
Hintergrund
«City Tales: Medieval Era» erscheint im Early Access und hinterlässt gemischte Gefühle
von Debora Pape
Fünf Jahre nach dem letzten DLC für «The Division 2», «Warlords of New York», erscheinen mit «Kampf um Brooklyn» neue Inhalte. Ein guter Anlass, um das Spiel mal wieder zu installieren.
I am back! Nach jahrelanger Abstinenz von meiner Lieblings-Shooter-Reihe kehre ich zurück in die gewalttätige Spielwelt von «The Divsion 2». Hach, wie hab ich die postapokalyptische Stadtluft des zerstörten und vollgemüllten Washingtons vermisst! Am 27. Mai erschien der zweite DLC, «Kampf um Brooklyn», für den Third-Person-Shooter aus dem Jahr 2019. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Am Ende wird mir aber wieder klar, warum ich das Spiel immer nur kurze Zeit spiele.
Für «Division» hege ich fast schon romantische Gefühle: Ich bin dem Spiel seit der Open Beta für den ersten Teil Anfang 2016 verfallen. Ich liebte es, kurz nach einer tödlichen Pandemie im verschneiten New York mithilfe von Blei und Granaten plündernde und mordende Banden zu dezimieren.
Auch «The Division 2», das in Washington ein halbes Jahr nach dem Ausbruch der «Dollar-Grippe» spielt, konnte mich begeistern. Meine letzte Visite in der Stadt ist nun schon Jahre her. Für den neuen DLC schnalle ich mir wieder meine orange leuchtende Agenten-Uhr um und schnappe mir das Scharfschützengewehr. Meine Verbündeten im New Yorker Stadtteil Brooklyn brauchen mich!
Nach dem Login stehe ich als Level-40-Division-Agentin vor dem etwas ramponierten Weißen Haus in Washington, D.C. Das ist das Hauptquartier meiner Fraktion, den «Guten», die in der Stadt für Recht und Ordnung sorgen. Ihren Namen habe ich vergessen, zu lang ist mein letzter Besuch in der Stadt her.
Von allen Seiten ploppen irgendwelche Meldungen auf. «Hol dir die Belohnung für XY!», «Starte eine Herausforderung!», «Verfolge ein Projekt!» und «Vergiss auf keinen Fall irgendwelche Season-Events!!» – O-Ton ist das nicht, aber so ungefähr kommt es mir vor.
Fast resigniere ich. Was ist das alles? Bin ich hier auf einer dubiosen Website, die mich mit Popups überflutet, oder befinde ich mich in einer leidenden Stadt, die meine Hilfe braucht? Ich schließe all den Endgame-Kram, den ich sowieso nicht verstehe. Kurz nach Erreichen des maximalen Levels war das Spiel damals für mich zu Ende. Für lange Grind-Sessions kann ich mich nicht begeistern und selbstverständlich spiele ich wegen Recht und Ordnung, nicht für Belohnungen, die meine Ausrüstung (vielleicht) minimal verbessern.
Ohne all die Meldungen sieht mein UI schon viel besser aus. Wo geht’s nun zum Helikopter nach New York? Merkwürdigerweise spielen beide «Division 2»-DLCs in New York, nicht in Washington, wo das Hauptspiel angesiedelt ist. Aber was solls. Natürlich finde ich den Heli nicht. Die Weltkarte ist so vollgeknallt mit bunten Symbolen und Hinweisen, dass ich mich zurück auf MySpace wähne. Und ich merke, dass ich keine Ahnung mehr habe, wie ich meine Agentin steuere und was sie überhaupt alles kann.
So schnell wird das also nichts mit Brooklyn. Ich starte einen neuen Spielstand und lasse mich nochmal in mein Handwerk als Division-Agentin einweisen. Mein Job ist es, mit harter Hand dort aufzuräumen, wo normale Einsatzkräfte nicht mehr weiterkommen. Schnell bin ich wieder drin und switche zurück auf meinen Main Character. Zur Übung zerlege ich im Umfeld des Weißen Hauses ein paar feindliche Stützpunkte, was mir dank meiner Ausrüstung von früher einen kleinen Gottkomplex verschafft. Ich bin zurück!
Auch den Hubschrauber für den DLC-Start finde ich schließlich. Was ich in Brooklyn genau soll? Gute Frage. Natürlich habe ich alle Charaktere und Story-Inhalte des Spiels komplett vergessen. Jessica Kandel, eine Ärztin (oder so) wird vermisst, ich soll sie retten. Und es eilt: Leben stehen auf dem Spiel, eine provisorische zivile Siedlung wird bedroht.
