

Sony WF-1000XM4: Kleiner, ANC und Klang verbessert und eine Ohr-Abfotografier-Funktion

Die WF-1000XM4 kommen mit vielen verbesserten und neuen Funktionen auf den Markt. Auch die App hat Sony überarbeitet und ihr eine Ohr-Kamera-Analyse spendiert. Ob das wohl funktioniert?
Nach zwei Jahren bringt Sony neue True-Wireless-Kopfhörer. Was geblieben ist, ist der komplizierte Name. Sonys WF-1000XM4 ist die dritte – nicht, wie die Namensgebung vermuten lässt, die vierte – Generation der WF-1000er-Kopfhörer. Abgesehen davon ist vieles an den Ohrhörern neu und besser geworden.
Nebst verbessertem Noise Cancelling, einer IPX4-Zertifizierung (Schutz vor Spritzwasser), längerer Akkulaufzeit kleineren Ohrhörern und kleinerem Case hat Sony auch der Headphones App einen neuen Anschliff verpasst. Besonders eine Funktion fällt sofort auf. Es ist die, bei der du deine Ohren fotografieren musst.
Send Ear-Pics?
Ein Wort zur Datensicherheit: In der App erscheint der Hinweis, dass die Ohrbilder nicht persönlich mit dir assoziiert werden, aber zu Forschungszwecken verwendet werden können und dass die Bilder nach 30 Tagen vom Sony-Server gelöscht werden.
Sound: Noch besser
Beim Vorgänger-Produkt, dem WF-1000XM3, hat mir der Sound schon sehr gut gefallen. Jedoch habe ich damit bei manchen Songs das Gefühl, dass der Bass etwas überhand nimmt.
Bei den WF-1000XM4 gefällt mir der Bass besser. Er ist kräftig und ausgewogen, sodass die Mitten und Höhen nicht untergehen. Die klingen schön ausgeprägt beim XM4. Gegenüber den XM3 empfinde ich den Sound allgemein als etwas wärmer. Ich mag warmen und satten Sound.
Das Noise Cancelling und die Windreduzierung
Mittlerweile kann auch ausgeschaltet werden, dass beim Umschalten der Modi jedes Mal ein nerviger Benachrichtigungs-Jingle ertönt, der die Musik unterbricht. Zuunterst in der Adaptiven Geräuschsteuerung kannst du das Häkchen herausnehmen. Merci Sony!
Bei der Steuerung nicht viel Neues
Bei der Steuerung setzt Sony wie beim Vorgänger auf eine Touch-Steuerung. Die Funktioniert im Gegensatz zu anderen True-Wireless-Kopfhörern sehr akkurat und zuverlässig. Auch ist das Tippen keine halbe Wissenschaft, sondern intuitiv. Auch wenn du mit dreimal Tippen auf den vorherigen Sound zurück willst, klappt das sofort.
Die unhöfliche Speak-to-Chat-Funktion
Da die Ohrhörer aber sowieso stoppen, wenn du sie aus den Ohren nimmst, habe ich die Speak-to-Chat-Funktion nicht mehr weiter benutzt.
Sitz passt trotz kleiner Auswahl an Eartips
Im Lieferumfang befinden sich nur drei Eartips: Grösse S, M und L. Das ist eher dürftig. Dafür tragen die Tips zum passiven Noise Cancelling bei, weil sie aus weichem Schaumstoff bestehen. Damit dichten sie sehr gut ab und fühlen sich in den Ohren weicher an als die herkömmlichen Silikon-Aufsätze.
Ich hatte Glück, die Grösse M passt bei mir perfekt. Wenn man nicht weiss, welche Grösse am besten passt, kann die Sony-App weiterhelfen. Ich empfand die Funktion jedoch eher als Gimmick. Mittels Messung der Luftundurchlässigkeit will die App die passende Grösse bestimmen. Dafür spielt die App eine Art Dreiklang in deinem Ohr ab. Bei mir wurde in mehreren Messungen auch die S als passend befunden, obschon sie zu klein ist.
Bluetooth-Verbindungen
