
Hintergrund
Die Spikeball-Story: Vom totgesagten Spiel zum Trendsport
von Michael Restin
Wer Spikeball und Rückschlagspiele mag, könnte Gefallen an PaddleSmash finden. Nach Anlaufschwierigkeiten haben wir bei unserer Testpartie mit vier Schlägern und der geklauten Spielidee richtig Spass.
Klok! Daneben. Smash! Und wieder aufheben. Wer uns zu Beginn unseres Videodrehs vor den Galaxus-Büros beobachtet hat, wird leicht irritiert gewesen sein. Was fuchteln die vier mit ihren Schlägern um diesen Korb mit dem leuchtend gelben Netz herum?
Nach allzu viel Spass sieht PaddleSmash, wie Stefanie Lechthaler, Patrick Vogt, Luca Fontana und ich es spielen, in den ersten Minuten nicht aus. Viele Fehler, viel Gefluche und ein Video-Producer, der sich innerlich auf viel Arbeit gefasst gemacht haben dürfte. Wie nur aus all dem Material einen Beitrag zusammenschneiden? Doch es wurde besser.
Der Spielfluss entwickelte sich sich von Minute zu Minute und da sich der Sinn des Spiels am besten im Video erschliesst, empfehle ich dir, reinzuschauen. Da ich weiss, dass auf Galaxus bevorzugt gelesen wird, stelle ich dir das Spiel natürlich auch im Text vor.
PaddleSmash hat mich interessiert, weil es verschiedene Dinge kombiniert, die ich mag. Es ist ein Ball im Spiel. Es sind Schläger und ein einfach aufzubauendes Spielfeld dabei. Es wird im Team (2 gegen 2) gespielt. Und es ist kompetitiv, weshalb ein bisschen Ehrgeiz nicht schadet. Im Grunde ist es wie Spikeball. Auch bekannt als Roundnet. Dieses runde, knapp über dem Boden aufgespannte Netz, das die Spielenden nach maximal drei Ballkontakten so treffen müssen, dass das gegnerische Team in Schwierigkeiten kommt.
Erfunden wurde PaddleSmash von einem siebenfachen Vater aus Utah, dessen Kinder zwei Spiele besonders mögen: Spikeball und Pickleball. Pickleball ist eine Art Kleinfeld-Tennis, das in den USA boomt. Da für ein Pickleball-Feld vor dem Haus des Erfinders in Utah kein Platz war, dachte er sich etwas Neues aus: PaddleSmash. Ein Spielfeld, das von einem Netz umrandet ist und per Schläger mit einem Ball so getroffen werden muss, dass dieser wieder herausspringt. Dass die Spielidee auf Spikeball basiert, lässt sich nicht leugnen. Im Gegenteil, es wird sogar auf der Verpackung damit geworben. Und bei der erfolgreichen Investorensuche bei «Shark Tank».
Basis des Ganzen ist der Koffer, der aufgeklappt das sechseckige Spielfeld ergibt. Er ist sehr solide, insgesamt wiegt das Spiel etwa neun Kilogramm. Im Inneren des Koffers finden sich das Netz, sechs Kunststoffstäbe, vier Pickleball-Schläger aus Holz sowie zwei Bälle, die als «Mischung aus Indoor- und Outdoor-Bällen» beschrieben werden und auf den Untergrund der Spielfläche abgestimmt sind.
Es braucht nur ein paar Handgriffe, bis du startklar bist. Koffer umdrehen, Kunststoffstäbe wie bei einem Zelt in die dafür vorgesehenen Schlaufen des Netzes einführen und in die Löcher am Rand der Spielfläche stecken. Um das Spielfeld herum benötigst du in alle Richtungen fünf bis zehn Meter freie Fläche – je besser die Spielenden PaddleSmash beherrschen, desto grösser wird der Aktionsradius. Etwas schwieriger ist es, die Einzelteile wieder zurück in den Koffer zu bringen. Mach am besten vor dem ersten Auspacken ein Foto oder mach’s wie ich und lass dir auf Youtube helfen.
