Valerian and the City of a Thousand Planets: Ein Blick in die Zukunft des Datenspeichers (und ein Wettbewerb)
Hintergrund

Valerian and the City of a Thousand Planets: Ein Blick in die Zukunft des Datenspeichers (und ein Wettbewerb)

Ich habe den Film «Valerian and the City of a Thousand Planets» schon gesehen. Nebst dem Spektakel ist mir vor allem eines geblieben: Der riesige Datenspeicher in der Weltraumstadt Alpha. Daher habe ich mich mal über das Thema hergemacht.

Luc Besson schafft mit seinem neuen Kinofilm «Valerian and the City of a Thousand Planets» eine Welt, die so nur im Comic-Klassiker existiert. Raumschiffe, die in Überlichtgeschwindigkeit durchs All des 28. Jahrhunderts fliegen und irgendwo da draussen: Die Raumstation Alpha. Alpha war einst etwas wie die Internationale Raumstation ISS, die seit nunmehr 18 Jahren um die Erde kreist. (Kleines Detail am Rande: Der Rufname der ISS ist ebenfalls «Alpha».) Im Film wird Alpha immer weiter ausgebaut, diplomatische Kontakte zwischen Erden- und Weltraumvölkern werden geknüpft und irgendwann wird Alpha zu gross. Da die Raumstation die Grösse eines Mondes erreicht hat und ihre Gravitation die Erde beeinflusst, werden massive Triebwerke angebracht und Alpha begibt sich auf die lange Reise durchs All.

Die Omeliten warten die grösste Enzyklopädie des Universums

Überall wo Alpha hingeht, und egal, welche Völker auf der immer weiter wachsenden Station niederlassen: Die Regierung der Station sammelt Wissen. Im 28. Jahrhundert, dann, wenn der Plot um die Agenten Valerian und Laureline losgeht, ist ein gesamter Stadtteil – Alpha wird konsequent als Stadt angesehen – nur damit beschäftigt, dieses Wissen zu speichern. In zwei kurzen Szenen wird dieses Quartier gezeigt: Wände voller goldenen Speicherplatten, gewartet von der ausserirdischen Rasse der Omeliten, die wohl scheiternde Festplatten austauschen und das gesammelte Wissen von über 3300 Planeten verwalten. Laut Film beinhaltet dieser Stadtteil noch nicht einmal die persönlichen Daten der 30 Millionen Bewohner Alphas, sondern nur das gesammelte Wissen.

Wahnsinn.

Klar, der Film bietet weit mehr als nur eine irre Datenmenge. Da wäre noch der rasend schnelle Plot, die durchwegs überzeugenden Spezialeffekte, meine Lieblingsnebenfigur in Form der Stylistin der Boulan-Bathor – mal ehrlich, niemand freut sich so dermassen aufrichtig treudoof über seinen Job wie sie – und der Titelheld Valerian mit seiner Partnerin Laureline, deren Name ungeniert im Titel des Films hätte vorkommen können. Denn als Comic-Fan weiss ich: Laureline ist mehr als nur das Anhängsel Valerians.

Laurelines Name gehört klar in den Titel. Kaum eine Science-Fiction-Heldin ist so einflussreich wie sie.

Eine Frage des elektronischen Gedächtnisses

Am Ende aber blieb der Technologiebegeisterte in mir an einem Gedanken hängen: Der Datenspeicher. Denn Festplatten sind so etwas, über das wir uns selten Gedanken machen. Die meisten Computer kommen bereits mit einer Platte vorinstalliert, wenn sie kaputt ist, wird sie durch ein beliebiges Teil ersetzt und externer Speicher ist uns oft Hans wie Heiri. Hauptsache funktioniert. Daher möchte ich den gegebenen Anlass nebst einer Filmempfehlung dazu nutzen, mal schnell über Speichermedien zu reden. Guter Übergang, was?

