
Produkttest
iPhone Air im Test: Schönheit muss leiden
von Samuel Buchmann

Für niedrige Preise bin ich zu Kompromissen bereit. Aber selbst wenn ich beide Augen zudrücke, enttäuscht mich das Nubia Air.
2025 – das Jahr, in dem die Smartphones dünn geworden sind. Das gilt nicht nur für die großen Hersteller wie Samsung oder Apple, sondern auch kleinere wie Nubia. Im Vergleich zur dünnen Konkurrenz ist das Nubia Air sehr günstig, überzeugt allerdings nur mit seinem Display.
Damit sind die positiven Aspekte des Nubia Air auch schon abgehakt.
In der Regel sind die Module für drahtlose Verbindungen in den Smartphone-Chipsatz integriert. Mit Bluetooth 5.4 ist der Unisoc hier gut aufgestellt. Mit Wi-Fi 5 hinkt er dagegen dem aktuellen Standard hinterher. Wi-Fi 6E sollte derzeit das Minimum sein und eigentlich erwarte ich von Neugeräten Wi-Fi 7.
Beim Blick auf die Rückseite des Nubia Air kommen schnell falsche Hoffnungen auf. Ich sehe zwar drei Linsen, kann aber nur eine davon für die Kamera nutzen. Die Hauptkamera bietet eine Auflösung von 50 Megapixeln und hat eine f/1,6-Blende. Dazu gesellt sich eine Linse für Informationen zur Tiefenschärfe. Die dritte Linse ist für KI-Funktionen, wie das automatische Anpassen der Belichtung.
Wenn die Hauptkamera wenigstens gut wäre, könnte ich über das Erscheinungsbild lächeln. Aber das ist leider nicht der Fall. Die Farbwiedergabe ist in Ordnung und auch starke Kontraste gleicht die Software gekonnt aus. Sogar völlig überbelichtete Himmel werden nach kurzer Zeit schön blau, mit ein paar weißen Wolken. Das große Problem ist allerdings die Detailgenauigkeit.
Auf dem Smartphone-Display sehen die Bilder noch OK aus. Schaue ich sie mir auf einem größeren Monitor an, fällt die mangelnde Detailgenauigkeit auf. Wenn ich die Bilder dort in Originalgröße betrachte, sind sie komplett unscharf. Da fransen alle Ränder aus.
Der Detailvergleich mit dem CMF Phone 2 Pro, das ähnlich teuer ist:
Wenig überraschend wird es bei Dunkelheit nicht besser. Die Belichtung bekommen Kamera und Software noch hin und die Aufnahmen sind vernünftig ausgeleuchtet. Aber Details gibt es keine. Es macht keinen Spaß, mit dem Nubia Air zu fotografieren.
In der Kamera-App hält Nubia den Eindruck mehrerer Kameras aufrecht. Ich bekomme mit 26 und 78 Millimetern zwei Brennweiten angeboten. Die größere ist allerdings rein digital. Sie verändert nur den Bildausschnitt und bringt alle Nachteile einer digitalen Vergrößerung mit.
Die Frontkamera des Nubia Air nimmt Selfies mit 20 Megapixeln auf. Hier zeigt sich das gleiche Problem wie bei der Hauptkamera. Die Belichtung passt, starke Kontraste gleicht das System ohne Probleme aus. Es fehlt aber auch hier an Detailgenauigkeit und die Linse spiegelt ebenfalls.
Da erwarte ich bei Dunkelheit ebenfalls bescheidene Ergebnisse und werde bestätigt.
Geladen wird das Nubia Air über USB-C und nimmt dabei bis zu 33 Watt entgegen. Nicht überragend, aber würde ich hinnehmen, wenn der Rest stimmen würde.
Ab Werk läuft Android 15 auf dem Nubia Air. Der Hersteller versieht das Betriebssystem mit seiner Benutzeroberfläche MyOS 15. Neben optischen Anpassungen gehören da auch mehrere vorinstallierte Apps von Drittanbietern dazu. Diese lassen sich aber mit wenig Aufwand deinstallieren.
Im KI-Bereich setzt Nubia unter anderem auf Gemini, den KI-Assistenten von Google. Der Hersteller bietet zusätzlich zwei Übersetzungs-Tools für Anrufe und für Gespräche von Angesicht zu Angesicht an. Dazu kommen noch Datenschutzaufkleber. Diese Funktion erkennt Gesichter auf Fotos und kann verschiedene Grafiken über sie legen – von Comic-Gesichtern bis zur schnellen Brille.
Bisher macht Nubia keine Angaben dazu, wann das Update auf Android 16 erscheint. Der Hersteller lässt außerdem unerwähnt, wie lange er insgesamt Updates liefern will.
Das Nubia Air ist günstig, gut verarbeitet und hat ein schickes Display. Trotzdem lohnt sich seine Anschaffung kaum, wenn man ein dünnes Smartphone haben will. Du müsstest so viele Kompromisse machen, dass kann keine Freude mit dem Smartphone aufkommen kann. Für das gleiche Geld empfehle ich dir eher das CMF Phone 2 Pro – auch wenn es dicker ist.
Die Akkulaufzeit fällt trotz guter Akkukapazität kurz aus, der Prozessor hat zu wenig Leistung und die Kamera liefert keine gute Bildqualität. Hinzu kommen eine unklare Update-Situation und mit Wi-Fi 5 ein Standard, der in Neugeräten nichts mehr zu suchen hat.
Pro
Contra
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.
Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.
Alle anzeigenUnter den dünnen Smartphones ist das Nubia Air mit 6,7 Millimeter (mm) schon fast dick. Das Galaxy S25 Edge ist mit 5,8 mm fast einen Millimeter dünner. Das iPhone Air knackt mit 5,6 mm diese Marke sogar. Selbst mit Kamerabuckel bleibt es dicker – wenn auch mit weniger Vorteil für die teureren Modelle. Beim Nubia Air messe ich 10,5 mm und 10,2 mm beim S25 Edge.

