Lucas epische TV-Reviews: Ein Jahresrückblick
Ratgeber

Lucas epische TV-Reviews: Ein Jahresrückblick

Luca Fontana
27.12.2022

Fünf Fernseher habe ich dieses Jahr auf Prozessor-Herz und Chip-Nieren geprüft. Zeit, ein Résumée zu ziehen – und einen Gewinner zu küren.

Nicht jedes TV-Jahr war so spannend wie 2022. Meistens weiss ich sogar schon Anfang Jahr, wer das Rennen um die Spitzenposition machen wird – ein OLED-Fernseher, mit grosser Wahrscheinlichkeit einer aus dem südkoreanischen Hause LG. Auch wenn es kein Hersteller zugeben würde: Es gilt als offenes Geheimnis, dass Sony, Philips und Panasonic ihre OLED-Panels bei LG Display kaufen, einem Tochterunternehmen LGs. Da überrascht es nicht, dass das südkoreanische Tech-Unternehmen über das grösste Know-how verfügt und entsprechend gute, kosteneffiziente Fernseher baut.

Doch dieses Jahr war anders. Zum ersten Mal überhaupt stieg der andere südkoreanische Tech-Gigant in den OLED-Ring: Samsung. Damit nicht genug – Samsung feierte seinen Einstand gar mit einer Weiterentwicklung der bewährten OLED-Technologie, namentlich QD-OLED. Der japanische Hersteller Sony war davon so angetan, dass er gleich mitmachte und für sein diesjähriges Flaggschiff-Modell bei Samsung QD-OLED-Panels einkaufte.

Dazu kam neuer Druck aus der LCD-Sparte in Form einer nicht mehr neuen, aber verbesserten Hintergrundlicht-Technologie: Mini LED. Mit ihr versucht vor allem der chinesische Hersteller TCL, den europäischen Markt für sich zu gewinnen. Ob die Vorzeichen dafür gut stehen, soll dieser Jahresrückblick zeigen. Fünf Fernseher habe ich mit professionellem Werkzeug von Portrait Displays getestet. Zeit, eine Rangliste zu erstellen und den Testsieger zu küren.

Platz 5: TCL Mini LED C93

  • Panel-Technologie: LCD mit Mini LED
  • Features: unterstützt HDR10, HDR10+ und Dolby Vision
  • Besonders gut in: hellen Räumen
  • Input Lag (4K60Hz, für Gaming): 12 Millisekunden
  • Stärke: der Game Mode
  • Schwäche: der Prozessor

TCL mag hierzulande nicht allzu bekannt sein. Trotzdem folge ich dem Treiben des chinesischen Tech-Unternehmens mit viel Neugier. China beherrscht es bereits. In Nordamerika gehört TCL auch zu den grössten Herstellern. Das hat das Unternehmen zu einem der grössten TV-Hersteller der Welt gemacht. Gleichzeitig gehört es zu den grössten Innovationstreibern der Welt, wenn es um die Erforschung neuer Produktionsverfahren von Bildtechnologien geht. Etwa eine OLED-Schicht, die auf eine hauchdünne Glasschicht gedruckt wird – wie Farbe auf Papier bei einem Tintenstrahldrucker. Das macht TCL zu einem der spannendsten Spieler im TV-Game.

Noch hat TCL aber nicht zur Spitze aufschliessen können. Das diesjährige Flaggschiff-Modell, der C93, bräuchte dafür vor allem einen viel leistungsstärkeren Prozessor. Aber auch in Sachen Bildqualität gefällt mir sein direkter Mini-LED-Konkurrent, Samsungs QN95B, besser. Dafür punktet TCLs C93 mit einem hervorragenden Game-Modus und einem sehr fairen Preis von 1799 Franken bei 65-Zoll-Bilddiagonalen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Ratgebers. Für mehr als Platz 5 reicht es trotzdem nicht.

