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Mit Laser gegen Stechmücken: Wird ein Traum bald wahr?
von Martin Jungfer
Ferien auf dem Campingplatz haben eine Herausforderung: Stechmücken. Dieses Jahr bin ich weitgehend verschont geblieben. Der E55 von Thermacell hat sich im Test bewährt.
Eines vorneweg: Ja, mit dem E55 von Thermacell schwinge ich die Chemiekeule gegen Mücken. Du kannst auch auf natürliche Mittel setzen wie Kaffeepulver, Öl von Eukalyptus oder Zitrone, dich mit langen Hosen und Ärmeln schützen oder hoffen, dass Ultraschall-Vertreiber etwas ausrichten. Einiges davon hilft vielleicht ein wenig, die Ultraschallbekämpfung dagegen ist wissenschaftlich erwiesen wirkungslos. Zukunftsmusik, wenn überhaupt, ist ein Laserabwehrschild, das die Moskitos aus der Luft holt.
Ich will jetzt bestmöglichen Schutz, ohne dass ich dafür ein Bad in Anti-Brumm nehmen muss. Schon seit einigen Jahren nutze ich ein älteres Thermacell-Gerät. Dieses arbeitet mit Gaskartuschen und Wirkstoffplättchen. Hier findest du meinen Testbericht von 2021 dazu:
Jetzt kommt Thermacell mit etwas Neuem. Und ich will wissen, ob es besser ist – oder nur anders. Das Prinzip des E55-Modells ist im Prinzip ähnlich wie beim Vorgänger Halo Mini: Ein Wirkstoff wird erhitzt und verdampft. So bildet sich eine Art Wolke rund um den Aufstellort. Der Wirkstoff in der Luft hält dann die Stechmücken fern. Thermacell spricht von einer bis zu 29 Quadratmeter grossen «Schutzzone» rund um den Aufstellort.
Beim E55 sorgt ein integrierter Akku für die nötige Hitze, um den flüssigen Wirkstoff zum Verdampfen zu bringen. Es handelt sich um eine Lösung mit dem Insektizid Metofluthrin. Die Chemikalie verwirrt Mücken, betäubt und tötet sie schließlich. Details zur Wirkung sind in einer Studie von 2017 nachzulesen. In einem geschlossenen Raum mit Gelbfiebermücken hat hier die «Beissaktivität innerhalb kürzester Zeit» sehr stark nachgelassen.
Ich habe ein Exemplar in der Nähe des E55 zumindest halb lebendig einfangen können. Das Nervengift hat dem Insekt erkennbar zugesetzt und zu unkoordinierten und seltsamen Zuckungen geführt.
Auf der Wirktstoffkartusche für das E55 findest du einen Aufkleber mit Warnhinweisen, dazu ein Piktogramm von einer zerfressenen Lunge und einem toten Fisch. In der Fachliteratur wird für Metofluthrin von «neurotoxischem Potenzial» gesprochen. Bei Ratten sei in Versuchen starkes Zittern ausgelöst worden, Hunde reagieren mit vermehrtem Speichelfluss, sollten sie in direktem Kontakt mit dem Mittel kommen. Für Bienen, Fische und wirbellose Wassertiere wie Muscheln und Schnecken ist es hochgiftig.
In der praktischen Anwendung ist das E55 von Thermacell allerdings sicher. Das Gerät ist zudem von US-Behörden überprüft und hat auch eine EU-Zulassung. Bei der Anwendung verdampft immer nur eine kleine Menge aus dem Gerät. Zum anderen kommt hoffentlich sowieso niemand auf die Idee, die Dämpfe direkt ab dem Auslass zu inhalieren.
Ein kurzer Blick in die Anleitung schadet nicht, aber grundsätzlich kannst du nichts falsch machen, wenn du den E55 in Betrieb nimmst. Im Karton findest du das Gerät selbst. Form und Abmessung erinnern mich an eine Urne. Vielleicht hätte ich das Testgerät nicht in Schwarz auswählen sollen. Aber es ist – zumindest Stand August 2025 – die einzige Farbe bei uns im Shop. Thermacell hat den E55 grundsätzlich jedoch auch in minimal fröhlicherem Dunkelblau im Sortiment.
Der Deckel des Geräts wird magnetisch gehalten und kann einfach abgenommen werden. In die Vertiefung setze ich die mitgelieferte Kartusche mit dem Wirkstoff ein. Sie enthält 10 Milliliter Flüssigkeit und soll für 40 Stunden Betrieb reichen – und im Test schaffe ich das auch locker. Bei mir war erst nach knapp 50 Stunden Schluss.
