Fitbit Charge 6: Alles nur so mittelmässig
Produkttest

Fitbit Charge 6: Alles nur so mittelmässig

Lorenz Keller
16.11.2023

Primär Sporttracker, aber auch ein bisschen Smartwatch: Im Test überzeugt die Fitbit Charge 6 in vielen Bereichen, es gibt jedoch auch mehrere Abers.

Seit Fitbit zu Google gehört, haben sich die smarten Uhren des Mutterunternehmens und die Fitnesstracker des Tochterunternehmens einander angenähert. Pixel Watch und Fitbit Charge haben beispielsweise eine ähnliche Optik bei Zifferblättern und Menügrafik. Sie werden auch mit derselben App synchronisiert. Doch wie viel Smartwatch steckt wirklich im neuen Fitnesstracker? Der Test der Fitbit Charge 6 zeigt es.

Gutes Fitness-Tracking, ABER kostenpflichtiges Zusatzabo

Die Kernfunktion der Fitbit Charge 6 bleibt das Messen von Daten aus dem Bereich Fitness, Sport, Gesundheit und Schlaf. Da du auf dem kleinen 1,04-Zoll-Display nicht allzu viele Zeichen und Grafiken darstellen kannst, wird dafür primär die Fitbit App genutzt. Die gibt’s für Android und iPhone.

Der Charge 6 Tracker hat einen Pulsmesser, zeichnet ein EKG auf und zählt Schritte und Aktivitäten. Trägst du ihn in der Nacht, wird auch dein Schlafverhalten verfolgt. Während Letzteres automatisch geschieht, musst du bei sportlichen Aktivitäten jeweils das Tracking per Knopfdruck starten.

Der Startscreen in der Fitbit App mit allen wichtigen Infos zu Aktivitäten.
Der Startscreen in der Fitbit App mit allen wichtigen Infos zu Aktivitäten.
Quelle: Lorenz Keller

40 unterschiedliche Sportarten stehen zur Auswahl. Das Tracking beim Joggen scheint präzise zu sein, dank integriertem GPS ist auch die Streckenmessung genau. In der App findest du dann die detaillierte Auswertung, auf der Uhr nur Basis-Infos wie die Anzahl absolvierter Schritte, zurückgelegte Strecke, Aktivitäten, Herzfrequenz, Blutsauerstoff und so weiter.

Nach der Aufzeichnung des Schlafes siehst du auf dem kleinen Screen beispielsweise nur die Anzahl Stunden und die Schlafindex-Bewertung von Fitbit in Form einer Punktzahl. In der App kannst du dann die Schlafphasen in einem Diagramm ablesen, diese mit dem 30-Tage-Schnitt oder gar dem Durchschnitt von anderen Userinnen und Usern im selben Alter vergleichen.

Was ich auch sofort feststelle: Die Menüpunkte «Herzfrequenz im Schlaf» und «Unruhe» sind mit einem Schlösschen versehen. Das bedeutet: Sie sind nur mit dem Fitbit-Premium-Abo nutzbar. Dieses ist beim Neukauf des Geräts für sechs Monate gratis, danach kostet es 8.90 Franken/Euro pro Monat oder 70 Franken/Euro im Jahr. Ich erhalte dafür Zusatzfunktionen wie Tagesform-Index, Schlafprofile, Stress-Index, Workouts, Meditations-und Achtsamkeitsübungen und so weiter.

Nervig: Die App erinnert dich immer wieder daran, dass du auch ein Abo lösen könntest.
Nervig: Die App erinnert dich immer wieder daran, dass du auch ein Abo lösen könntest.
Quelle: Lorenz Keller

Die Gratis-Basisfunktionen sind eigentlich ausreichend. Muss ein Abo-Modell wirklich sein? Viele Userinnen und User nerven sich darüber – auch ich. Und Google weist auch viel zu offensiv auf das Abo hin, so dass ich bei jedem Gebrauch der App daran erinnert werde. Das ist unnötig – und sorgt für zusätzliches Missfallen.

Eine Woche Akkulaufzeit, ABER nur in der Theorie

Fitbit wirbt mit bis zu einer Woche Akkulaufzeit. Doch die Charge 6 muss im Alltag häufiger an die Ladestation. Mit normalem Tracking rund um die Uhr plus eingeschaltetem Always-On-Display betrug die Laufzeit im Test beispielsweise drei, selten vier Tage. Schaltest du den Screen aus und vergisst auch nicht, die Uhr jeden Abend per Knopfdruck in den Schlafmodus zu wechseln, schaffst du knapp fünf Tage.

Sobald du regelmässig Trainings aufzeichnest und die vielen Funktionen intensiv nutzt, sind es dann plötzlich nur noch zwei Tage. Einen Tracker kaufst du ja unter anderem, weil er nicht so oft geladen werden muss wie viele Smartwatches. Dieser Vorteil ist bei meinem Testgerät schnell weg.

Nicht gefallen hat mir auch das Ladekabel, das mit 50 Zentimetern sehr kurz ist. Da der Anschluss mit zwei Pins dezidiert nur für die Charge ist, kannst du nicht einfach irgendein längeres Kabel nutzen. Tatsächlich scheint es keine längere Version zu geben. Da hilft nur eine USB-Verlängerung…

InLine USB A — USB A (0.50 m, USB 2.0)
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Google Dienste, ABER alles viel zu kompliziert

Der grosse Vorteil des Zusammenschlusses von Google und Fitbit ist, dass es immer mehr Smartwach-Funktionen auf die Fitness-Armbänder schaffen. Über die Charge 6 kannst du mit Google Pay bezahlen, Youtube Music hören und Navigationsanweisungen von Google Maps empfangen.