  • Produkttest

    Aus China kommt viel Power: TCLs neuer Mini-LED-Fernseher im Test

    von Luca Fontana

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Platz 4: Samsung Neo QLED QN95A

  • Panel-Technologie: LCD mit Mini LED
  • Features: Unterstützt HDR10 und HDR10+
  • Besonders gut in: hellen Räumen
  • Input Lag (4K60Hz, für Gaming): 11 Millisekunden
  • Stärke: satte Farben und Schwarz auf beinahe OLED-Niveau
  • Schwäche: unterstützt kein Dolby Vision

Samsungs QN95B ist sowas wie mein heimlicher Favorit. Heimlich, weil ich mich schon zigmal als unerschütterlicher OLED-Akolyth geoutet habe. Beim QN95A, einem LCD-Fernseher notabene, wurde mein fast schon fanatischer Glaube aber zum ersten Mal auf die Probe gestellt.

Erstens, weil er sich hervorragend für die meisten Anwendungszwecke eignet: Filme, Serien und Gaming. Selbst das Upscaling funktioniert ausgezeichnet. Und zweitens, weil er dank seiner hohen Spitzenhelligkeit von über 2100 Nit und seiner ausgezeichneten Farbtreue vor allem tagsüber und in hellen Zimmern seine Stärken ausspielt – auch dank Mini-LED-Hintergrundlicht, das für gute Kontraste und für LCD-TVs ungewöhnlich tiefe Schwarzwerte sorgt. Einzig abends, oder zumindest in abgedunkelten Zimmern, kommt auch der QN95B nicht ganz an OLED-Bildqualität ran.

  • Produkttest

    Neo QLED: Samsungs QN95B im ausführlichen Test

    von Luca Fontana

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Platz 3: Sony QD-OLED A95K

  • Panel-Technologie: QD-OLED (OLED mit Quantum Dots)
  • Features: unterstützt HDR10 und Dolby Vision
  • Besonders gut in: abgedunkelten Räumen
  • Input Lag (4K60Hz, für Gaming): 15,8 Millisekunden
  • Stärke: satte Farben, perfektes Schwarz, weniger Burn-In-Gefahr als bei OLED
  • Schwäche: der Preis

Im Juli war es soweit: Endlich durfte ich das mit viel Vorschusslorbeeren überhäufte QD-OLED-Panel mit eigenen Augen sehen. Zwar nicht in einem Samsung-Fernseher. Aber immerhin in einem Fernseher von einem Samsung-Kunden: Sony. Enttäuscht wurde ich nicht, denn QD-OLED, so stellte ich im Test rasch fest, ist tatsächlich besser als OLED. Das zeigten mir die Messungen und Direktvergleiche mit der Konkurrenz. Die Farbtreue zum Beispiel – sie ist von Haus aus genial. Und kein anderer Fernseher hatte je zuvor Farbräume so gut abgedeckt wie Sonys A95K.

Warum landet der Fernseher trotzdem «nur» auf Platz 3? Wegen seines Preises. Sony argumentierte zwar damit, dass das integrierte Soundsystem «Acoustic Surface+» locker eine Mittelklasse-Soundbar ersetzt, was den Käuferinnen und Käufern wiederum Geld erspart. Aber wer schon ein Soundsystem hat, hat nichts davon und zahlt locker 20 Prozent oder mehr als bei der Konkurrenz. Überhaupt: Der A95K ist keine Ausnahme. Sonys Ware finde ich auch über die gesamte Produktpalette hinweg zu teuer. Der dritte Platz ist meine Art, diese Preispolitik abzustrafen.

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    Die Zukunft ist da! Sonys QD-OLED-Fernseher im Test

    von Luca Fontana

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Platz 2: LG OLED Evo G2

  • Panel-Technologie: OLED (OLED Evo, bei der Konkurrenz auch OLED.EX genannt)
  • Features: unterstützt HDR10 und Dolby Vision
  • Besonders gut in: abgedunkelten Räumen
  • Input Lag (4K60Hz, für Gaming): 10,4 Millisekunden
  • Stärke: satte Farben, perfektes Schwarz, sehr guter Prozessor
  • Schwäche: keine nennenswerten Schwächen

Als ich Anfang Jahr das erste Mal über Samsungs kommende QD-OLED-Panels berichtete, fürchtete ich für LG das Schlimmste: Die von Quantum Dots unterstützten organischen LEDs schienen alles, was LGs herkömmliche OLEDs konnten, noch besser zu können. Vor allem in puncto Helligkeit und Farbsättigung.

