Mit Druckern ohne Patronen schonst du Umwelt und Portemonnaie
Produkttest

Mit Druckern ohne Patronen schonst du Umwelt und Portemonnaie

Kevin Hofer
27.9.2023

Drucker gelten nicht gerade als umweltfreundlich. Geräte ohne Patrone helfen dabei, zumindest den Abfall etwas zu reduzieren. Ich schaue mir Drucker von HP, Canon und Epson an und achte darauf, was die Hersteller für die Umwelt tun.

Am ökologischsten druckst du, wenn du nicht druckst. Aber auch in unserer digitalisierten Welt geht es nicht immer ohne Papier. Was auch immer der Grund zum Drucken ist, heute kannst du das ökologischer tun als früher. Etwa mit einem Gerät ohne Patronen. Damit sparst du sogar noch Geld.

Aber was tun die Hersteller sonst noch für die Umwelt? Ich habe aktuelle patronenlose Geräte von Epson, HP und Canon spezifisch auf ihren Umwelteinfluss hin geprüft. Sie wurden von den Herstellern ausgesucht und für diesen Test zur Verfügung gestellt. Du liest hier also keinen Bericht zu Druckqualität und Features – ausser sie haben einen Einfluss auf die Ökologie. Was die Drucker alles können, entnimmst du am besten dem entsprechenden Datenblatt. Qualitativ empfinde ich alle Drucker für den Bürogebrauch als geeignet. Wobei ich dem Canon von blossem Auge die beste Qualität für Fotos bescheinige, gefolgt vom HP und zuletzt dem Epson.

Epson EcoTank ET-4850 (Tintentank, Farbe)
Drucker
Cash‐back
365,86 EUR CashBack 40.–

Epson EcoTank ET-4850

Tintentank, Farbe

HP Smart Tank 7605 All-in-One (Tintentank, Farbe)
Drucker
366,44 EUR

HP Smart Tank 7605 All-in-One

Tintentank, Farbe

Canon MAXIFY GX4050 (Tintentank, Farbe)
Drucker
392,– EUR

Canon MAXIFY GX4050

Tintentank, Farbe

Karton vs. Polystyrol

Die Verpackung hat einen vergleichsweise kleinen Einfluss auf die Umweltverträglichkeit eines Produkts. Dennoch ist es schön zu sehen, wenn Hersteller darauf achten. Bei Canon finde ich in und an der Verpackung am wenigsten Kunststoff. Zudem setzt das japanische Unternehmen beim Dämmmaterial auf recycelten Karton statt expandiertes Polystyrol – anders als Epson und HP.

Karton gilt als umweltverträglicher als Polystyrol.
Karton gilt als umweltverträglicher als Polystyrol.
Quelle: Kevin Hofer

Es gibt immer wieder Behauptungen der Polystyrol-Hersteller, dass das Material umweltfreundlicher als Karton sei, (etwa hier). Das Gegenteil dürfte hingegen der Fall sein (siehe hier oder hier). Dem Polystyrol kommt entgegen, dass es leichter ist als Karton. Ein nicht zu unterschätzender Effekt für den Transport, die Geräte müssen schliesslich weite Wege zurücklegen. Mehr Gewicht bedeutet auch mehr Energieverbrauch. Die Drucker kommen aus China (HP), Vietnam (Canon) und den Philippinen (Epson). In letzterem Fall sind das rund 10 000 Kilometer Luftlinie.

Flasche vs. Patrone

Bevor ich die Drucker in Betrieb nehme, muss ich die Tinte einfüllen. Diese liefern die Hersteller in Flaschen aus Kunststoff mit. Hast du früher zu denen gehört, die bei den mitgelieferten Patronen zu wenig Inhalt vermuteten, kannst du hier beruhigt sein: Du siehst, wie viel dabei ist.

