Vorsicht Plätzchen: Wann eine Nussallergie gefährlich werden kann
Ratgeber

Vorsicht Plätzchen: Wann eine Nussallergie gefährlich werden kann

Anna Sandner
12.12.2023

Nussallergie ist nicht gleich Nussallergie: Warum Nussplätzchen für erwachsene Allergiker in der Regel unproblematisch sind, für allergische Kinder aber gefährlich werden können. Und welche Nüsse eigentlich wirklich Nüsse sind.

Die Adventszeit ist in vollem Gange und was darf da nicht fehlen? Richtig – Plätzchen! Dabei enthalten nicht wenige Keks-Rezepte Nüsse. Was für die einen eine gesunde Zutat in der Weihnachtsschlemmerei ist, kann für andere schlimme Konsequenzen haben, nämlich dann, wenn es zu einer allergischen Reaktion kommt.

Entwarnung für erwachsene Nuss-Liebhaber

Bei den meisten Erwachsenen und Jugendlichen besteht in einem solchen Fall allerdings kein Grund zur Panik. Denn: Es handelt sich in der Regel um eine sogenannte «sekundäre Allergie», eine Kreuzreaktion aufgrund einer Pollenallergie. Da die Allergene in manchen Nüssen den Heuschnupfen-auslösenden Allergenen in Birkenpollen ähneln, entwickeln sich allergische Reaktionen beim Essen von Nüssen. Diese «Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergie» führt dann zu Juckreiz im Mund.

Erwachsene Keks-Freunde können aber aufatmen: Durch die Hitze beim Backen werden die allergenen Eiweiße in den Nussplätzchen zerstört. Dem Plätzchengenuss steht also nichts im Weg, selbst bei einer derartigen Nussallergie.

Nussallergie ist nicht gleich Nussallergie: Vorsicht bei Kindern

Weniger entspannt lässt sich jedoch mit einer Nussallergie bei Kindern umgehen. Hier handelt es sich meistens um eine primäre Nussallergie, die sich unabhängig von einer Pollenallergie in den ersten Lebensjahren entwickeln kann. Sie entsteht bei vielen Kindern mit Neurodermitis durch Hautkontakt mit Nussallergenen, die überall im Haushalt vorkommen können. Diese Form der Nussallergie kann zu schweren, teils sogar lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen führen, warnen Forschende der GFO-Kliniken Bonn und Charité Berlin. Dazu kommt: Da diese allergenen Proteine, auf die die Kinder reagieren, nicht durch das Erhitzen zerstört werden, können auch Nussplätzchen der Verursacher sein.

Nicht alle Nüsse sind wirklich Nüsse

Es gibt aber einen kleinen Trost für diejenigen, die trotz Nussallergie gerne Nüsse essen möchten. Zum einen reagieren Allergiker oft nur auf die Proteine einer bestimmten Nussart. Auf welche genau kann ein Arzt oder eine Ärztin durch die Bestimmung der sogenannten IgE-Antikörper herausfinden. Zum anderen ist nicht alles, was umgangssprachlich als Nuss bezeichnet wird, botanisch gesehen auch wirklich eine Nuss. Allerdings ist die Bestimmung nicht ganz trivial, da die Samen beziehungsweise Früchte danach benannt werden, aus welchen Blütenstrukturen sie sich entwickelt haben. Und nicht selten herrscht auch in der Wissenschaft (erst recht im Internet) Uneinigkeit darüber, was nun wirklich eine Nuss ist und was nicht.

Geht man nach botanischen Lehrbüchern, sind Mandeln und Pistazien Steinfrüchte. Bei Cashews ist sich die Systematik nicht ganz einig, ob sie zu den Steinfrüchten oder Nüssen zu zählen sind. Trotzdem gibt es Menschen, die auf diese vermeintlichen Nüsse allergisch reagieren. Unabhängig von den systematischen Feinheiten ist im Zweifel also trotzdem zur Vorsicht geraten: Wie etwa bei der Erdnuss, die zwar systematisch gesehen keine echte Nuss, sondern eine Hülsenfrucht ist, morphologisch aber als Nuss zu betrachten ist und durchaus allergische Reaktionen auslösen kann. Echte Nüsse im botanischen Sinne sind: Haselnuss, Esskastanie (Maroni), Macadamianuss, Paranuss, Pekannuss und Walnuss bzw. Baumnuss.

In diesem Sinne: Auf die (Nuss-freien) Plätzchen, fertig, los!

Auf der Seite des Allergiezentrums Schweiz kannst du mehr zum Thema Nussallergie erfahren.

Titelfoto: Arvid Skywalker/Unsplash

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.


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