Mit dieser Einschätzung lag ich nicht falsch. Nur ist Samsungs Vorsprung nicht ganz so gross, wie ich anfangs dachte: LG holt mit seinem OLED-Evo-Panel aus zweiter Generation nochmals alles aus einer Technologie heraus, die gut sechs Jahre lang die beste Bildqualität am Markt erzeugt hat. Das liegt an der nochmals optimierten chemischen Zusammensetzung des Evo-Panels und dem zusätzlichen Kühlkörper, den LG aber nur der G-Serie vergönnt. In einer Kategorie übertrumpft LG seine QD-OLED-Konkurrenz sogar bei den Messungen, dem Weissabgleich, in den anderen Messungen unterliegt er nur knapp. Das werte ich als grossen Erfolg.

  • Produkttest

    LGs bester OLED-TV im Test: Reicht es noch für die Spitzenposition?

    von Luca Fontana

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Platz 1: Samsung QD-OLED S95B

  • Panel-Technologie: QD-OLED (OLED mit Quantum Dots)
  • Features: unterstützt HDR10 und HDR10+
  • Besonders gut in: abgedunkelten Räumen
  • Input Lag (4K60Hz, für Gaming): 9,7 Millisekunden
  • Stärke: satte Farben, perfektes Schwarz, weniger Burn-In-Gefahr als bei OLED
  • Schwäche: unterstützt kein Dolby Vision

Samsung ist mit dem S95B ein fantastischer Wurf gelungen – und ein OLED-Comeback nach Mass. Schliesslich war es der südkoreanische Tech-Gigant selbst, der nach einer Reihe misslungener Prototypen im Jahr 2014 seinen zumindest vorläufigen OLED-Rückzug ankündigte und Erz-Konkurrenten LG das Feld überliess. Mit dem S95B ist Samsung aber der Gegenschlag gelungen.

Wie schon bei Sony sind es vor allem die Messungen, die mir das bestätigen. Die Farbtreue ist von Haus aus genial. Kein anderer Fernseher hat je zuvor Farbräume so gut abgedeckt wie Samsungs QD-OLED. Kein LG-OLED-Panel strahlt so hell wie das QD-OLED-Panel aus Samsungs Fabriken. Und in den Direktvergleichen mit Video schlagen die QD-OLEDs ihre Konkurrenten in fast jeder Disziplin, wenn auch nur knapp. Und obwohl es sich bei QD-OLED um eine völlig neue Technologie handelt, kostet sie – zumindest bei Samsung – fast gleich viel wie LGs G2. Das ist nicht nur eine Kampfansage, sondern für mich auch der erste Platz.

  • Produkttest

    QD OLED: Samsungs Fernseher der Zukunft ist fantastisch

    von Luca Fontana

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Frage an die Community: Wie gefallen euch die neuen Tests?

Das war es also, das erste Jahr mit dem neuen, professionellen Werkzeug von Portrait Displays und Leo Bodnar, das deutlich objektiver ist als mein bisher einziges Werkzeug: meine Augen. Natürlich könnte ich nur abgefilmte oder abfotografierte Displays zeigen und auf Stärken und Schwächen hinweisen ohne die zusätzliche Gerätschaft. Letztlich würde ich so aber nur mein subjektives Empfinden wiedergeben. Wie hell, natürlich und akkurat ein Fernseher tatsächlich ist, lässt sich nur in Zahlen objektiv ausdrücken.

Diese Zahlen zu eruieren und zu analysieren braucht allerdings Zeit. Das hat den quantitativen Test-Output im Vergleich zu früher etwas nach unten gedrückt. Trotzdem will ich nächstes Jahr versuchen, noch mehr TVs zu testen als dieses Jahr, gerade von hier oben unbesungenen Helden wie Philips oder Panasonic. Bevor ich das mache, möchte ich von euch aber wissen, ob euch das neue Test-Format überhaupt gefällt. Schreibt’s in die Kommentare.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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