Produkttest

Samsungs AI-Sauger: Volle Ausstattung, volle Leistung – aber nur halbschlau

Der neue «Bespoke AI Jet Ultra» ist Samsungs bester, aber auch teuerster Staubsauger. Die Ausstattung ist aussergewöhnlich, von der beworbenen künstlichen Intelligenz darfst du aber nicht zu viel erwarten.

Neu erfinden kann den Staubsauger heute niemand mehr. Trotzdem entwickeln die Herstellenden das Prinzip weiter, um ihre Modelle von der Konkurrenz abzuheben. Beim neuen Bespoke AI Jet Ultra setzt Samsung in zwei Bereichen an: der künstlichen Intelligenz und der umfassenden Ausstattung.

Bürsten, Absaugstation – und sogar ein Ersatzakku

Samsung packt die Schachtel voll mit Zubehör. Ich finde drei unterschiedliche Bürsten: eine für alle Böden mit automatischer Saugeinstellung, eine für feinen Staub auf Hartböden und eine für Tierhaare. Dazu kommt ein biegbares Rohrstück, um einfacher auf oder unter Möbeln saugen zu können, sowie ein zweiter Akku mit separatem Ladegerät. Das robuste Stecksystem überzeugt mich, weil es nicht nur stabil, sondern auch leichtgängig ist.

Dank des verlängerbaren Rohres kann ich auch über 2,5 Meter hohe Decken saugen.
Dank des verlängerbaren Rohres kann ich auch über 2,5 Meter hohe Decken saugen.

Das Prunkstück ist die Absaugstation. Sobald du den Bespoke Jet darauf stellst, wird der Schmutz in einen Beutel abgesaugt und danach das Gerät aufgeladen. Du musst den Schmutzbehälter nicht nach jeder Reinigung in den Kübel leeren, sondern nur alle paar Wochen den Staubbeutel austauschen. Drei davon werden mitgeliefert.

Für Allergikerinnen und Allergiker ist das «geschlossene System» mit HEPA-Filterung sinnvoll. Und auch alle anderen ersparen sich das Ausschütten des Schmutzbehälters in den Müllbeutel, bei dem es immer etwas herumstaubt. Die Absaugstation ist also durchaus praktisch, aber auch ein Luxus, den du extra zahlst.

Mehr Power, wenig Wirkung

Samsung hat einen neuen Saugmotor eingebaut, der 50 Gramm leichter ist und trotzdem leistungsstärker als beim Vorgänger «Bespoke AI Jet». Der Hersteller spricht von 400 Watt gegenüber den 280 Watt im Modell aus dem Jahr 2024, das ich ebenfalls getestet habe.

  • Produkttest

    Unglaublich teurer Samsung-Sauger mit unglaublich vielen Features

    von Lorenz Keller

Im Alltag merke ich keinen Unterschied zwischen dem älteren Bespoke AI Jet und dem neuen Bespoke AI Jet Ultra. Das liegt daran, dass ich die meiste Zeit die mittlere Saugstufe oder den Automatikmodus nutze. Damit wird der Boden problemlos sauber – wie das auch im Test vor einem Jahr bereits der Fall war.

Mir ist nur eine Situation begegnet, in der ich die zusätzliche Power gespürt habe, nämlich beim Saugen der Fussmatten und Stoffsitze im Auto. Der neue Samsung saugt Partikel effizienter aus dem dichten Geflecht.

Beim Autosaugen habe ich die zusätzliche Power gemerkt.
Beim Autosaugen habe ich die zusätzliche Power gemerkt.

Samsung trickst das Akkuproblem aus

Der Hauptgrund, warum ich im Alltag den Bespoke AI Jet Ultra selten auf vollen Touren laufen lasse, ist die Akkulaufzeit. Diese verkürzt sich bei stärkerer Saugkraft. 100 Minuten gibt der Hersteller als maximale Laufzeit an. Das gilt aber nur auf der tiefsten Saugstufe und ohne motorisierte Bürste – ein nicht sehr realistisches Szenario.

Im Alltag mit motorisierter Bürste sieht das bei mir so aus: Auf Stufe «Min.» messe ich 73 Minuten, «Mid.» 50 Minuten, «Max.» 23 Minuten und «JET» als stärkste Stufe nur noch 15 Minuten.

Diese Diskrepanz ist kein Einzelfall, ich stelle sie bei allen Herstellern fest. Aber es gibt durchaus günstige Sauger, die gleich gut performen. Beim Dreame R20 habe ich beispielsweise auf der tiefsten Stufe 60 Minuten Laufzeit gemessen – 90 Minuten wären es laut Hersteller.

In den stärkeren Saug-Modi nimmt die Akkulaufzeit stark ab.
In den stärkeren Saug-Modi nimmt die Akkulaufzeit stark ab.

Samsung ist sich dieses Problems wohl bewusst – und legt dem Bespoke Jet darum einen zweiten, etwas kleineren Akku bei. Er liefert rund 60 Prozent der Leistung des grösseren Akkus. Dank des Zweitakkus können in der Praxis fünf oder sechs Zimmer problemlos am Stück gereinigt werden. Zudem ist er 200 Gramm leichter – also ideal, wenn du nur kurz etwas aufsaugen musst.

