pentax müsste sie in kleinen Stückzahlen herstellen. Das macht Geräte teuer.

Es sind aber nicht nur die Stückzahlen des fertigen Produkts, von denen der Preis abhängt. Sondern auch die Stückzahlen der Einzelteile im Gerät. Und da sieht es zappenduster aus. Wer stellt heute noch Rückwände für Analogkameras her? Spannhebel? Filmtransportmotoren? Die ganze Industrie hinter den Analogkameras gibt es schlicht nicht mehr.

Für Pentax spricht, dass der Hersteller mit seinen Spiegelreflexkameras sowieso schon in diesem schwierigen Umfeld operiert. Pentax kennt die Sorte von Problem und hat vielleicht auch Lösungen dafür. Jedenfalls eher, als irgendein Grünschnabel, der aus einer spontanen Begeisterung heraus ein Crowdfunding-Projekt macht und dann merkt, dass es einen Grund gibt, wieso seine Idee noch nicht verwirklicht wurde. Wie gesagt: Pentax wäre die richtige Marke für eine Analogkamera.

Titelbild: shutterstock.com/Svetlana Lukienko

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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