Mountain Everest 60: Die kleine Tastatur mit ansteckbarem Nummernblock überzeugt im Test
Produkttest

Mountain Everest 60: Die kleine Tastatur mit ansteckbarem Nummernblock überzeugt im Test

Kevin Hofer
21.6.2022

Mit der Everest 60 liefert Hersteller Mountain eine tolle Fertigtastatur im kleinen Formfaktor ab, die dank ansteckbarem Nummernblock auch so manche Bürogummis verzücken dürfte.

Ich liebe Tastaturen im kleinen Formfaktor. Die meisten können das nicht verstehen, denn ihnen fehlt der Nummernblock. Mit der Everest 60 von Mountain haben auch Nummernblock-Fans keine Ausrede mehr, einmal eine Tastatur im kleinen Formfaktor auszuprobieren. Denn sie kommt mit andockbarem Element für alle Excel-Zauberer. Entstanden ist eine wunderbar modulare Tastatur, die ich nur auf hohem Niveau kritisieren kann.

Mountain Everest 60 (Eng. Int., Kabelgebunden)
Tastatur
146,99 EUR

Mountain Everest 60

Eng. Int., Kabelgebunden

Mountain Everest 60 Num (Nummernblock, Docking)
Tastatur
53,64 EUR

Mountain Everest 60 Num

Nummernblock, Docking

Dank des modularen Systems lässt sich der optionale Nummernblock der Everest 60 links anbringen.
Dank des modularen Systems lässt sich der optionale Nummernblock der Everest 60 links anbringen.

So tippt es sich auf der Everest 60

Die Everest 60 ist eine sogenannte Tray-Mount-Tastatur mit seitlich sichtbaren Switches. Dabei sind die Deckplatte aus Aluminium und die Platine, auf der die Switches stecken, direkt mit dem unteren Gehäuseteil verbunden.

Auf dieser Art von Tastatur tippt es sich eher hart.Sie gibt nicht nach, wenn du die Tasten voll durchdrückst. Mir ist das zu hart, um lange Zeit darauf zu tippen, aber das ist Geschmacksache.

Wie die Tastatur beim Tippen klingt, hörst du im Video:

Die Everest 60 klingt gedämmt, hat aber dennoch ihren eigenen Charakter. In ihr liegen mehrere Schichten Dämmmaterial: unten eine Schicht aus Silikon, gleich darüber Schaumstoff für die Platine und dann noch das gleiche Material zwischen der Platine und der Deckplatte. Mir gefällt der Klang für eine Fertigtastatur gut.

Auch die Stabilisatoren, jene Dinger, die deinen langen Tasten im Gleichgewicht halten, klappern nicht. Dafür erzeugen die Leer- sowie Backspace-Tasten ein Tickgeräusch beim Drücken.

Mountain packt in den 60-Prozent-Formfaktor dedizierte Pfeiltasten – die fehlen üblicherweise bei solchen Tastaturen. Um das zu erreichen, verkürzt der Hersteller die Hilfstasten – Alt, Shift, Fn und Co. – auf der rechten Seite. Sie sind alle nur eine Einheit breit – also gleich gross wie die Buchstabentasten. So wirkt alles zusammengestaucht. Vor allem die kurze Shift-Taste ist gewöhnungsbedürftig. Zu Beginn vertippe ich mich häufig. Auch an die spezielle Position der Delete-Taste rechts unten kann ich mich nur schwer gewöhnen.

Die kurze Shift-Taste ist gewöhnungsbedürftig.
Die kurze Shift-Taste ist gewöhnungsbedürftig.

Wie dir vielleicht auf den Bildern aufgefallen ist, kommt mein Testsample der Everest 60 im ANSI-Layout mit US-Tastenbelegung. Derzeit gibt es die Tastatur noch nicht im ISO-Layout.

Features und Lieferumfang

Die Everest 60 ist mitsamt optionalem Nummernblock ein eigenes System. Es ist also nicht mit der Everest Core und deren Zubehör kompatibel. Das liegt an den etwas schmaleren Rändern der 60.

Sonst ist bei der Everest 60 einiges gleich wie bei der Core. Hinten hat sie ebenfalls drei USB-C-Anschlüsse. So kannst du entscheiden, ob du das mitgelieferte, gewickelte USB-Kabel oder ein eigenes links, mittig oder rechts anschliesst. Die Anschlüsse unterstützen leider kein Passthrough. Du kannst also keine anderen Geräte über die Tastatur mit deinem Computer verbinden.