In der Zeit, in der ich die XM4 testete, hat Sony ein Update eingespielt, das die Bluetooth-Verbindung stabilisierte. Vor dem Update hatte ich einige Male kurze Aussetzer – selbst dann, wenn ich in der App die Priorität auf die stabile Verbindung setzte (dann ist LDAC nicht durchgehend eingeschaltet). Mit dem Update sind diese Verbindungsprobleme verschwunden. Die Verbindung steht durchgehend zuverlässig.
Ein Wermutstropfen ist, dass Sony kein Multipoint verbaut hat. Multipoint erlaubt zwei gleichzeitige Bluetooth-Verbindungen. Damit könntest du die Ohrhörer mit Handy und Laptop gleichzeitig verbinden und so schnell hin- und herwechseln – um zum Beispiel einen Anruf anzunehmen. Bei den Over-Ears von Sony besteht die Funktion seit letztem Jahr. Sehr schade, hat es für die In-Ears nicht gereicht.
Dafür können die XM4 problemlos einzeln betrieben werden. Du kannst einen Ohrhörer – egal ob der linke oder der rechte – ins Case legen und alles geht wie gewohnt mit dem anderen weiter.
Akkulaufzeit verlängert: Acht Stunden
An der neuen Generation hat Sony wirklich viel verbessert. Die Akkulaufzeit konnte sich beim früheren Modell schon sehen lassen. Nun ist sie nochmals um zwei Stunden länger. Mit acht Stunden übertreffen die XM4 die Konkurrenz. Die AirPods Pro schaffen es auf viereinhalb Stunden, Sennheiser auf sieben Stunden – nur die deutlich günstigeren Jabra 75t kommen auf 7.5 Stunden und damit beinahe an die Laufzeit der Sony-In-Ears heran.
Das neue, kleinere Case beherrscht Wireless-Charging und bringt nochmals zusätzliche 16 Stunden Laufzeit. Zudem wird der Akkustand des Cases in der App angezeigt und man erhält eine Benachrichtigung, wenn die Batterie des Cases bald leer ist. Das ist praktisch für Leute, die nie merken, wenn ihr Case leer ist und sich dann wundern, wieso die Ohrhörer auch keinen Akku mehr haben.
Auch an der Telefonfunktion hat Sony geschraubt. Damit du gut klingst nehmen die XM4 deine Stimme mit zwei Mikrofonen am Hörer sowie einem Bone Conduction Sensor auf. Ohne Multipoint ist das zwar nur halb so toll. Bei einem inszenierten Telefontest erhielt ich die Rückmeldung, dass meine Stimme klar und deutlich klinge.
Fazit: Toller Kopfhörer, bitzli teuer, Multipoint fehlt
Die WF-1000XM4 sind Ohrhörer, die ich gerne behalten würde. Ihr Klang und die Akkulaufzeit überzeugen. Aber Sony schenkt mir natürlich nichts. Macht Apple ja mir gegenüber auch nicht. Und auch sonst kein Hersteller.
Die neuen In-Ears verfügen weiter über ein unglaublich gutes Noise Cancelling mit einer zuschaltbaren Windreduktion, die allerdings noch etwas Verbesserungspotenzial hat. In der App gibt’s viele zusätzliche Funktionen. Und dank der IP-Zertifizierung musst du auch keine Angst haben, dass du deine Ohrhörer kaputt schwitzt.
Jedoch sind die Ohrhörer deutlich in der oberen Preisklasse angesiedelt. Im Vergleich zum Vorgänger sind sie 120 Schweizer Franken teurer (Stand 17. Juni 2021).
Dass Sony kein Multipoint verbaut hat, ist schade. Doch kann das auch kaum ein In-Ear-Konkurrenzprodukt. Nur bei Jabra gibt es die Möglichkeit schon bei den True-Wireless-Kopfhörern.


Testing devices and gadgets is my thing. Some experiments lead to interesting insights, others to demolished phones. I’m hooked on series and can’t imagine life without Netflix. In summer, you’ll find me soaking up the sun by the lake or at a music festival.