Die Flasche kommt kopfüber auf den Drucker. Das Befüllen läuft bei allen Modellen gleich ab.
Die Flasche kommt kopfüber auf den Drucker. Das Befüllen läuft bei allen Modellen gleich ab.
Quelle: Kevin Hofer

Klar ist: Die Tintenflaschen generieren deutlich weniger Abfall als Tintenpatronen. In einer schmalen Patrone befinden sich zwischen 10 und 15 Milliliter (ml) Tinte. In den kleinsten Flaschen das Viereinhalb- bis Siebenfache. Hinzu kommt, dass viele Patronen noch elektronische Komponenten verbaut haben, damit sie vom Drucker erkannt werden. Ökologisch gesehen sind die Flaschen also deutlich besser. Aber auch das Portemonnaie wird geschont.

Bei HP und Epson enthalten die Flaschen mit Farbe jeweils 70, jene mit schwarzer Tinte 130 ml. Bei Canon sind es 135 ml bei den Farbigen und 170 ml bei der Schwarzen. Die Flaschen kosten einzeln dafür mehr. In folgender Tabelle zeige ich dir die aktuellen Kosten (21. September 2023) der einzelnen Flaschen nach Preis pro 100 ml auf.

Absolut gesehen sind die Tintenflaschen von Epson am günstigsten. Es kommt aber auch darauf an, wie effizient die Drucker die Tinte verwenden, also wie viele Seiten sich mit 100 ml drucken lassen. Dazu stütze ich mich auf die offiziellen Angaben der Hersteller – aus ökologischen Gründen drucke ich nicht zig tausend Seiten aus.

In folgender Tabelle siehst du, wie viele Seiten du mit 100 ml drucken kannst. Bei den Farben teile ich die Seitenzahl durch drei, damit ich 100 ml farbige Mischtinte in die Rechnung einfliessen lasse. Mir ist bewusst, dass beim Drucken nicht alle drei Farben gleichmässig verwendet werden. Der Einfachheit halber stelle ich die Berechnung aber so auf.

Mit dem HP-Drucker solltest du mit 100 ml Tinte am meisten Seiten drucken können. Was bedeutet das für den Preis? Da der Preis pro Seite verschwindend gering ist, zeige ich ihn dir in folgender Tabelle pro 100 Seiten auf.

Die Tinte für 100 Seiten Schwarz kostet dich bei HP mit 12 Rappen deutlich am wenigsten. Bei Canon bezahlst du mehr als das Doppelte. Bei der Farbe liegen die drei Drucker nahe beieinander. Im Vergleich zu den klassischen Tintenpatronen sind aber alle enorm günstig. Ich habe dieselbe Rechnung mit der meistgekauften Tintenpatrone von HP, der 953XL, gemacht. Hier zahlst du für 100 Seiten Schwarz 2,57 Franken, also über das Zwanzigfache des Patronen freien HPs.

Der Füllstand lässt sich bei allen Modellen einfach ablesen.
Der Füllstand lässt sich bei allen Modellen einfach ablesen.
Quelle: Kevin Hofer

Sparsam sind alle

Im Gebrauchsleben eines Druckers spielt ökologisch gesehen auch der Stromverbrauch eine Rolle. Um diesem auf die Schliche zu kommen, habe ich die Leistungsaufnahme der drei Drucker gemessen. Die sieht folgendermassen aus:

Die meiste Zeit seines Lebens steht ein Drucker still. Deshalb sind die ersten drei Angaben besonders spannend. Canon gelingt es als einzigem Hersteller, dass ich bei ausgeschaltetem Zustand keine Leistungsaufnahme messen kann. Auch im Standby – was mit ausgeschaltetem Bildschirm gleichzusetzen ist – und bei eingeschaltetem Bildschirm zieht der Canon am wenigsten Leistung. Die Unterschiede sind aber gering. Wenn du den HP-Drucker ständig im Standby lässt, kostet dich das pro Jahr etwa zwei Franken mehr als beim Canon – ausgegangen von einem Strompreis von 25 Rp/kWh.

