Mitfreuen und mitleiden: Meine Tochter und ich testen das preisgekrönte Spiel «Zauberberg»
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Mitfreuen und mitleiden: Meine Tochter und ich testen das preisgekrönte Spiel «Zauberberg»

Es ist ein Mix zwischen Brettspiel und Kugelbahn und soll das unterhaltsamste in diesem Jahr sein: das Kinderspiel «Zauberberg». Ich hab’s mit meiner Tochter ausprobiert.

Das ist ungewohnt. Für einmal sollen meine Tochter und ich nicht gegeneinander spielen, sondern miteinander. Denn «Zauberberg» ist ein kooperatives Kinderspiel – die Mitspielerinnen und Mitspieler ab fünf Jahren bilden ein Team und können nur gemeinsam gewinnen. Ich bin skeptisch. Ist es nicht gerade der Wettbewerb, der ein Gesellschaftsspiel so spannend macht? Nun gut, erst einmal ausprobieren. Immerhin ist das Spiel von Amigo im Juni von einer Fachjury zum «Kinderspiel des Jahres» gekürt worden.

Ganz ohne Gegner sind wir dann doch nicht. Die bösen Hexen sind unsere gemeinsamen Feinde. Sie stellen sich uns – beziehungsweise den Zauberlehrlingen – in den Weg. Genau wie wir wollen sie nämlich vom Berg ins Tal zu Zauberer Balduin.

Irrlichtkugeln sollen uns dabei zu ihm führen. Nur machen die, was sie wollen: Einmal in die Kugelbahn eingeworfen, bahnen sie sich ihren ganz eigenen Weg – mal leuchten sie uns den Pfad, mal den Hexen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn wir wollen es unbedingt vor unseren Feinden zum grossen Zauberer schaffen.

Lasset die Murmeln rollen

Die Geschichte zum Spiel hat meine sechsjährige Tochter gepackt. Sie will’s jetzt testen, sofort. Geduld ist definitiv nicht ihre Stärke. Zum Glück entpuppt sich der Aufbau des Zauberbergs als simpel. Die vier kleinen Plastikstützen sind dank einer Nummerierung in wenigen Sekunden an die richtigen Stellen gesteckt, das Zielfeld legen wir einfach als Verlängerung unten an den Rand. Das leicht erhöhte Kartonspielfeld, das gleichzeitig Kugelbahn ist, ist robust. Die Plastik-Zauberlehrlinge und -Hexen, die wir oben auf ihre Startpositionen stellen, sind herzig und schön verarbeitet. Für die fünf bunten Murmeln steht ein praktischer kleiner Stoffsack zur Verfügung.

Die Spielfiguren und das leicht erhöhte Spielfeld mit Kugelbahn-Charakter kommen robust und hochwertig daher.
Die Spielfiguren und das leicht erhöhte Spielfeld mit Kugelbahn-Charakter kommen robust und hochwertig daher.

Los geht’s! Die kleine Testerin platziert die erste Irrlichtkugel oben hinter einem der sechs Zauberlehrlinge. Dann hebt sie die Figur, um der gelben Kugel freien Lauf zu lassen. Während die Murmel loskullert, stellt sie den Zauberlehrling rasch auf seinen neuen Platz, aufs nächste freie gelbe Feld – genug schnell, damit die Kugel, die wie gewünscht abgebogen ist und auf das gelbe Feld zusteuert, vom Zauberlehrling ausgebremst wird. Will heissen: Die Figur darf nochmals weiterziehen, wieder zum nächsten freien gelben Feld. Nun rollt die Kugel aber ungebremst talwärts, wo sie bleibt.

Jetzt bin ich an der Reihe und schicke die zweite Kugel, die lilafarbene, den Hang hinunter. Auch sie stoppt bei einem Zauberlehrling, auf ihrer nächsten Etappe jedoch bei einer Hexe. Und für den Feind gelten die gleichen Regeln: Auch die Hexe darf aufs nächste freie Feld in Lila ziehen.

