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Produkttest

LGs erster 8K-Fernseher ist ein Reinfall – aber nicht wegen 8K

Luca Fontana
19.2.2020

8K ist das Nonplusultra, sagen die TV-Hersteller. Ist nicht wahr, sage ich. Im Review von LGs SM9900 stelle ich fest: Der 8K-Fernseher taugt tatsächlich nichts. Schuld ist aber nicht 8K, sondern etwas ganz anderes.

LGs erster 8K-Fernseher heisst SM9900 und ist seit vergangenem November auf dem Markt. Damit gehört er noch zum 2019er-Jahrgang. Altes Eisen, sozusagen. Womöglich auch von Kinderkrankheiten geplagt, so als erster 8K-Fernseher seiner LG-Generation.

LG selbst hat mir das Gerät für den Test zur Verfügung gestellt. Und was ich zu sehen kriege, hat nichts mit Kinderkrankheiten zu tun. Der SM9900 hat eklatante Schwächen. Schlimmer noch. Er ist derart unnütz, dass es weh tut. Denn über Sinn oder Unsinn von 8K zu sinnieren, ist das eine. Das Problem des SM9900 aber ist ein ganz anderes.

Nämlich Blooming.

Wenn Full Array Local Dimming versagt

Blooming. Das ist der englische Begriff für den «Heiligenschein» um helle Objekte herum vor dunklem Hintergrund. Blooming entsteht dann, wenn das Hintergrundlicht dort sichtbar wird, wo eigentlich Schwarz sein müsste. Ein Beispiel:

Was du siehst, ist das Netflix-Logo. Das rote «N» vor schwarzem Hintergrund. Und ein Heiligenschein drumherum. Das Problem: LCD-Pixel können nicht ihr eigenes Licht ausgeben. Darum sorgen dutzende LEDs – je nach Modell auch hunderte – für das Hintergrundlicht, das die Pixel zum Strahlen bringt. Leuchtkristalle im Zusammenspiel mit Polarisationsfilter schotten Licht dort ab, wo Schwarz sein müsste.

Was in der Theorie gut klingt und mich auch in der Praxis schon mehrmals beeindruckt hat – zum Beispiel bei Samsungs Q9FN-TV-Review –, versagt hier auf ganzer Linie. Das beim Netflix-N oben ist nicht das bisschen Blooming, das bei FALD-Fernsehern normal ist und dazugehört. Das ist Blooming aus der Hölle. Mir fallen drei mögliche Ursachen ein.

So oder so: Das Hintergrundlicht-Management ist derart mies, dass es mir den Spass am Fernsehgucken verdirbt. Hier ein Beispiel mit Bewegtmaterial aus «Westworld».

Beim SM9900 ist selbst bei SDR-Inhalten Blooming gut zu erkennen. Achte beim folgenden Fussball-Video auf die Cagliari-Spieler im weissen Trikot, die sich durch den Schatten der Sardegna Arena bewegen. Die Heiligenscheine um die Spieler herum irritieren in Natura noch viel mehr als es ein Video je zum Ausdruck bringen könnte.

Irgendwann hat mich das Blooming derart genervt, dass ich versucht habe, Local Dimming in den Einstellungen auszuschalten. Versucht, weil ich die Einstellung sofort wieder rückgängig gemacht habe, als ich die miesen Schwarzwerte gesehen habe.

Vielleicht habt ihr ja eine Idee, was hier anders ist als üblich?

8K bietet keinen grossen Mehrwert, beeindruckt aber trotzdem

Der SM9900 hat Youtube.

Apropos: Solltest du beim Kauf ebenfalls keine Set-Top-Box bekommen, meldest du dich am besten direkt bei LGs Kundendienst. Geht vermutlich schneller als bei unserem eigenen Kundendienst, der ohnehin bei LG anklopfen müsste und nur den Durchlauferhitzer machen würde.

Aber was der TV-Prozessor – der Alpha-9-Prozessor der zweiten Generation – da veranstaltet, ist trotzdem höchst beeindruckend.

Ein Full-HD-Bild besteht aus 1920×1080 Pixeln. Insgesamt also über zwei Millionen Pixel. Das 8K-Panel des SM9900 hat 33 Millionen Pixel. Im obigen Video rechnet der Prozessor die knapp 31 Millionen fehlenden Pixel selber aus – in Echtzeit. Oder anders gesagt: 94 Prozent des Bildes sind berechnet, nur sechs Prozent stammen von der Quelle selbst.

Dass da kein Matsch, sondern ein gestochen scharfes Bild entsteht, halte ich für grossartig.

Hier noch ein Beispiel: Ein Tennismatch auf SRF2 via Swisscom TV. Quelle: 1280×720 Pixel, also 720p.

Nicht, dass das hochskalierte 8K-Bild deutlich besser wäre als das native UHD-Bild. Aber wäre das elende Blooming nicht – im Video oben gut sichtbar ab 0:29 –, käme ein gestochen scharfes Bild mit satten Farben zustande, das für LCD-Verhältnisse sensationell wäre.

Anschlüsse, Sound und Design

Andere HDMI-2.1-Vorteile, die nichts mit 8K zu tun haben, sind:

  • Übertragung dynamischer HDR-Metadaten (Dolby Vision, HDR10+)
  • Übertragung unkomprimierter Audiodateien via eARC (Dolby Atmos, DTS:X)
  • Variable Refresh-Raten (VRR, wenn Bildaufbau und -Wiederholfrequenz nicht synchron sind)

Soundmässig ist das 2.2-Soundsystem mit den beiden 20-Watt-Lautsprechern des SM9900 ganz okay, aber nicht beeindruckend. Nicht, dass ich was anderes erwartet hätte: Um einen voluminösen, raumfüllenden Klang zu erzeugen, brauchen die internen TV-Lautsprecher Platz. Den hat es in den immer dünner werdenden Fernsehern nicht.

Darum: Wenn du schon knapp 5000 Franken in einen Fernseher investierst, dann würde ich nicht am Sound sparen. Falls du einen Tipp brauchst: Bitteschön.

Fazit: Gut, bin ich ihn wieder los

Nein, das Problem ist Blooming. Etwas, das technologiebedingt bei FALD-Fernsehern zwar dazugehört, aber niemals so wie beim SM9900. Nicht in diesem Ausmass. Das ist unzumutbar und vermasselt das Bild zu gründlich, um eine Kaufempfehlung auszusprechen – schon gar nicht bei einem Preis von 5000 Franken / 4500 Euro –, auch wenn der SM9900 ansonsten in fast allen anderen Disziplinen ausgezeichnete Arbeit leistet.

Das muss bei den kommenden 2020er-Modellen besser werden.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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