Klar, es eilt immer. Die Dame kann warten. Erst schaue ich mir das neue DLC-Gebiet an, den Stadtteil Dumbo. In Brooklyn ist mittlerweile Herbst, neben all den Müllbergen, ausgebrannten Autos und Ruinen liegt buntes Laub am Boden. Die apokalyptische Atmosphäre bringt das Studio Massive Entertainment wie gewohnt super auf den Bildschirm.
Ich ballere und sprenge mich durch die Straßen. Meine Gegner, die «Cleaners» – durchgedrehte Feuerwehrleute, die alles und jeden anzünden wollen – fallen wie die Fliegen und lassen dabei ihre Ausrüstung liegen. Schnell füllt sich mein Inventar. Meine Agentin rennt mit bis zu 150 eingesammelten Waffen und Schutzkleidungsteilen im Rucksack durch die Gegend.
Ich weiß wieder, was mich an «Division» stört: Dass ich nach meinen Einsätzen gefühlt genauso lange den ganzen mitgenommenen Kram in Augenschein nehmen und zur weiteren Verwendung, zum Verkaufen oder Verschrotten ordnen muss. Ich bräuchte einen Assistenten, der das übernimmt. Bin ich die Dame fürs Grobe oder Excel-Nerd? Gib mir einfach die guten Wummen!
Mit aufwändig geleertem Inventar betrete ich dann ein früheres Krankenhaus, in dem Frau Kandel zuletzt gesehen wurde. Ich spiele im «normalen Modus», der mit meinem merkwürdigen Build als Sprengstoffexpertin mit Scharfschützengewehr gut machbar ist. Dass ich mich im Eifer des Gefechts mit meinem Granatwerfer hin und wieder auch selbst in die Luft jage, ist mir nicht peinlich. Wo gehobelt wird, fallen Späne und das trübt nicht meinen Spaß daran, ganze Gegnergruppen zu sprengen.
Am Ende des Einsatzes habe ich wohl die Ärztin gerettet. Ganz sicher bin ich mir nicht, weil ich absolut keine Ahnung habe, wer sie ist und warum sie entführt wurde. Eigentlich mag ich die «Division»-Storys, aber jahrelange Pausen sorgen für große Wissenslücken. Im Spiel vergehen nur wenige Wochen, aber ich habe die «Division 2»-Kampagne bereits vor sechs Jahren abgeschlossen. Videosequenzen für die Story-Vermittlung gibt es im DLC auch kaum.
Egal, wie sehr ich mich konzentriere: Bei mir bleibt immer nur hängen, dass die «Guten» ohne mich verloren sind und ich mich beeilen muss. In einer Raffinerie soll ich den Cleaners Einhalt gebieten. Hier stellen sie Treibstoff für ihre Flammenwerfer her. Sie haben eine neuartige «violette Flamme» entwickelt, die meine Rüstung «schmilzt». Nach dem Kampf verfestigt sich meine Rüstung wieder, so schlimm kann es also nicht sein. Schön ist es aber natürlich nicht, ständig die Augenbrauen versengt zu bekommen, und so mache ich den Laden mit einigem Fluchen beim Endboss ein für allemal dicht.
Nach den Cleaners stelle ich mich den «Rikers». Das sind entflohene Verbrecher aus dem Rikers-Knast, die wie die Cleaners auch bereits in «Division 1» ihr Unwesen in der Stadt trieben. Sie haben es ebenfalls auf die Zivilistensiedlung abgesehen. An ihrer Chefin beiße ich mir fast die Zähne aus. Von Fairplay hat die wohl noch nie was gehört!
Zwischen den sieben neuen Hauptmissionen kehre ich immer wieder auf die Straßen zurück und erkunde die Gegend. Leider gibt es im Gegensatz zu Washington wenig Sehenswürdigkeiten und die Aktivitäten wechseln sich kaum ab: hier sollen Zivilisten hingerichtet werden, dort bewachen einige Gegner eine Ausrüstungskiste und manchmal verteidige ich abgeworfenes Equipment vor Straßengangs.
Der alte «Division»-Charme springt beim neuen DLC nicht so recht über, was auch daran liegt, dass das Spiel seit sechs Jahren nicht viel Neues in puncto Gameplay bringt. Dass fünf Jahre nach der letzten Erweiterung aber überhaupt nochmal ein DLC erscheint, hat mich überrascht. Nachdem Ubisoft vor einem Jahr die Entwicklung des «Division»-Ablegertitels «Heartland» einstellte, schien das Franchise keine große Zukunft mehr zu haben.
Meinen jüngsten Abstecher in «Division» genieße ich daher trotz meiner Story-Ignoranz und der immer gleichen Aktivitäten auf der Karte. Nach dem Durchspielen des DLCs habe ich aber erstmal wieder genug. Offenbar befindet sich aber «The Division 3» in einem frühen Entwicklungsstadium. Sollte das tatsächlich kommen, werde ich natürlich die Erste sein, die wieder am Start ist.
Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.