Das da, das ist ein Text über die Sendung mit der Maus
Hintergrund

Das da, das ist ein Text über die Sendung mit der Maus

Seit 50 Jahren klimpert sie braun-orange über die Bildschirme: die Maus. Ihre eigene Sendung, die «Sendung mit der Maus», ist ein echter Klassiker der TV-Geschichte.

Ich habe rein rechnerisch etwa 85 Prozent Lebenszeitüberschneidung mit der Maus. Klingt seltsam, ist aber so. Natürlich sind einige Jahre davon irrelevant. Zum einen waren meine kognitiven Fähigkeiten vor dem Erreichen etwa des dritten oder vierten Lebensjahres kaum ausreichend, das Maus-Universum komplett zu erfassen. Zum anderen gab es eine Zeitspanne, in der Maus, Elefant und Ente nicht die erste Priorität hatten. Diese Spanne dürfte spätestens beim Einsetzen der Pubertät begonnen haben und endete erst vor ein paar Jahren, als meine Tochter ins Maus-Alter kam.

Im Wesentlichen habe ich also zwei Maus-Phasen bewusst erlebt. Die meiner eigenen Kindheit, und dann eben jene als Passiv-Konsument. An die erste habe ich wenige vage, aber immer angenehme Erinnerungen. Mir hatten es vor allem die Sachgeschichten angetan, in denen mir die Welt erklärt wurde. Vielleicht sind sie sogar mit Schuld daran, dass ich später Journalist wurde und die Welt erklären wollte. Der Almanach der Sachgeschichten aus 50 Jahren ist inzwischen ziemlich umfassend geworden. Er reicht von «Aalfang» bis «Zwiebelturm». Und ja, es gibt natürlich eine Website, die alle Geschichten auflistet. Und alle Geschichten, die du auch als Video anschauen kannst – es sind etwas weniger –, gibt es hier.

Sachgeschichten mit pädagogischem Nutzen

Beim Durchstöbern kamen die Erinnerungen zurück, an Bilder zum Glasrecycling oder auch zur Herstellung und Funktionsweise von Reissverschlüssen. Der pädagogische Nutzen hielt sich bei mir allerdings in Grenzen. Bis heute ist mir unklar, ob Gläser mit Metalldeckel eingeworfen werden dürfen oder doch nicht. Und wenn sich ein Reissverschluss verhakt, setze ich eben nicht auf erworbenes Wissen zum Mechanismus, sondern reisse so lange, bis der Reissverschluss nachher nichts mehr verschliessen kann, weil er kaputt ist.

Zu den grössten Erfolgen zählte eine Sachgeschichte, die 2014 passend zur Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien – Deutschland holte am Ende den Titel – veröffentlicht wurde. Darin wurden typische Fussball-Floskeln wörtlich genommen und dargestellt. Weil ich selbst mal zu dieser Zunft gehörte, hatte ich grosse Freude an der Darstellung des Schiedsrichters, der Tomaten auf den Augen hatte. Darüber lache nicht nur ich, sondern auch die Sechsjährige im Haus. Humor verbindet Generationen.

Allerdings können die Sachgeschichten auch etwas, was selbst uns in der Redaktion von Digitec Galaxus manchmal nicht gelingt: Dinge so erklären, dass man sie ganz leicht versteht. Zum Beispiel, wie eine Spülmaschine exakt das Geschirr sauber bekommt. Wie du sie reinigst, konnte dagegen mein Kollege Raphael Knecht kürzlich erklären.

  • Ratgeber

    So reinigst du deinen Geschirrspüler richtig

    von Raphael Knecht

Auch vor moderner Technologie schreckt die Maus-Redaktion nicht zurück. Was die Kinder-Community wissen will, ist Auftrag fürs Team. So widmet sich Ralph Caspers, einer der Moderatoren der Sendung, in einer der neuesten Ausgaben der Frage, wie eigentlich ein digitaler Sprachassistent funktioniert.

Die Maus als Hilfe zum Einschlafen

Der Erfolg dieser Sachgeschichten wurde übrigens auch schon an einer Fachhochschule untersucht. Das Buch dazu gibt’s bei uns im Shop. Ich habe das Werk noch nicht gelesen, deshalb auch keine Garantie, dass es nur eine mögliche Alternative ist zu den Einschlafliedern mit der Maus für die Tonie-Box. Deine Entscheidung.

Die Lerneffekte der "Sendung mit der Maus" aus der Sicht der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget (Deutsch)
Fachbücher

Die Lerneffekte der "Sendung mit der Maus" aus der Sicht der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget

Deutsch

Die Sachgeschichten sind so populär, dass es irgendwo im Internet zwischen lustigen Katzen, Blondinen- und Flachwitzen auch Parodien der von Armin Maiwald so wunderbar erzählten Beiträge gibt. Gelungen finde ich persönlich die meisten nicht. Einzige Ausnahme: ein Erklärvideo zum Iran und dessen wechselvoller und damit auch kompliziert zu verstehender Geschichte. Warum der Schah im Iran gestürzt wurde, was die USA wollten, und warum der Ayatholah Chomenei dann «der Chef» wurde? Hier erfährst Du es im nicht von der Maus-Redaktion erstellten oder autorisierten Video:

Dass unsere Tochter heute (mit etwas liebevoller Argumentation) auch Maus-Fan ist, freut mich. Auf ihrem iPad nutzt sie die Maus-App, bei der per Tap auf einen Mixer-Button Sachgeschichten, Maus-Clips und weitere Clips zu einem halbstündigen Programm zusammengestellt werden. Es ist ein Segen für Vater und Mutter, dass die Kläffer der Paw Patrol keine Chance haben gegen Shaun, das Schaf. Und dass der kleine Maulwurf im Duell gegen Ninja Warriors klarer Punktsieger bleibt.

Merchandising mit der Maus

Trotzdem kann sich die Maus auch nicht vor allen Trends in ihrem Mauseloch verstecken. Natürlich ist sie noch keine Elsa oder Anna, nicht einmal ein Olaf. Dieser Merchandise-Orkan hat sie noch nicht erfasst. Trotzdem ist es schon auch ein wenig verstörend, was es an Maus-Produkten bei uns im Shop gibt. Von der Personenwaage im Maus-Design bis hin zum Maus-Kostüm für Erwachsene. Produktbeschreibung: «Maus Oberteil für Erwachsene mit Kapuze (Gesicht und Ohren) und kleinem Mausschwänzchen.» Nein, da bin ich mir sicher, das hätte die Maus auch zum 50. Geburtstag nicht gewollt. Nicht einmal geschenkt.

Wenn du dich für die Maus-Historie interessierst oder einfach einmal schauen willst, was die Maus-Macher aktuell produzieren, sind hier ein paar interessante Links für dich:

Und wenn du besondere Erinnerungen oder Highlights aus der 50-jährigen Geschichte der «Sendung mit der Maus» hast, schreib sie gerne unten in die Kommentare.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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