Beim dritten Anlauf haben erneut die Hexen gut lachen: Das Irrlicht saust den gesamten Weg hinunter ins Tal, ohne auf eine Figur zu treffen. In diesem Fall müssen wir eine Hexe unserer Wahl aufs nächste freie Feld in der Farbe des Irrlichts setzen.

Der Start ist ganz oben auf dem Zauberberg: Sobald der Zauberlehrling angehoben wird, geht die Murmel auf Reisen.
Der Start ist ganz oben auf dem Zauberberg: Sobald der Zauberlehrling angehoben wird, geht die Murmel auf Reisen.

Ziel des Spiels ist es, dass vier Zauberlehrlinge den Magier Balduin erreichen, bevor dies drei Hexen gelingt. Die erste Runde spielt sich buchstäblich noch etwas holprig, dafür polieren wir unser Selbstbewusstsein ordentlich auf: Wir gewinnen vier zu zwei gegen die Hexen.

Die Emotionen gehen hoch

Jetzt ist der Ehrgeiz geweckt. Taktiken werden diskutiert, Pläne geschmiedet, Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Und ab sofort hoffen und bangen wir lautstark mit unseren Murmeln und Zauberlehrlingen mit – als Team. Wir feuern uns gegenseitig an, freuen uns miteinander über gelungene Etappen und bestärken uns regelmässig mit High Fives. Stehen uns die Hexen mal wieder mitten im Weg, leiden wir gemeinsam und motivieren uns gegenseitig neu. Es ist herrlich! Ich wünschte, eine versteckte Kamera würde uns bei unseren Gefühlsausbrüchen filmen.

Die zweite Spielrunde geht leider an den Feind, im dritten sind wir wieder erfolgreich. Es bleibt spannend. Und wir stellen fest: Das Kinderspiel ist zwar ein Kinderspiel mit einfachen Regeln, aber keineswegs kinderleicht zu gewinnen.

Das ist vor allem der Unberechenbarkeit der Murmeln zuzuschreiben. So bleibt «Zauberberg» zwar aufregend – wird aber womöglich irgendwann uninteressant, denn die besten Strategien sind am Ende nichts wert, weil der Zufall eine zu mächtige Macht ist. Sollte uns das Spiel tatsächlich bald zu öde werden, stünden auf der Rückseite des Zielspielfelds neue Levels mit Zielvorgaben zur Verfügung. Zum Beispiel Level 5 namens «Grossmeister»: Du gewinnst, wenn alle sechs Zauberlehrlinge und keine Hexe im Tal sind.

Auch eine kompetitive Variante, bei der eine Partei die Hexen und eine zweite Partei die Lehrlinge ins Ziel bringen muss, finden wir in der Anleitung. Wir können uns jedoch nur schwer dafür begeistern, hat diese Version doch nur noch sehr wenig mit der Grundidee zu tun.

Fazit: Toll und teuer

Meine anfängliche Skepsis gegenüber dem kooperativen Gesellschaftsspiel ist mit den Murmeln davongerollt. Gerade der Teamgedanke macht «Zauberberg» spannend und einzigartig. Es kann aber ebenso gut alleine gespielt werden, meine Tochter hatte auch daran Spass. Ob dieser langfristig anhält, dürfte sie das Spiel ihr eigen nennen, ist jedoch fraglich. Immerhin hätten wir die Möglichkeit, zu anderen Levels oder einer Wettbewerbsvariante zu wechseln.

Das Spiel wird ab einem Alter von fünf Jahren empfohlen, für meine Sechsjährige ist es ideal. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die dreijährige kleine Schwester ebenfalls Freude daran hat. Zumindest wenn sie Teil einer Gruppe ist und Support bekommt.

Das Spielfeld und die Mini-Figuren sind liebevoll und robust, das hat aber auch seinen Preis. Für rund 40 Franken ist «Zauberberg» wohl zu teuer als Geburtstagsgeschenk für den Klassenkameraden. Aber vielleicht ist es ein Weihnachtsgeschenk. Meine Tochter hat es jedenfalls auf ihre Wunschliste gesetzt.

Vielleicht landet «Zauberberg» unter unserem Weihnachtsbaum.
Vielleicht landet «Zauberberg» unter unserem Weihnachtsbaum.

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


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