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Hintergrund

Schneidebretter: Holz oder Kunststoff, das ist hier die Frage

Martin Rupf
17.7.2025
Bilder: Martin Rupf

Welches Lebensmittel schneidet man am besten auf welchem Brett? Und was tun, wenn weder Kunststoff noch Holz überzeugt. Gibt es Alternativen?

Ich geb’s ungern zu: Beim Kochen greife ich meist wahllos zu einem meiner Kunststoff-Schneidebretter. In letzter Zeit gehen mir dabei zwei Fragen nicht mehr aus dem Kopf, vor allem, weil die Bretter ziemlich mitgenommen aussehen: «Sind die überhaupt noch hygienisch?» Und: «Gelangen durch das ständige Schneiden nicht jede Menge Mikroplastikpartikel in mein Essen?»

Natürlich besitze ich auch einige Holzbrettchen. Diese nutze ich aber nur, um Brot zu schneiden. Was ist nun besser: Schneidebretter aus Holz oder Kunststoff?

Auch bei Kollege Patrick kommt sowohl Holz als auch Kunststoff zum Einsatz.
Auch bei Kollege Patrick kommt sowohl Holz als auch Kunststoff zum Einsatz.
Quelle: Patrick Vogt

Wenn die Apfelschnitze plötzlich nach Knoblauch oder Zwiebeln schmecken

Bevor ich mich der Frage nach dem besten Material widme, halte ich eines für grundlegend: Es ist sinnvoll, verschiedene Lebensmittel auf unterschiedlichen Brettchen zu schneiden. In meiner Küche liegen deshalb mehrere Schneidebretter bereit, für Fleisch, Fisch, Gemüse und Brot.

Das verhindert, dass Bakterien von einem Lebensmittel auf andere übergehen. Besonders wichtig ist das bei rohem Fleisch: Salmonellen vom Geflügel können sonst auf Salat oder Obst gelangen.

Doch nicht nur Krankheitserreger sprechen für getrennte Bretter. Du willst ja nicht, dass deine Apfelschnitze plötzlich nach Zwiebeln oder Knoblauch schmecken.

Eines meiner Kunststoffbrettchen im Einsatz.
Eines meiner Kunststoffbrettchen im Einsatz.

Holz weist antibakterielle Eigenschaften auf

Zurück zur Ausgangsfrage: Sind Holz- oder Kunststoffbretter die bessere Wahl? Bei beiden entstehen durch häufiges Schneiden Rillen, in denen sich Bakterien festsetzen können.

Viele bevorzugen vermutlich Kunststoff, weil sich diese Bretter bei höheren Temperaturen im Geschirrspüler reinigen lassen. So werden Keime zuverlässig abgetötet. Doch das allein reicht nicht als Entscheidungskriterium. Zwar sind Holzbretter etwas aufwendiger zu reinigen, dafür besitzen bestimmte Holzarten wie Bambus, Ahorn, Buche, Eiche oder Olive antibakterielle Eigenschaften. Diese hemmen das Wachstum von Bakterien oder töten sie sogar ab.

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Schon 1994 stellte das Food Safety Laboratory der University of Wisconsin fest, dass Holz Bakterien abtöten kann. Ursache dafür sind natürliche Inhaltsstoffe wie Polyphenole sowie die Fähigkeit des Holzes, Feuchtigkeit zu entziehen. Ohne Wasser können Bakterien nicht überleben. Auch eine Studie der Technischen Universität München kam zum Schluss, dass die mikrobielle Belastung bei Holzschneidebrettern oft nur halb so hoch ist wie bei Kunststoff.

Ein weiterer Vorteil: Holz quillt bei Feuchtigkeit leicht auf. Dadurch können sich Rillen mit der Zeit wieder schliessen. Ausserdem besteht Holz aus einem nachwachsenden Rohstoff und verursacht am Ende seines Lebenszyklus keinen Plastikmüll.

Für Kunststoff spricht: Sie lassen sich bei hohen Temperaturen im Geschirrspüler reinigen

Vieles spricht für Holzschneidebretter. Trotzdem ist die Entscheidung nicht so eindeutig. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält Kunststoffbretter für hygienischer, da sie sich bei hohen Temperaturen in der Spülmaschine reinigen lassen.

Gerade bei Geflügelfleisch greife ich deshalb lieber zu Kunststoff. Auch bei stark riechenden Lebensmitteln wie Zwiebeln oder Knoblauch oder bei färbenden Zutaten wie Rote Beete, finde ich Kunststoff praktischer. Diese Bretter lassen sich gründlich säubern, ohne dass Gerüche oder Verfärbungen bleiben.

Dick F-Dick-Plastik-Schneidebrett mit Tropfkanten-HACCP
Schneidebrett

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Polypres Schneidebrett GN 2/1 65x53cm h: 3cm blau, mit Saftrille
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Dalolindén Schneidebrett Anita 35x25x0.7cm mit Griffloch blau
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Polypres Schneidebrett GN 2/1 65x53cm h: 3cm blau, mit Saftrille

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Dalolindén Schneidebrett Anita 35x25x0.7cm mit Griffloch blau

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Und was ist mit Mikroplastik - wie viel und wie gefährlich?

Auch wenn Kunststoffbrettchen pflegeleichter sind, frage ich mich immer öfter, ob beim Schneiden nicht doch Mikroplastik ins Essen gelangt – und damit in meinen Körper.

Eine Studie aus dem Jahr 2023, veröffentlicht in der Zeitschrift Environmental Science & Technology, kam zu einem klaren Ergebnis: Beim Gebrauch eines Kunststoffbretts entstehen zwischen 1536 und 7680 winzige Kunststoffteilchen, die auf das Messer und somit in das Essen gelangen können.

Das deutsche Prüfunternehmen TÜV SÜD unterscheidet zwischen primärem Mikroplastik, das gezielt hergestellt wird, etwa für Kosmetika, und sekundärem Mikroplastik, das durch Abrieb grösserer Kunststoffteile entsteht – etwa beim Schneiden.

TÜV-SÜD-Mediensprecher Dirk Moser-Delarami erklärte auf Anfrage: «Bei Schneidebrettern ist vor allem sekundäres Mikroplastik relevant, da beim Schneiden kleinste Kunststoffpartikel mechanisch abgetragen und potenziell auf Lebensmittel oder ins Spülwasser übertragen werden können.» Dieser Effekt sei bislang aber weder normiert noch reguliert, da es an verbindlichen Grenzwerten und standardisierten Prüfmethoden fehle. «Insofern ist es aktuell auch noch kein Thema für TÜV SÜD.»

Mikroplastik ist bei Kunststoffbrettern durchaus ein Thema.
Mikroplastik ist bei Kunststoffbrettern durchaus ein Thema.

«Aufnahme von Mikroplastik ist alles andere als harmlos»

Auch das deutsche Verbraucherschutzportal «Öko-Test» hat sich gefragt, wie viele Mikroplastikteilchen beim Schneiden freigesetzt werden. Dabei beruft es sich auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). «Studien zeigen, dass beim Schneiden auf Kunststoffbrettchen Mikropartikel entstehen.» Und diese Partikel könnten auch im Essen landen.

Aber, so das BfR: «Der grösste Teil des über die Nahrung aufgenommenen Mikroplastiks wird im Darm nicht aufgenommen, sondern unverändert ausgeschieden.» Nur sehr kleine Partikel, kleiner als 0,15 Millimeter, können die Darmbarriere passieren. Eine Weiterverteilung im Körper über das Blut sei sogar erst bei Partikeln unter 0,0015 Millimeter wahrscheinlich. «Aktuell liegen keine Belege für schädigende Auswirkungen von Mikroplastik-Partikeln auf die menschliche Gesundheit vor», hebt das Bundesinstitut hervor.

«Öko-Test» äussert sich vorsichtiger. Mikroplastik steckt in vielen Alltagsprodukten, doch die Forschung steht noch am Anfang. Es gibt Hinweise darauf, dass die dauerhafte Aufnahme nicht unbedenklich ist.

Was wären mögliche Alternativen?

Wenn ich mich wegen des Mikroplastiks gegen Kunststoff entscheide, aber auch mit Holz nicht richtig warm werde, stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen?

Tatsächlich gibt es Schneidbretter aus Materialien wie Stein, Glas, Marmor oder Titan. Sie wirken hochwertig, sind aber hart zu Messerklingen. Diese stumpfen beim Schneiden schneller ab.

Es gibt auch nachhaltige Lösungen: Einige Bretter bestehen aus gepresstem Papier. Sie sind robuster als man denkt, und dabei umweltfreundlich.

Immer beliebter werden auch Schneidebretter aus Kautschuk. Hersteller versprechen, dass sie langlebig und strapazierfähig sind. Im Gegensatz zu Holz nehmen sie weder Gerüche noch Farben auf und eignen sich laut Beschreibung gut für den täglichen Gebrauch.

Natura Punto Schneide- und Servierbrett aus Kautschukholz
Schneidebrett

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Ich habe mich noch nicht entschieden, welches Brett in meine Küche einziehen soll. Aber wenn ich meine zerkratzten Kunststoffbretter anschaue, ist eines klar: Ein Ersatz muss her. Und zwar bald.

Titelbild: Shutterstock - siamionau pavel

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Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.

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