Der Unterschied zur Smartwatch: Es lassen sich nicht beliebig zusätzliche Apps auf den Tracker herunterladen. Du bekommst das, was installiert ist. Nutzt du zum Beispiel Spotify, ist die App nicht verfügbar auf dem Tracker. Das Handy musst du beim Joggen aber sowieso mitnehmen. Der Tracker kann weder Musik speichern, noch sich direkt mit Kopfhörern verbinden.

Ganz merkwürdig ist übrigens, dass jedes abgespielte Musikstück auf Spotify eine neue Message erzeugt. Dort kannst du dann plötzlich die Musik pausieren oder zum nächsten Titel springen – was dann wieder eine Benachrichtigung erzeugt.

Der Speicherplatz ist so beschränkt, dass du nur jeweils ein Zifferblatt zur Verfügung hast. Willst du es wechseln, musst du das über die App machen. Und das dauert jedes Mal 30 Sekunden – eine gefühlte Ewigkeit.

Die Auswahl an Zifferblättern ist recht gross, das Wechseln dauert lange.
Die Auswahl an Zifferblättern ist recht gross, das Wechseln dauert lange.
Quelle: Lorenz Keller

Leider sind viele der Smartphone-Funktionen viel zu kompliziert gelöst. Um die Kreditkarte in Google Wallet aufzurufen, musst du beispielsweise die Anwendung auf der Uhr aufstarten und einen vierstelligen Code mühsam mit einem Drehrad eingeben – erst dann kannst du bezahlen. Eine Tastatur hat auf dem kleinen Screen keinen Platz. Immerhin bleibt die Wallet danach entsperrt, während du die Uhr trägst.

Benachrichtigungen sind ebenfalls tricky. Wenn mehrere gleichzeitig kommen, gibt’s ein Durcheinander. Zudem erzeugt der Vibrationsmotor in der Charge 6 ein unangenehmes Rütteln wie aus den Anfangszeiten dieser Technik. Auf dem Screen siehst du auch nicht, wenn neue Messages eingetroffen sind. Die musst du zuerst mit einem Swipe mühsam suchen. Immerhin: Bei einigen Messengern kannst du direkt mit vorgefertigten Antworten zurückschreiben.

Für Benachrichtigungen ist der kleine Screen nicht gemacht.
Für Benachrichtigungen ist der kleine Screen nicht gemacht.
Quelle: Lorenz Keller

Armbänder wechselbar, ABER unstabil

Die Fitbit Charge 6 ist zwar mit 1,17 Zentimetern recht dick, aber insgesamt schön kompakt. Die Länge beträgt 3,87, die Breite 1,86 Zentimeter. Der Vorteil: Der Tracker ist nicht mal 40 Gramm schwer. Der Nachteil: Der Touchscreen ist wirklich sehr klein und darum auch nicht ideal ablesbar.

Ob die längliche Optik gefällt, ist eine Geschmacksfrage. Nicht so schön ist, dass der effektive Bildschirm noch dicke schwarze Ränder rundherum hat. Positiv dagegen, dass die Charge 6 bis 50 Meter Tiefe wasserdicht ist. Du musst das Gerät also weder beim Duschen noch beim Schwimmen ablegen.

Die Optik ist okay, auch wenn die Ränder um den eigentlichen Screen dick sind.
Die Optik ist okay, auch wenn die Ränder um den eigentlichen Screen dick sind.
Quelle: Lorenz Keller

Während günstige Tracker oft mit einem fix verbauten Silikonarmband kommen, setzt Fitbit auf wechselbare Armbänder, die mit einem einfachen Klick-System montiert werden können. Da ich kein Fan von Silikon bin, habe ich beispielsweise ein gewobenes Textilarmband ausprobiert. Schick, angenehm und ein Highlight.

Leider ist es mir aber gleich mehrmals passiert, dass sich beim Ausziehen einer Jacke oder eines Pullis der obere Verschluss gelöst hat. Glücklicherweise ist nichts passiert, aber das ist ungünstig. Und bisher habe ich das noch bei keinem anderen Verschluss bei Uhren oder Fitness-Armbändern erlebt.

Immer wieder hat sich das Armband bei etwas Druck geöffnet.
Immer wieder hat sich das Armband bei etwas Druck geöffnet.
Quelle: Lorenz Keller

Fazit: ein solider Tracker, ABER mit zu vielen ABER

Die Fitbit Charge 6 macht, was sie soll. Gerade in der Kernkompetenz, dem Aufzeichnen der täglichen Aktivitäten, hat das Testgerät durchaus überzeugt. Aber mit rund 150 Franken oder Euro ist es nur dafür zu teuer. Da gibt’s bereits für weniger als die Hälfte des Geldes diverse valable Alternativen von Xiaomi, Huawei oder Honor.

Sobald die Charge 6 aber mehr sein will als ein Tracker, tauchen Schwächen auf. Die Ansätze sind immer gut und richtig – doch dann folgt jeweils ein Aber. Einmal oder zweimal wäre das in Ordnung, ich habe es aber im Test deutlich öfter festgestellt. So musst du genau abwägen, ob die erwähnten Schwächen für dich wichtig sind oder nicht.

Gerade wer Smartwatch-Funktionen nutzen möchte, ist mit einer echten Smartwatch wie der Google Pixel 2 deutlich besser bedient, auch wenn hier der Akku weniger lang hält.

  • Produkttest

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    von Philipp Rüegg

Titelfoto: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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