Achtung, es gibt im Markt mindestens zwei unterschiedliche Grössen für die Nachfüller: für 12 und für 40 Stunden Betrieb. Sofern verfügbar, empfehle ich dir die grössere Version, bei der das Preis-Leistungs-Verhältnis besser ist. Leider gibt es aktuell im Shop nur die kleine Kartusche.
Und ja, grundsätzlich sitzt du bei Thermacell in der Folgekostenfalle. Du kaufst einmal das recht günstige Gerät. Um dieses nutzen zu können, musst du regelmässig die Nachfüllkartuschen kaufen. Das generiert Umsatz für Thermacell und leider auch recht viel Plastikabfall. Die Kartuschen können nicht wieder neu befüllt werden, sondern wandern in den Mülleimer.
Hast du den E55 nicht in Betrieb, solltest du die Kartusche herausnehmen und mit der kleinen Kappe wieder zudrehen. So vermeidest du unnötiges Ausdampfen über den Docht.
Ist die Kartusche eingesetzt und der Deckel wieder drauf, drücke ich für etwa zwei Sekunden den einzigen Knopf am Gerät. Drei aufsteigende Töne bestätigen, dass ich den E55 erfolgreich eingeschaltet habe. Vier ringförmig um den Einschaltknopf platzierte LED blinken jetzt. Das bedeutet, dass sich das Gerät aufheizt. Ist es nach knapp einer Viertelstunde auf Betriebstemperatur, leuchten die LEDs konstant. Dann kann ich bei genauem Hinsehen auch die kleine Dampfwolke sehen, die oben aus dem Gerät kommt, quasi der Geist aus der Flasche, der die Mücken bekämpft.
Fünfeinhalb Stunden Betriebsdauer verspricht Thermacell, wenn ich das Gerät vorher per USB-C-Kabel vollständig aufgeladen habe. Das kommt tatsächlich hin. Wie voll der Akku ist, zeigt dir eine dreistufige Status-Anzeige unter dem Powerknopf. Leuchten drei LED ist der Akku voll, leuchtet nur noch einer, ist es bald vorbei mit dem Mückenschutz. Blinkt das letzte Licht rot, hast du noch 20 Minuten Laufzeit.
Ich habe beim Testen das Gerät auch mit einer Powerbank versorgt. Gut, dass Laden im Betrieb möglich ist. Es dauert nämlich um die fünf Stunden, bis ein leerer Akku wieder geladen ist.
Der Stecker fürs Kabel ist mit einer Gummikappe verdeckt und muss vorher weggeklappt werden. Nachdem ich das ein paar Mal gemacht habe, hängt sie jetzt unmotiviert herum. Das ist unnötig schlampig gemacht.
Die Wirksamkeit des E55 habe ich nicht im Labor getestet, sondern im Alltag. Konkret stand das Gerät auf dem Frühstückstisch, der wiederum auf einem offenen Sitzplatz zwischen Bäumen und Büschen stand. Nach einer Nacht mit Regen und bei 25 Grad am Morgen ist so etwas eigentlich ein Eldorado für Stechmücken. Das Thermacell-Gerät hat die Insekten aber erfolgreich ferngehalten.
Der Test am Abend im Restaurant des Campingplatzes war nicht ganz so erfolgreich. Kurz nach Sonnenuntergang erfolgte der Überfall des Stechmücken-Geschwaders. An allen Tischen klatschen sich die Gäste mit den Händen ins Gesicht oder auf die Schultern der Sitznachbarn. Auch an unserem Tisch. Personen mit Neigung zu überdurchschnittlicher Schweissproduktion sind definitiv eher kontraproduktiv. Sie riechen für die stechenden Plagegeister offensichtlich so verführerisch, dass sie sich durch die Chemiewolke kämpfen und oft noch in einem letzten Kraftakt zubeissen, bevor sie dann wieder abdrehen und sterben. Gegen diese Kamikaze-Taktik würde nur ein Moskitonetz schützen.
Eingeschränkt ist die Wirkung auch, wenn es zu windig ist. Dadurch wird der Wirkstoff nach dem Verdampfen direkt verweht. Hier hilft dann am ehesten noch, das Gerät so aufzustellen, dass die Wolke durch den Wind dorthin getragen wird, wo du dir Schutz erhoffst.
Pro
Contra
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.