Mehr Intelligenz, aber nur mit App

Das «AI» im Namen des Geräts steht für «Artificial Intelligence», gemeint ist die Saugautomatik. Sensoren erkennen die Bodenbeschaffenheit, das System berechnet die ideale Saugstärke und stellt ein, wie schnell die Bürste drehen soll. Das funktioniert nur mit einer von drei mitgelieferten Bodendüsen.

Laut Hersteller wird im KI-Modus bis zu 14 Prozent Akku gespart und ich soll bis zu sechs Prozent einfacher manövrieren können, weil die rotierende Bürste nicht zu stark gegendrückt. Von Zweiterem merke ich im Test nichts. Die Stromersparnis dagegen ist durchaus realistisch: Auf Plattenboden messe ich im Modus «KI» eine Laufzeit von 65 Minuten. Das ist etwas länger, als wenn ich wie sonst mit der Einstellung «Mid.» sauge, die eine Laufzeit von 50 Minuten liefert. Allerdings: Reicht mir der Modus «Min.», dann hält der Akku 73 Minuten durch – mit «KI» kann ich 8 Minuten weniger lang saugen.

Was ich feststelle: Wenn ich mit dem Sauger von Teppich auf Parkett oder von Plattenboden auf Holz wechsle, wird die Saugkraft gut hörbar nach einer Sekunde reguliert. Die Erkennung funktioniert schnell und präzise.

Samsung hat zwei KI-Stufen eingebaut. Im «AI Cleaning Mode 1.0», der auch im Vorgängermodell verfügbar ist, unterscheidet der Bespoke AI Jet Ultra Hartboden, Teppich, Matten und das Anheben des Saugers. Im neuen «AI Cleaning Mode 2.0» wird zusätzlich die Art des Teppichs erkannt.

Unnötig: den Akkusauger mit der App verbinden.
Unnötig: den Akkusauger mit der App verbinden.

Die 2.0-Variante ist aber nur verfügbar, wenn die Basisstation mit dem WLAN und der Samsung-App gekoppelt wird. Zudem muss sich der Sauger in Bluetooth-Distanz zur Clean Station befinden. Ob das der Fall ist, erfahre ich nur, wenn ich die App öffne. Oder ich muss darauf achten, wie der Staubsauger auf die unterschiedlichen Bodenbeläge reagiert.

Das ist mühsam in jeder Hinsicht. Dazu kommt, dass ich für die App-Nutzung ein Samsung-Konto erstellen muss. Insgesamt finde ich den Aufwand zu gross für den Nutzen.

Grosses Fragezeichen beim Preis

Der Bespoke AI Jet Ultra hat sich im Test als ausgezeichneter Staubsauger bewährt, der keine Wünsche offenlässt. Die luxuriöse Ausstattung hat ihren Preis. Über 1200 Franken oder Euro kostet das neue Modell. Damit ist er einer der teuersten Staubsauger, die wir im Sortiment haben. Immerhin ist er ähnlich teuer wie der nicht mehr erhältliche Vorgänger.

Ist er den Preis wert? Ich finde nicht. Er bietet zu wenig Neues und es gibt preiswertere Alternativen – auch von Samsung selbst. So bekommst du bereits für die Hälfte des Preises einen Bespoke Jet mit Absaugstation und viel Zubehör.

Bei diesen Varianten musst du auf die künstliche Intelligenz verzichten und die Saugkraft ist geringer. Zudem haben nicht alle zwei Akkus inklusive. Aber im Alltag wirst du auch mit den günstigeren Modellen überdurchschnittlich gut und dank der Absaugstation bequem saugen können.

Dann gibt es noch Modelle mit AI, die etwas günstiger sind und eine etwas einfachere Ausstattung haben.

Fazit

Saubere Sache, aber zu teuer

Der Bespoke AI Jet Ultra ist einer der besten Akkustaubsauger, die ich je getestet habe. Und einer der teuersten. Das ist ein Problem: Das Topmodell von Samsung bietet zu wenig neue Features, um einen Preis über 1200 Franken zu rechtfertigen. Sollte dieser mit der Zeit sinken, sieht es anders aus. Bis dahin gibt es preiswertere Alternativen – auch von Samsung selbst.

Spielt das Budget keine Rolle? Dann machst du mit dem Bespoke AI Jet Ultra nichts falsch. Er passt die Saugleistung automatisch dem Untergrund an, bietet eine praktische Absaugstation, einen zweiten Akku und viel Ausstattung. Verbesserungspotenzial gibt es unter anderem bei der App-Anbindung.

Pro

  • stabile und durchdachte Konstruktion
  • viel Zubehör inklusive zweiter Akku
  • grosse Saugkraft
  • praktische Absaugstation

Contra

  • hoher Preis
  • alle KI-Features nur mit unsinniger App-Anbindung
  • unrealistische Akkulaufzeit-Versprechen
  • wenig Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger

14 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Unglaublich teurer Samsung-Sauger mit unglaublich vielen Features

    von Lorenz Keller

  • Produkttest

    Kica Jet Fan im Test: Überzeugt der Autosauger, der auch Luft pumpt?

    von Lorenz Keller

  • Produkttest

    Neuer Dyson ist stärker und gesünder – aber auch teurer

    von Lorenz Keller

9 Kommentare

Avatar
later