Beim Drucken sieht es anders aus. Hier benötigt der Epson am wenigsten Watt. Canon und HP nehmen sich nichts. Aber wie sieht es aus, wenn ich 100 Seiten drucken will? Hier kommt die Druckgeschwindigkeit in ISO (monochrom) hinzu. So viele Wattstunden (Wh) verbrauchen die Drucker für 100 Seiten Schwarz.

Damit sind die drei Drucker nicht wirklich sparsamer als ältere Geräte. Mein über sechs jahre alter Brother MFC-J5330DW zieht in allen Zuständen ähnlich viel wie der HP.

Stromspar Features

Bei allen drei Modellen kannst du einstellen, wie lange sie inaktiv sein dürfen, bevor sie in den Standby gehen – oder ganz ausschalten. Der Canon verfügt in den Eco-Features zudem über eine Zeitschaltuhr. So schaltet er sich morgens ein und abends wieder automatisch aus.

Wirklich energieeffizienter sind Drucker die letzten Jahre nicht geworden.
Wirklich energieeffizienter sind Drucker die letzten Jahre nicht geworden.
Quelle: Kevin Hofer

Ab ins Recycling?

Alle drei Drucker kannst du ins Recycling geben. Ich gehe davon aus, dass sie sich alle gleich gut, respektive schlecht wiederverwenden lassen. Allfällige CO₂-Zertifikate, die die Hersteller im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsbestrebungen erwerben, lasse ich mal vorne aus.

Herstellungs- und Lieferketten sind gelinde ausgedrückt schwierig zu beurteilen. Ich kann nicht hinter sie blicken. Sie sind schlicht zu komplex. Zwar haben Canon, HP sowie Epson Nachhaltigkeitsprogramme. Inwiefern die jedoch etwas nützen, kann ich nicht beurteilen.

Die drei Modelle, die ich mir näher angeschaut habe, auf einen Blick.
Die drei Modelle, die ich mir näher angeschaut habe, auf einen Blick.
Quelle: Kevin Hofer

Sowieso gilt bei Elektronikprodukten: Weniger ist mehr. Sie sind in jedem Abschnitt ihres Lebens eine Belastung für die Umwelt. Die Gewinnung der Rohmaterialien, die Herstellung, die Lieferung, der Gebrauch und die Entsorgung – alles benötigt Ressourcen.

Ohne Patrone bekommt die Krone

Den eingangs erwähnten Spruch muss ich nachträglich anpassen: Am ökologischsten druckst du, wenn du keinen Drucker besitzt. Das geht aber nicht immer. Deshalb ist es schön zu sehen, dass sich die Druckerhersteller bemühen, ihre Geräte ökologischer zu machen. Abgesehen von ihren Nachhaltigkeitsbestrebungen ist dabei der Verzicht auf Druckerpatronen die grösste Hilfe. Drucken mit Flaschen statt Patronen schlägt sich nebenbei auch noch äusserst positiv aufs Portemonnaie aus.

Der Stromverbrauch der Drucker ist die letzten Jahre etwa gleich geblieben. Hier scheint quasi Stillstand zu herrschen. Zugegebenermassen ziehen die Drucker wenig Leistung. Am besten fährst du dennoch, wenn du sie bei Nichtgebrauch abschaltest und ihnen mit einer Stromschiene jeglichen Saft verwehrst.

Einen klaren Sieger zu krönen fällt mir schwer. HP hat bei den Anzahl Seiten pro 100 ml die Nase vorne, Canon dafür bei der Verpackung und dem Stromverbrauch. Epson ist immer dazwischen. Sie sind also mehr oder weniger gleich auf.

Persönlich werde ich mir bestimmt einen Drucker ohne Patrone kaufen, sobald mein jetziger kaputt ist. Bis dahin behalte ich den aber noch. Ich ersetze die Patronen meines Druckers einmal jährlich, weshalb sich die Kosten für mich und der Schaden für die Umwelt in Grenzen halten.

26 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar