Schöne Bescherung!
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Schöne Bescherung!

Martin Rupf
29.12.2022

Auch dieses Jahr erfüllte das Christkind an Weihnachten fast jeden Wunsch meiner Kinder. Leider.

«Es gibt sinnvollere Geschenke als alkoholische Getränke». Ich zweifle immer wieder an der Gültigkeit dieses Sprichworts. Etwa dann, wenn ich fünf Paar Socken zu Weihnachten geschenkt bekomme. Dann wäre mir eine Flasche Wein oder Grappa doch lieber. Und wenn überhaupt: Es gibt nebst Alkohol weiss Gott noch andere sinnlose Geschenke; gerade auch für Kinder, wie mir dieses Jahr an Weihnachten deutlich vor Augen geführt wurde.

Streng genommen wurde mir das schon rund einen Monat vor der grossen Bescherung bewusst. Dann nämlich, als unsere beiden Kinder fleissig die Wunschliste für das Christkind erstellten. Als Inspiration dienten ihnen dabei Spielzeug-Kataloge verschiedener Warenhäuser. Meine achtjährige Tochter wünschte sich Magic Mixie, inklusive Zaubertrank-Topf. Aus einem Zauberkessel lässt sich mit viel Geschick und Zauber-Knowhow ein sprechendes Fabelwesen zaubern.

Mir war schnell klar, dass es sich bei Magic Mixie um viel Plastik kombiniert mit elektronischer Animation handelt. Alle Versuche, meine Tochter für ein – aus Sicht der Eltern – sinnvolleres Geschenk zu begeistern, schlugen fehl. Sie liess sich partout nicht von ihrem Wunsch abbringen. Und weil das Christkind fast alle Kinderwünsche erfüllt, lag es dann tatsächlich unter dem Weihnachtsbaum.

Blubber-Geräusche im Hexenkessel

Gross ist die Freude meiner Tochter, als sie am Weihnachtsabend realisiert, dass ihr Mixie-Wunsch tatsächlich in Erfüllung gegangen ist.

Sofort machen wir uns daran, Mixie aus dem Kochtopf zu befreien. Die Bedienungsanleitung ist rasch gelesen, das Prinzip ganz einfach: Nachdem meine Tochter etwas Wasser in den Topf geleert hat, gibt sie nach und nach verschiedene Gegenstände in vorgeschriebener Reihenfolge in den Topf. Schon mit dem Eingiessen des Wassers beginnt ein Lämpchen im Topf zu leuchten und man hört Blubber-Geräusche.

Nun gibt meine Tochter als Erstes den «Sound-Staub» hinzu. Diesen muss sie mit dem mitgelieferten Zauberstab umrühren, bis er sich im Wasser auflöst. Sobald das grüne Lämpchen aufleuchtet und wir «klopf, klopf, klopf» hören, muss sie mit dem Zauberstab dreimal auf den Kesselrand klopfen und danach die nächste, sich im Wasser auflösende Substanz dazugeben. Sechsmal wiederholt sie diesen Vorgang.

Wenn das grüne Lämpchen aufleuchtet, ist es Zeit, dreimal auf den Kesselrand zu klopfen.
Wenn das grüne Lämpchen aufleuchtet, ist es Zeit, dreimal auf den Kesselrand zu klopfen.
Quelle: Martin Rupf

Der Zauberkessel erinnert mich an die gute alte Schul-Fete

Plötzlich steigt Rauch aus dem Kessel. Und zwar nicht wenig. Nach wenigen Sekunden ist der ganze Esstisch eingenebelt. Ich möchte gar nicht wissen, welche Substanzen wir einatmen. Es riecht ein wenig nach der guten alten Schul-Fete, als Rauch aus Nebelmaschinen den geschlossenen Tanz mit dem Schulschwarm verschleiert haben. Das Innere des Kessels sehen wir nicht mehr wirklich. Und das ist auch so gewollt. Denn plötzlich hören wir ein stumpfes Geräusch, und als wir uns den Kessel genauer anschauen, erblicken wir dort Mixie. Es hat tatsächlich geklappt! Der Detektiv in mir will wissen, wie genau das funktioniert hat. Doch so weit kommt es gar nicht. Denn anstatt Mixie aus dem Kessel zu befreien, schafft es meine Tochter tatsächlich, das Getier wieder nach unten zu drehen. Das Blöde: Die um 180 Grad drehbare Innenschüssel (darunter war Mixie versteckt) ist jetzt wieder fix arretiert.

Meine Tochter ist der Verzweiflung nah. Doch zum Glück kann der Papi ja (fast) alles. Wir drehen das Gefäss um und lassen so das Wasser ab. Dann beginnen wir von vorne, einfach ohne die Substanzen. Die sind irrelevant und dienen einzig dem Zauber-Erlebnis, wie meine Tochter und ich schnell gemerkt haben. Sobald wir Wasser in das innere Gefäss gegossen haben, beginnt es wieder zu blubbern. Nach wenigen Minuten steigt erneut Nebel aus dem Kessel und einen kurzen Moment später erscheint Mixie wieder. Der Weihnachtsabend ist gerettet!

Dieses Mal befreien wir es erfolgreich aus der Umklammerung, was Mixie uns mit einem zufriedenen Laut verdankt. Doch damit ist der Zauber noch nicht zu Ende. Mit Hilfe des Zauberstabs kann meine Tochter nun mit Mixie interagieren, sprich ihr mehr oder weniger Energie zuführen.

Endlich ist Mixie befreit und gibt glückliche Laute von sich. Wenn es mit dem Zauberstab an der Stirn berührt wird, leuchtet der Kristall in verschiedenen Farben.
Endlich ist Mixie befreit und gibt glückliche Laute von sich. Wenn es mit dem Zauberstab an der Stirn berührt wird, leuchtet der Kristall in verschiedenen Farben.
Quelle: Martin Rupf

Die Enthüllung lässt sich beliebig oft wiederholen

Apropos Energie: Selbstredend kommt der Zauberkessel nicht ohne Energie, sprich Strom aus. Der Topf lässt sich über ein Micro-USB-Kabel aufladen. Mixie wiederum bezieht ihre Energie in Wirklichkeit nicht vom Zauberstab (wer hätte das gedacht?), sondern aus Batterien.

Während sich meine Tochter über Mixie freut und erste Annäherungsversuche unternimmt, sehe ich mich in meinem Vorurteil bestätigt. Das Geschenk ist nicht nur relativ teuer. Es fällt in die Kategorie «kurze Freud». Immerhin einen Pluspunkt gibt es: Die Mixie-Enthüllung lässt sich beliebig oft wiederholen. Zu diesem Zweck setzt man Mixie einfach wieder in den Topf ein und der Spass kann von vorne beginnen. Der Nebel-Vorrat hält laut Anleitung für fünf Durchläufe. Danach kann das Nebel-Mittel einfach nachgefüllt werden. Zwar nimmt der Reiz der Effekte ab, wenn man es einmal ausprobiert hat. Aber mit diesem Zauberkessel wird meine Tochter sicher die eine oder andere Freundin verblüffen.

Was wohl nächstes Jahr auf dem Wunschzettel meiner Kinder steht? Leider beschenkt das Christkind bei uns nur die Kinder. Könnte auch ich mir etwas wünschen, ich würde mir Alkohol auf den Zettel schreiben. Ja, vielleicht nicht das sinnvollste Geschenk. Aber bei Kindern sieht es das Christkind offensichtlich auch nicht so genau.

Titelfoto: Martin Rupf

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Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.


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