Von der DVD in die Cloud: Ein Rant von einem Leser
Meinung

Von der DVD in die Cloud: Ein Rant von einem Leser

Luca Fontana
28.3.2022

Leser Elias hat ein Problem: Seine digitale Filmsammlung ist überall und nirgends. Sein Rant dazu verschafft ihm nicht nur Luft, sondern ist auch ein Hilferuf – an dich.

Kennst du das? Dir schwebt etwas vor, aber bekommst es nicht in die Tat umgesetzt. Einen Artikel, wie in meinem Fall. Konkret: Eine Lobeshymne an die DVD, oder warum zum Geier es so verdammt schwierig ist, eine verflucht nochmal eigentlich simple digitale Bibliothek ordentlich zu organisieren, Herrgott. Eine, die ich nicht über zig Streaming-Accounts verteilt habe.

Sowas halt.

Angesetzt habe ich schon oft. Zufrieden war ich nie. Und dann kommt dieser Elias, einer unserer Lesenden, mit dem ich öfters in Kontakt stehe, schreibt mir eine E-Mail mit der exakt gleichen Idee – und findet die Worte, die mir nicht partout in den Sinn kommen wollten. Was soll ich sagen? Nichts mehr. Von hier an lasse ich Elias sprechen. Das ist seine Geschichte.

Der lange Leidensweg von Elias

Gesendet: Dienstag, 11:13 Uhr
Betreff: «Zum Thema digitale Filmsammlung…»

Hallo Luca,

Ich brauche wieder mal deinen Rat. Oder den der Community. Denn ich bin sicherlich nicht der Einzige mit diesem Problem. Aber von vorne. Ich besass mal eine grosse DVD- und Blu-ray-Sammlung. Da war die Welt noch in Ordnung. Wenn auch teuer. Ich hatte mich lange an meine DVDs und Blu-rays geklammert. Hatte. Wegen zweimal Zügeln ist meine Sammlung nun eher klein. Darum bin ich direkt ins Streaming-Abenteuer getaucht.

Damals habe mir ja bei dir Rat geholt. Ich wollte wissen, wie ich auf meinem alten, alles andere als smarten Fernseher, Disney+ schauen kann. Daraufhin habe ich mir einen neuen 55-Zoll-Samsung-TV, Disney+ und eine Xbox Series S geholt. Und eigentlich wollte ich nur «Mandalorian» gucken...

Wie du dir vorstellen kannst, blieb es nicht bei Disney+. Inzwischen sind meine Freundin und ich richtige «Streaming-Profis»: Netflix abonnieren, Serie schauen, Netflix kündigen, Sky abonnieren, Serie schauen, Sky kündigen, Netflix wieder abonnieren, und – you name it. Das eigentliche Problem ist aber ein ganz anderes: Die gekauften, digitalen Filme.

Auf der Swisscom-Blue-TV-Box habe ich zwei davon. Auf der ziemlich alten Apple-TV-Box meiner Freundin sind ebenfalls noch drei – und auf meinem Notebook, in irgendeinem unbekannten Format. Jetzt wollte ich noch zwei Dokumentarfilme online kaufen, da diese ausschliesslich digital vertrieben werden. Doof ist, dass die meisten Filme oder Dokus nur noch über jeweils mehrere ausgewählte Plattformen vertrieben werden. Ich hätte sie aber gerne an einem einzigen Ort gelagert. Natürlich so, dass ich sie auf meinem TV schauen kann. Dort, wo nach wie vor das Filmeschauen am meisten Freude macht.

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Eine der zwei Dokus ginge ja noch: Tatsächlich ist sie auf Prime Video, Vimeo, Google Play, Microsoft, Apple TV und iTunes verfügbar. Bei Google Play oder Microsoft hätte ich sogar einen Account. Eigentlich auch bei YouTube, aber dort steht die zweite Doku nicht zur Verfügung. Bei dieser, übrigens aus der Schweiz – «La Liste Everything Or Nothing» –, sieht’s schon schlechter mit der Verfügbarkeit aus: Apple TV, iTunes, Vimeo und Prime Video. Ich habe bei keinen von denen einen Account. Klar, meine Freundin hat iTunes auf ihrem Mac, und ich eben, die uralte Apple-TV-Box, die kaum noch gebraucht wird. Dazu werde vorwiegend ich die Doku schauen, nicht meine Freundin.

Was mache ich also? Natürlich: Noch einen Account. Bei Vimeo. Über meinen Browser habe ich den Film gekauft, nur, um dann festzustellen, dass die Vimeo-App auf der Swisscom-Box kein Login ermöglicht. Seit Jahren soll da nur eine Fehlermeldung kommen, die bis heute nicht repariert worden ist. Super. Also suche ich in Samsungs eigenem App Store nach der Vimeo-App. Kein Erfolg. Es gibt zwar eine App, aus lizenztechnischen Gründen aber nur in den USA. Letztendlich habe ich es geschafft, mich über die Web-Browser-App des Fernsehers auf vimeo.com einzuloggen – mit überdimensioniertem Mauszeiger und dem Steuerkreuz der Fernbedienung, mit dem ich mich umständlich von Feld zu Feld bewegte.

Ok, Film geguckt – ein starker Film, übrigens –, aber sicher keine Lösung für die Zukunft. «Video on demand» hat mir abgelöscht, bevor ich richtig angefangen habe.

Was mich ärgert: Ich habe zig Accounts bei Google, Microsoft und YouTube – hätte viel Hardware wie Swisscom-TV-Box, Apple-TV-Box, Xbox Series S, Notebook und NAS – und trotzdem ist es schampar kompliziert, irgendwie einheitlich etwas zu organisieren. Selbst, wenn du bei einem Film den richtigen Account hättest, kommt sicher der nächste Film, der nur auf einer anderen, bestimmten Plattform verfügbar ist, wo du (noch) keinen Account hast. Und ja, dann googelt man etwas und findet Plex und Co. Aber ist das wirklich weniger kompliziert?

Kurz: Die Riesenauswahl ist zwar schön, aber mit DVDs war das früher schon viel (!) einfacher. Ja, sicher, das IKEA-Kallax-Regal im Wohnzimmer war gefüllt mit DVDs. Aber das sah ja auch irgendwie cool aus. Vermissen tue ich diese Zeit schon etwas.

So, fertig voll gelabert. Aber eben, ich stehe sicher nicht alleine da mit dieser Sorge. Vielleicht hast du oder die Community ähnliche Erfahrungen. Oder sogar Empfehlungen, da wäre ich ganz Ohr.

Schöni Wuche!

Gruss, Elias

Und jetzt du!

Danke Elias für deinen Beitrag. An dieser Stelle spiele ich den Ball gerne der Community zu: Wie kann sich Elias besser organisieren? Ist Plex tatsächlich die Mutter aller digitalen Film- und Serien-Bibliotheken? Was ist mit Kodi? Oder gibt es noch einen besseren Tipp?

Die Kommentarspalte gehört euch.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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