Mit magnetischen Füssen lässt sich der Tippwinkel anpassen.
Mit magnetischen Füssen lässt sich der Tippwinkel anpassen.

Die magnetischen Füsse, um den Tippwinkel zu verändern, sind ebenfalls wieder dabei. Das ist ein nettes Feature und wirkt hochwertiger als die Kunststoffklappfüsse bei den meisten Tastaturen.

Apropos Kunststoff: Abgesehen von der gebürsteten Aluminium-Deckplatte oben besteht die Everest 60 aus Kunststoff. Das gilt auch für die seitlichen Abdeckungen der USB-C-Ports, an die du den Nummernblock andockst.

All Things RGB – die LED-Leiste zieht sich um die ganze Tastatur herum.
All Things RGB – die LED-Leiste zieht sich um die ganze Tastatur herum.

Getrennt wird der Kunststoff von der Aluplatte mit einer RGB-LED-Leiste, die sich rund um die Tastatur zieht. Ich bin zwar kein Fan von RGB, aber es sieht echt geil aus, wenn ich den Nummernblock andocke und die Lichtershow nahtlos um den Nummernblock herum weitergeht. Die sichtbaren Switches lassen die Beleuchtung noch intensiver wirken.

Insgesamt ist die Verarbeitung der Tastatur sehr gut.

Keycaps, Switches und Stabilisatoren

Im Gegensatz zur Core setzt Mountain bei der 60 auf eigene Switches. Mein Testsample kommt mit dem Mountain Linear 45. Ein ab Werk geschmierter, linearer Switch mit 45 Gramm Auslösekraft. Der Tastenhub bis zum Auslösen beträgt zwei, der gesamte Hub vier Millimeter. Der Switch hat drei Pins, es handelt sich also um einen Plate Mount Switch. Die Platine der Everest 60 unterstützt aber auch PCB Mount Switches mit fünf Pins. Der obere Teil des Switches besteht aus transparentem Polycarbonat, was die LED-Beleuchtung besser durchscheinen lässt. Die Switches lassen sich dank Hot-Swap-Platine schnell und einfach tauschen.

Dank Hot-Swap-Platine lassen sich die Mountain 45 Linear Switches schnell und einfach tauschen.
Dank Hot-Swap-Platine lassen sich die Mountain 45 Linear Switches schnell und einfach tauschen.

Die Switches sind insgesamt nicht schlecht. Die angebrachte Schmiere erfüllt ihren Zweck und sie fühlen sich relativ weich beim Drücken an. Leider erzeugt die Feder ein gut hörbares Ping-Geräusch, das mich stört. Bist du Switches in Fertigtastaturen gewöhnt und magst leichte lineare Taster, wirst du aber bestimmt Freude an den Switches haben.

Bei den Keycaps hat Mountain nachgebessert. Bei der Everest Core waren die noch mein grösster Kritikpunkt. Auch die Keycaps der 60 überzeugen mich nicht vollends. Sie sind okay. Statt ABS-Kunststoff sind sie neu aus PBT-Kunststoff. Dieser neigt weniger schnell dazu, Fingerabdrücke anzuziehen. Die Tastenkappen werden im Doppelguss-Verfahren hergestellt. Die Beschriftungen sind transparent, sodass das RGB-Licht durchscheinen kann.

Die kleine Beschriftung der Shift-Taste im Vergleich zur Fn-Tast stört mich.
Die kleine Beschriftung der Shift-Taste im Vergleich zur Fn-Tast stört mich.

Die Beschriftungen sind aber inkonsistent und nicht immer an derselben Stelle auf dem Keycap. Zudem sind sie nicht immer gleich gross. Auf der kurzen, rechten Shift-Taste sind die Buchstaben klein, auf der Fn-Taste diagonal daneben jedoch riesig. Das triggert mich.

Mountain verbaut sogenannte Plate-Mount-Stabilisatoren. Die werden an der Deckplatte und nicht der Platine befestigt. In der Regel tendieren diese Stabilisatoren dazu, beim Tippen zu klappern. Das ist bei der 60 nicht der Fall. Das liegt daran, dass sie geschmiert sind. Ein Dämmungs-Pad, das der Hersteller auf der Platine anbringt, reduziert zusätzlich das Klappern beim Tippen. Mountain zeigt hier viel Liebe zum Detail. Leider erzeugen die Stabilisatoren meines Testsamples nach ein paar Tagen tippen ein Tickgeräusch. Die rechte Shift-Taste fühlt sich zudem matschig an, sie scheint beim Herunterdrücken leicht festzukleben. Das ist ein Zeichen für zu viel Schmiere.