Mit 172 Gramm wiegt das Nubia Air neun, bzw. sieben Gramm mehr als die beiden anderen dünnen Smartphones. Den Unterschied sieht man aber eher nur auf der Waage und spürt ihn nicht in der Hand. Unter allen Smartphones ist das Nubia Air immer noch ein Leichtgewicht. Es liegt schön und griffig in der Hand und wirkt nicht zu filigran. Trotzdem ist das Gehäuse nach IP68 staub- und wasserdicht – 30 Minuten in 1,5 Metern Tiefe. Nach IP69 hält es sogar hohe Temperaturen und harte Wasserstrahlen aus. Das ist allerdings keine Einladung, es mit dem Kärcher zu reinigen.

Nichts auszusetzen habe ich am Display des Nubia Air. Die Lieferanten der Bildschirme scheinen inzwischen ein Niveau erreicht zu haben, bei dem selbst ein günstiges Smartphone gut aussieht. Hier bedeutet das: Ich schaue auf ein 6,78 Zoll großes AMOLED-Display mit 2720 × 1224 Pixeln (ergibt etwa 440 ppi) Auflösung. Die Bildwiederholrate erreicht bis zu 120 Hertz und die Spitzenhelligkeit liegt bei 4500 Nits bei HDR-Inhalten. Gorilla Glass 7i soll das Display vor Beschädigungen schützen – wie etwa auch beim mehr als doppelt so teuren Xiaomi 15T Pro.

Nubia hat sich beim Air für den Unisoc T8300 als Chipsatz entschieden. Der verfügt über acht Rechenkerne und sorgt dafür, dass sich das Smartphone benutzen lässt. Allerdings habe ich das Gefühl, dass manche Dinge etwas länger dauern als bei anderen Geräten. Zum Beispiel scheinen mir bereits die Einstellungen des Gerätes langsam zu sein. Oder die Kamera ist nach dem Start der App nicht sofort aufnahmebereit. Ich muss einen Moment abwarten, bis das Sucherbild nicht mehr schwarz ist. Komplett unbrauchbar ist das Nubia Air nicht, große Aufgaben traue ich ihm allerdings nicht zu.
Verschiedene Benchmarks zeigen, dass das Nubia Air mit dem Unisoc T8300 vor allem im Hintertreffen ist, wenn es um Grafikberechnungen geht. Hier schneidet das ebenfalls sehr günstige CMF Phone 2 Pro – mit dem Mediatek Dimensity 7300 Pro 5G – mehr als doppelt so gut ab. Das S25 Edge lässt beide mit dem Snapdragon 8 Elite meilenweit hinter sich.








Ein schwacher Prozessor ist nicht automatisch energieeffizient. Anders lässt sich die kurze Akkulaufzeit des Nubia Air nicht erklären. Sein Akku fällt mit einer Kapazität von 5000 mAh für ein so dünnes Smartphone zwar groß aus, lässt aber keine Freude aufkommen. Der Akkutest von PCMark Work 3.0 misst bei halber Displayhelligkeit nur eine Laufzeit von 8:45 Stunden. Da performt das S25 Edge mit seinem 3900-mAh-Akku bei voller Displayhelligkeit mit 10:59 Stunden besser.




Nubia Air / 8GB / 256GB / Gold
256 GB, titanium desert, 6.78", Hybrid Dual SIM, 5G

DJI Mini 4 Pro (RC-N2)
34 min, 249 g, 48 Mpx