Daten sind in unserer Welt extrem wichtig. Immer mehr Geschäfte werden digital abgewickelt. Denn wer will schon ordnerweise Papier zuhause rumstehen haben, wenn das alles in eine 3.5-Zoll-Platte passt? Die Fragen, die sich kaum jemand stellt aber sind die folgenden:

  • Wie viel Speicherplatz brauche ich? Im Laufe der Jahre habe ich mir angewöhnt, immer eine oder zwei Grössen grösser zu kaufen als notwendig. Einfach nur, weil ich die Platten nicht so oft ersetzen möchte
  • Wo soll die Platte physisch sein? Im PC/Laptop? Ein NAS? In der Cloud?
  • Wie lange läuft die Platte? Ich habe mir im Laufe der Jahre angewöhnt, einfach mal generell 24/7-Platten zu kaufen.

Aktuell empfehle ich als Langzeitlösung ein NAS, das ich im Moment im Testbetrieb habe.

  • Produkttest

    NAS: Speicher für den modernen Haushalt

    von Dominik Bärlocher

Von Clouds bin ich nicht so begeistert, auch wenn ich Google Drive nutze. Denn ich mag es, wenn die Datenhoheit bei mir liegt. Mein empfohlenes Setup, weil die IronWolf-Platten zusätzliche Features auf dem Synology-NAS bieten:

Kingston DataTraveler SE9 G2 (32 GB, USB 3.0)
USB Stick

Kingston DataTraveler SE9 G2

32 GB, USB 3.0

Kingston DataTraveler SE9 G2 (32 GB, USB 3.0)

Kingston DataTraveler SE9 G2

32 GB, USB 3.0

In meinem PC sind WD Reds verbaut. Zwei 2 TB-Platten, die auf den 24-Stunden-Betrieb ausgelegt sind und dazu eine SSD, deren Inhalt im Wesentlichen «Alles, was ich installieren kann» ist. Die SSD ist die Platte, die ich im Falle eines Virenbefalls oder ähnlichem einfach formatieren kann und dann neu aufsetze. So versuche ich, meinen Speicher möglichst langlebig zu machen. Das funktioniert seit einigen Jahren recht gut.

Samsung 850 EVO Basic (250 GB, 2.5")
SSD

Samsung 850 EVO Basic

250 GB, 2.5"

In meinem Server-Computer, der zuhause nichts anderes macht, als Daten durchzurechnen und auf die Geräte zu senden, an denen ich ausserhalb meines Heimnetzwerks arbeite, ist eine M.2-Platte verbaut. Die Platten gleichen optisch einem RAM-Riegel und sind doch ziemlich fix. Die original mit dem NUC mitgelieferte Platte habe ich ersetzt, weil ich eine Linux-Distro auf dem NUC laufen habe und eine vollkommen einwandfreie Windows-10-Konfiguration nicht zerstören wollte.

Intel NUC Baby Canyon NUC7I7BNH (Intel Core i7-7567U)
Barebone

Intel NUC Baby Canyon NUC7I7BNH

Intel Core i7-7567U

Samsung 960 EVO (250 GB, M.2 2280)
SSD

Samsung 960 EVO

250 GB, M.2 2280

Dazu habe ich diverse USB-Sticks aller Art, dazu einige externe USB-Platten. Die bekomme ich von Herstellern mit Pressedaten und so finden sie nach einer Formatierung auch ihren Weg in meinen Büroalltag. Persönlich aber habe ich mit den HyperX-Sticks gute Erfahrungen gemacht. Wichtig ist aber eigentlich nur, dass der Formfaktor der Sticks möglichst schmal ist und dass sie USB-3-kompatibel sind.

Kingston DataTraveler SE9 G2 (32 GB, USB 3.0)
USB Stick

Kingston DataTraveler SE9 G2

32 GB, USB 3.0

Kingston DataTraveler SE9 G2 (32 GB, USB 3.0)

Kingston DataTraveler SE9 G2

32 GB, USB 3.0

Rechnen wir mal zusammen, was bei mir zu Hause an Datenspeicher zusammenkommt:

  • NAS: 8x4000 = 32 000 GB
  • PC: 2x4000+256 = 8256 GB
  • NUC: 256 + 8000 = 8256 GB
  • USB: 3 x 64 + 32 = 224GB
  • Total: 48 736 GB oder 48.7 TB

Ich gebe zu, mein NAS ist etwas exzessiv gross. Wenn du Kritik hast, oder Verbesserungsvorschläge, oder Ideen, lass es mich doch in einem Kommentar wissen. Denn auch wenn alle PC-Teile irgendwann Schrott sind, Speicher ist mir wichtig.