Das schwarze Ding im Loch links vom geschmierten Stabilisator ist ein Dämmungs-Pad. Dadurch klappern die Stabilisatoren weniger.
Das schwarze Ding im Loch links vom geschmierten Stabilisator ist ein Dämmungs-Pad. Dadurch klappern die Stabilisatoren weniger.

Das Numpad

Optional gibt es zur Tastatur ein Numpad, das sich links oder rechts anstecken lässt. Die Everest dürfte also auch Fans von Full-Size-Tastaturen ansprechen. Wenn du das Numpad ansteckst, fehlen dir im Vergleich dazu nur dedizierte F- und Navigations-Tasten. Beide erreichst du über die Fn-Taste jedoch schnell und bequem.

Mit diesem Schieber kann ich links oder rechts einen USB-C-Anschluss ausfahren und das Numpad einfach an die Tastatur docken.
Mit diesem Schieber kann ich links oder rechts einen USB-C-Anschluss ausfahren und das Numpad einfach an die Tastatur docken.

Der Ansteckmechanismus funktioniert wie bei der Everest Core. Über einen Schieber auf der Unterseite holst du den USB-C-Anschluss für die Montage rechts oder links hervor. Mit einem entsprechenden Kabel kannst du den Nummernblock auch weiter entfernt von der 60 auf deinem Pult anbringen.

Der optionale Nummernblock ist klar das Highlight der Everest 60.
Der optionale Nummernblock ist klar das Highlight der Everest 60.

Sogar zusammengesteckt spart die Tastatur ordentlich Platz auf dem Pult. Sie ist so nur etwa 55 Millimeter länger als meine Ikki68 Aurora, eine 65-Prozent-Tastatur. Wenn ich das Board verschiebe, haftet der Nummernblock an der 60. Hebe ich die Tastatur in der Mitte an, hängt er auch daran fest. Einzig wenn ich die verbundenen Elemente mit beiden Händen von der Seite anhebe, löst sich der Nummernblock.

Hier ein Grössenvergleich mit meiner Ikki68 Aurora, einer 65-Prozent-Tastatur.
Hier ein Grössenvergleich mit meiner Ikki68 Aurora, einer 65-Prozent-Tastatur.

Das Base Camp oder die Software

Wie bei der Everest Core brauchst du zur Personalisierung der 60 die proprietäre Software Base Camp. Hier kannst du die Beleuchtung einstellen und auch Tasten neu belegen und Makros erstellen.

Mir ist die Software zu unübersichtlich.
Mir ist die Software zu unübersichtlich.

Insgesamt ist die Software solide. Sie hat in meinem Test immer funktioniert. Ich bin jedoch kein Fan vom Design und dem Aufbau. Es wirkt alles etwas unübersichtlich.

Geiles Teil

Insgesamt ist die Everest 60 eine gute Tastatur im kleinen Formfaktor. Vor allem mit dem Nummernblock ist sie eine Kaufempfehlung. Wenn du mit der Tastatur zockst und arbeitest, ist das perfekt. Beim Spielen hast du die Tastatur nahe der Maus und beim Arbeiten dockst du den Nummernblock an.

Konkrete Kritikpunkte am Board sind die Stabilisatoren und die Keycaps. Sonst gibt es nichts auszusetzen. Das Andocken des Numpads ist schlicht genial. RGB-Fans sind versorgt. Mit Hot-Swap, soliden Switches und guter Verarbeitung macht die Everest 60 Spass.

Ich empfehle die 60 vor allem in Kombination mit dem Nummernblock. Nur die Everest 60 hat zu viel Konkurrenz von anderen Herstellern. Die kürzlich getestete GMMK2 im 65-Prozent-Formfaktor würde ich vorziehen – vor allem wegen der speziellen Anordnung der linken Shift- und der Delete-Taste der 60. Auch preislich liegt die Everest derzeit über der GMMK 2 – mit oder ohne Numpad.

Wenn du meine Artikel regelmässig liest, weisst du, dass ich derzeit auf einer Split-Ortho-Tastatur schreibe. Dieses Review ist im Vorfeld des Selbstversuchs entstanden.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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