Patrick Bardelli
Meinung

Kleines Ding, grosse Wirkung: Wie mir eine Fahrradklingel den Sonntag versüsste

Heute kommt für einmal kein Aufreger, im Gegenteil: Heute ist Zeit für die leisen Töne. Und die stammen von der Veloglocke «Oi» von Knog. Dank ihr hatte ich kürzlich die wahrscheinlich entspannteste Ausfahrt seit es Ausfahrten gibt.

Wir leben in aufregenden Zeiten – oder besser gesagt: aufgeregten Zeiten. Egal, ob Klima, Ukraine oder Gender, die Emotionen kochen hoch. Im Nu. Immer. Diese «Ich will mich aber über alles und jeden aufregen»-Haltung spüre ich im Zusammenleben mit anderen Menschen auch bei mir immer öfter. Zum Beispiel, wenn ich unterwegs bin. Sei es zu Fuss, mit meinem Hund oder auf zwei Rädern.

Wem gehört aber der öffentliche Raum im Allgemeinen und der Weg abseits offizieller Strassen im Speziellen? Dem Fussgänger, der Reiterin hoch zu Ross, dem Hündeler oder mir auf dem Fahrrad? Vermutlich allen und niemandem. Wenn man es genau nimmt, gehört der Weg der Gemeinde oder dem Kanton. Es geht also um die Nutzung eben dieser Wege. Und die Frage, wer auf wen Rücksicht zu nehmen hat. «Was das mit einer kleinen Fahrradklingel zu tun hat», fragst du? Dazu komme ich gleich.

Oi, da kommt 'ne Ziege

Bisher war ich mit einer Fahrradklingel am Gravel- und Mountainbike unterwegs, die eher nach einer kleinen Herde Ziegen mit Glöcklein um den Hals klang. Das hat zwar einerseits immer mal wieder für belustigte Blicke der Spaziergängerinnen und Spaziergänger gesorgt, andererseits aber auch für den einen oder anderen Konflikt. Denn mein Gebimmel wurde dabei wohl keiner Veloklingel zugeordnet und so gingen die Leute weiterhin gemütlich mittig ihrer Wege.

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Timber! Yew

Das wollte ich ändern, denn ich habe auf Konflikte auf dem Fahrrad keine Lust. Darum habe ich mir kürzlich dieses Produkt gekauft. Es gibt kein Geissengeläute von sich, sondern ein klassisch helles «Ding».

Einfach mal ein bisschen miteinander kommunizieren

Am Sonntag war es dann soweit. Weil Sonntag und Sonne und viele Menschen, zu Fuss, mit und ohne Hund, auf Ross und Rad. Kurzum: die volle Dröhnung im Naherholungsgebiet. Und ich mittendrin auf meinem Gravelbike mit dem neuen Glöcklein am Lenker.

Bei jeder Begegnung habe ich schön brav das helle Ding eingesetzt und siehe da: positive Reaktionen und Interaktionen überall. Und zwar ausschliesslich, während gut anderthalb Stunden. Die Reiterinnen (es sind meistens Frauen) und ihre Rösser (Geschlechter mir unbekannt) haben freundlich nickend Platz gemacht. Die Hundehalterinnen und Hundehalter nahmen ihre Vierbeiner zu sich und auch alle anderen hatten ein Lächeln im Gesicht.

Vertauschte Rollen: mit Hund statt Bike.
Vertauschte Rollen: mit Hund statt Bike.

Dazwischen ein «Danke» und ein «Bitte» und sogar ein «Einen schönen Tag noch ...». Was war anders? Lag's vielleicht daran, dass die neue Veloglocke mit ihrem hellen, engelsgleichen Ton die Menschen zu besänftigen vermochte, während das eindringliche Ziegengebimmel ab und zu eher das Gegenteil bewirkte? War es das schöne Wetter und die Tatsache, dass Sonntagnachmittag war? Oder eine Kombination aus allem?

Vielleicht lag's daran, dass wir alle, die wir unterwegs waren, auf eine angenehme Art im Austausch miteinander zu sein schienen. Der Velofahrer machte sich mit der Klingel bemerkbar, die Hundehalterin nahm ihren Australian Shepherd zu sich. Der Biker bedankte sich, die Hundehalterin nickte wohlwollend zurück.

Bei der nächsten Begegnung bedankte sich die Reiterin beim Biker fürs sich bemerkbar machen und dieser nickte lächelnd retour. Und so weiter und so fort. Sich multiplizierende, wohlwollende Kommunikation.

War das schön!

Titelbild: Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.

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