Das ist nur Platz für meine persönlichen Daten, also Ferienfotos, eingescannte Rechnungen, Texte, Filme, Musik und was sonst noch so auf einer Festplatte rumliegt. Die ältesten Daten auf meinen Platten datieren noch vor dem Jahr 2000. Während dieser Rechnung habe ich mich gefragt, wie sich öffentliche Datenbanken entwickeln.

Wikipedia im 28. Jahrhundert

Wenn ich schon 48.7 TB habe, dann muss Wikipedia ja gigantisch sein. Denn es gibt kaum etwas, was Wikipedia nicht weiss oder keine Informationen drüber hat. Wie gross ist Wikipedia eigentlich?

Da Wikipedia ständig wächst, habe ich einfach mal am 14. Juli auf die Hauptseite geschaut. Dort gibt Wikipedia an, dass die zehn grössten Sprachversionen gemeinsam auf über 17 708 000 Artikel kommen. Mich interessiert aber die Grösse der Daten in Gigabyte. Oder Terabyte.

Zur einfachen Verständigung tragen Valerian und Laureline Übersetzer am und im Hals

Der Einfachheit halber gehen wir davon aus, dass die Erde in «Valerian and the City of a Thousand Planets» ihr Wissen in einer Sprache speichert. Zum aktuellen Zeitpunkt wäre das Englisch. Das ergibt auch daher Sinn, da in Valerian jedes Wesen mit einem Übersetzerimplantat ausgestattet ist, das die Kommunikation zwischen Spezies ermöglicht. Also besteht kein Bedarf an unterschiedlichen Sprachen. Lediglich das Dateiformat des gespeicherten Wissens muss übereinstimmen. Also nehmen wir die Englische Wikipedia-Version, da diese bis dato mit ihren 5 430 000 Artikeln die grösste Ausgabe ist.

Wikipedia ist nett genug, uns folgende Daten zu liefern:

As of June 2015, the dump of all pages with complete edit history in XML format at enwiki dump progress on 20150602 is about 100 GB compressed using 7-Zip, and 10 TB uncompressed.

Dazu kommt Wikimedia Commons, die Bilddatenbank Wikipedias. Auf diese Datenbank können alle Wikis zugreifen.

The size of the media files in Wikimedia Commons, which includes the images, videos and other media used across all the language-specific Wikipedias was described as well over 23 TB near the end of 2014.

Da wir nicht wissen, ob die Daten in der Stadt der Tausend Planeten komprimiert ist, nehmen wir die unkomprimierten Daten als Referenz. Also haben wir 33 TB an Daten, unkomprimiert, die das kollektive Wissen der Englischsprachigen ausmacht.

Rechnen wir hoch. Da die Entwicklung Wikipedias im Laufe der Jahre einer recht komplexen Formel folgt und wir keine Daten für die Zukunft haben, machen wir aus der Kurve eine Linie. Dazu rechnen wir das durchschnittliche Wachstum Wikipedias aus.

Die aktuelle Grösse der englischsprachigen Wikipedia beträgt 33 Terabyte, also 33 000 000 MB und das macht 5 440 850 Artikel aus.

34 603 008 / 5 440 850 = 6.359853331740445

Ein Wiki-Artikel ist im Schnitt also 6.36 MB gross. Mit Bildern und allen Edits und allem drum und dran.

Damit wir die Trendlinie finden, nach der Wikipedia wächst, rechnen wir das durchschnittliche Wachstum anhand der Artikel aus. Das sind 302 269.4444 Artikel pro Jahr, was einem Datenwachstum von 1 922 389.333 MB pro Jahr entspricht.

Die Erdregierung verwaltet Alpha und die Enzyklopädie im Herzen der Stadt der Tausend Planeten

Als letzten Schritt machen wir die Rechnung in die Zukunft: Wie gross wird Wikipedia zu Zeiten Valerians und Laurelines sein? Der Film spielt im 28. Jahrhundert, also irgendwann zwischen 2700 und 2800. Angenommen das Setting des Films ist das Jahr 2700, dann sieht die Rechnung so aus:

(2700 - 2002) * 302 269.444 * 6.35985331740445 = 1341827755

Das Datenvolumen von 1 341 827 755 MB oder 1.249674479 Terabyte.