Am besten zwei gegen zwei. Wer zusammen spielt, steht sich beim Aufschlag gegenüber. Das Spiel wird gestartet, indem der Ball auf die Grundfläche gesmasht wird und über das Netz zur Mitspielerin oder zum Mitspieler springt. Im Anschluss an den Aufschlag hat das Team drei Ballkontakte, um den Ball erneut auf die Spielfläche und über das Netz zu smashen – am besten so, dass das gegnerische Team ihn nicht im Spiel halten kann. Gelingt es diesem nicht, den Ball nach maximal drei Kontakten wiederum auf die Spielfläche und über das Netz zu schlagen, gibt’s einen Punkt. Weitere Regeln im Detail:
Aller Anfang ist schwer. Du solltest dir und allen anderen etwas Zeit geben, um dich an PaddleSmash zu gewöhnen. Zu Beginn ist das Spiel nicht sehr dynamisch, Fehler sind an der Tagesordnung und längere Ballwechsel selten. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen ist es herausfordernd, die Flugbahn des Balles im Auge und gleichzeitig die Orientierung zur Spielfläche zu behalten. Du schaust nach oben und schlägst nach unten.
Das kann nur funktionieren, wenn das Zuspiel brauchbar ist und du nahe genug am Spielfeld stehst, um in einem günstigen Winkel über das Netz auf die Grundfläche zu schlagen. Zudem haben Pickleball-Schläger keine Löcher und beim Smash einen gewissen Luftwiderstand. Das ist ungewohnt und verändert das Timing – zu Beginn haben wir den Ball häufig nicht sauber getroffen. Nach der Einspielphase wird das besser und das Spiel nimmt langsam Fahrt auf.
Wie beim Spikeball wird es erst richtig dynamisch, wenn die Spielenden taktisch klug agieren, sich immer wieder neu positionieren und auf die Aktionen des gegnerischen Teams reagieren. Wenn Bewegung entsteht und man sich gegenseitig rund ums Spielfeld hetzt. Das geht nur, wenn alle mit einem gewissen Ehrgeiz bei der Sache sind. Dann aber entwickelt sich etwas. Man lernt, die Situationen zu antizipieren und entsprechend zu reagieren. Durch das Netz kann der Smash nicht wie beim Spikeball so flach geschlagen werden, dass er kaum zu erreichen ist. Dafür kann der Ball, sofern er hart geschlagen wird, in hohem Bogen weit fliegen. Das verteidigende Team muss also die Kurz- und die Langdistanz abdecken. Mit eingespielten Teams entstehen längere Ballwechsel und grösserer Spielspass.
Meine Überzeugung ist: Wenn du das Spiel siehst, dann weisst du direkt, ob es etwas für dich, deine Familie oder deinen Freundeskreis ist. Mich hat es sofort gepackt – und auch Stefanie Lechthaler, Patrick Vogt und Luca Fontana waren am Ende unserer Session überzeugt. Willst du mit Kindern spielen, geht das ab ungefähr acht Jahren und mit entsprechendem Ballgefühl. Dafür hast du etwas, das auch in den nächsten Jahren noch herausfordernd und interessant sein wird. Im Duell mit meinem Sohn dauerte es ungefähr fünf Minuten, bis er das erste Mal wütend auf mich war. Ein gutes Zeichen! Denn nichts ist langweiliger als ein Spiel, das keine Emotionen auslöst.
PaddleSmash ist eine gelungene Mischung: Es kombiniert Spikeball und Pickleball zu einem Rückschlagspiel, das du auf kleinem Raum aufbauen kannst. Sich am Strand, im Park oder im Garten im zwei gegen zwei um das Spielfeld zu hetzen, macht Spass – sobald du die etwas zähe Einspielphase überwunden hast.
Die braucht es, um ein Gefühl für den Ball und deine Position zum Spielfeld zu entwickeln. Du schaust viel nach oben, musst aber die relativ kleine Fläche am Boden treffen. Das gelingt erst dann regelmässig, wenn alle Spielenden ein gewisses Niveau erreicht haben. Wenn du eine gute Gruppe dafür hast, wird es viele Sommer lang interessant bleiben.
Dafür zahlst du deutlich mehr als für Spikeball und ungefähr so viel wie für ein klassisches Pickleball-Set mit Netz. Das ist nicht geschenkt, aber angesichts der Materialqualität vertretbar.
Pro
Contra
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.