Im Jahre 2799 sieht das dann ein wenig anders aus: 265 052 711 Artikel entsprechen 1 534 066 688 Megabyte, oder 1463 Terabyte.

Das können wir aber besser, denn Computerleute wissen, wenn die Datengrösse den Wert 1024 überschneidet, dann kriegt sie eine neue Einheit. 1024 Megabyte sind ein Gigabyte. 1024 Gigabyte sind ein Terabyte. 1024 Terabyte sind ein Petabyte. Also wird das Wikipedia der Erde zum Zeitpunkt des Films zwischen 1.249674479 und 1.428710938 Petabyte gross sein.

Damit sind wir aber noch nicht am Schluss. Im Film wird festgestellt, dass das Wissen der etwa 3300 Völker, die auf Alpha leben, in der Datenbank gesammelt ist. Angenommen, die haben auch alle im Jahr 2002 angefangen Daten zu sammeln können wir das multiplizieren.

3300 * 1.249674479 = 4123.93568007

Und

3300 * 1.428710938 = 4714.7460954

Das bedeutet, dass die Datenbank der Stadt der Tausend Planeten zwischen 4.0 und 4.6 Exabyte gross ist. Unkomprimiert, versteht sich. Eine Anfrage nach ihrer Datenbankgrösse habe ich auch an Pornhub geschickt. Einfach so aus Interesse, um dann eine ähnliche Rechnung anzustellen. Die Antwort von Chris Jackson, Communications Director Pornhubs:

We saw your recent inquiry and decided that it's not something we'd like to pursue at this time. Appreciate you thinking of us!

Schade.

Das ist jetzt alles so Amateur-Mathe. Ich bin mir aber sicher, dass du oder einer deiner Bekannten das besser können. Wenn du das kannst und die Daten zu Zeiten Valerians und Laurelines genauer berechnen kannst, mit Kurve und Schaltjahren und Schaltsekunden, schreib mir doch bitte ein Mail mit deinen Zahlen.

Zum Schluss noch dies: Die Grenze zum Petabyte überschreitet Wikipedia unserer Rechnung nach im Jahr 2530. Am 5. März 2530 um 02:10:55 Uhr um genau zu sein.

Deine Gewinnchance

Pathé Films hat uns netterweise einen Sack voller Goodies zukommen lassen, die wir gerne an euch verlosen wollen. Dazu müsst ihr uns aber möglichst kreativ eine Frage beantworten:

Wenn du Zugriff auf das gesammelte Wissen von 3300 Planeten hättest, was würdest du nachschauen?

Die Preise:

  • Ein Stoffsack
  • Eine Tasse, die beim Kontakt mit Wasser die Farbe ändert
  • Ein Set aus Stift und Notizbuch

Bitte schreib doch gleich in den Kommentar, welchen Preis du möchtest und wir versuchen, dir möglichst den Preis zu schicken, den du bestellt hast. Der Wettbewerb läuft bis am 26. Juli 2017. Nachher werten wir das aus. Und Gratistipp: Eure Antworten müssen nicht zwingend mit dem Wettbewerb zu tun haben.

Update 19.07.2017: Mehr Preise

Pathé Films war nett genug, uns mehr Preise zu schicken. Also haben wir neu drei komplette Sets aus:

  • Ein Stoffsack
  • Eine Tasse, die beim Kontakt mit heissem Wasser die Farbe ändert
  • Ein Set aus Stift und Notizbuch

Zudem: Wer die Wiki-Rechnung nach allen Regeln der Kunst macht und nicht einfach nur linear rechnet, sondern mit Kurve und allem, der bekommt ein Gratis-Ticket für den Film.

Update 25.07.2017: Neuer Wettbewerb

Wenn du dir eine Extratasse sichern willst, dann kannst du beim zweiten Wettbewerb mitmachen.

  • Hintergrund

    Die Valerian-Rechnung: Der Vorschlag von Lars

    von Dominik Bärlocher

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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