Oxo-Bürste für den Grill im Test: Die Bürste ohne Borsten enttäuscht
Produkttest

Oxo-Bürste für den Grill im Test: Die Bürste ohne Borsten enttäuscht

Von Oxo gibt es eine Grillbürste, die Dreck auf dem Rost mit einer Gitterstruktur bekämpfen soll. Der Kopf der Bürste ist abnehm- und waschbar, darf sogar in die Spülmaschine. Doch was gut klingt, hat seine Schwächen.

Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Wo ein Grill steht, ist auch eine Bürste. Bevor du Gemüse, Käse oder Fleisch auf den Rost legst, sollte dieser sauber sein. Es muss ja nicht die grosse Reinigung zu Saisonbeginn und -ende ausgeführt werden, wie hier von Kollege Oliver Fischer vorexerziert.

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    Schrubben, bürsten, wischen – Ich hab meinen Grill geputzt, 2 Stunden lang

    von Oliver Fischer

Mit einer Grillbürste entferne ich den groben Schmutz vom kalten Grill. Alles, was dann nach dem Aufheizen noch hängen geblieben und nicht verbrannt ist, bürste ich in einer zweiten Runde ab. So sollten Hitze und Mechanik der Verschmutzung am Rost oder der Grillplatte den Garaus machen.

Als kürzlich unser Einkäufer für fancy Geräte im Haushalt bei uns in der Redaktion vorbeischaute, hatte er das Muster einer Grillbürste mit Drahtringen und austauschbaren Kopf dabei. Es ist ein Monstrum: über ein halbes Kilogramm schwer, mehr als einen halben Meter lang. Ein Foto auf der Kartonverpackung zeigt Hände wie Schraubstöcke und einen muskulösen Unterarm, fast so dick wie mein Oberschenkel. Auch wenn mein Körperbau dem vom Hersteller anvisierten Typ Nutzer hinterherhinkt, sichere ich mir das Muster für einen Testbericht.

Ich habe eine Feuerschale im Garten stehen, darüber einen schwenkbaren runden Edelstahl-Gitterrost. Auf der Feuerschale selbst liegt ein Ring aus Edelstahl zum scharfen Anbraten von Fleisch, für Zwiebelringe oder Zucchinischeiben. Mit der Bürsten-Seite kann ich im Test den Rost bearbeiten. Und mit dem Metallschaber vorne Reste und Eingebranntes von der flachen Stahlplatte schieben.

Testgelände für die Oxo-Grillbürste bei mir im Garten: Feuerkugel mit Rost und flacher Platte.””Foto: Martin Jungfer
Testgelände für die Oxo-Grillbürste bei mir im Garten: Feuerkugel mit Rost und flacher Platte.””Foto: Martin Jungfer

So habe ich mir das vorgestellt. In der Praxis enttäuscht mich die Bürste, die keine klassische Bürste sein will, schon beim ersten Versuch. Die zu einem groben Gitter verflochtenen Edelstahldrähte und mein Rost finden einfach keinen Draht zueinander. Ich muss ziemlich fest aufdrücken, um den Rost wenigstens einigermassen sauber zu bekommen. Jetzt weiss ich wenigstens, warum der Typ mit den kräftigen Unterarmen auf der Verpackung ist. Vielleicht ist diese Oxo-Bürste eigentlich ein Fitnessgerät?

Der Abstand der Stäbe bei meinem Grillrost sollte eigentlich kompatibel sein mit den zwei «Tälern» auf dem Kopf der Oxo-Bürste. Die haben einen Abstand von etwa 20 Millimetern. Die Stäbe meines Rosts sind etwa ähnlich weit auseinander. Trotzdem passt das irgendwie nicht. Die Stäbe werden nur auf der Oberseite sauber, alles was an den Seiten hängt, erreicht die Bürste nicht.

Sieht nach einer guten Kombination aus, putzt in der Praxis aber nicht gut.
Sieht nach einer guten Kombination aus, putzt in der Praxis aber nicht gut.
Quelle: Martin Jungfer

Zusätzlich zum Metallgitter hat Oxo der Bürste ein Silikonkissen spendiert. Das soll wohl weniger hartnäckigen Schmutz beseitigen. Aber es kommt kaum in Kontakt mit dem Schmutz; das Gitter schirmt es quasi ab. Schmutzig wird das Silikon trotzdem. Kratze ich mit dem Edelstahl Dreck vom Rost, setzt der sich aufs Silikon.

Der Bürstenkopf mit Drahtgitter und Silikoneinsatz.
Der Bürstenkopf mit Drahtgitter und Silikoneinsatz.
Quelle: Martin Jungfer

Der Kopf ist mit acht Zentimetern Breite und etwa zehn Zentimetern Länge ein ziemlicher Prügel. Gut, um – theoretisch – grosse Flächen zu reinigen. Mit meinem runden Grillrost bin ich hier im Nachteil. Mit einer kleinen schmalen Bürste würde ich problemlos bis zum Rand kommen. Mit dem Oxo-Teil geht das nicht. Grenzen der Geometrie quasi. Ein runder Staubsaugerroboter kommt ja auch nicht in die Ecken.

Der Schaber am vorderen Teil der Bürste macht immerhin Freude. Hier ist die Breite ein Vorteil, besonders weil ich viel Fläche zu putzen habe. Durch den langen Griff kann ich sie effektiv und zügig säubern. Silikoneinsätze verhindern, dass ich abrutsche. An den Seiten hat der Schaber halbkreisförmige Einkerbungen. Mit ihnen kann ich jeden Stab des Grillrostes abfahren. Das funktioniert gut.

Abnehmbarer Kopf – nur theoretisch eine gute Idee

Und dann wäre da noch das vermeintliche Killer-Feature der Drahtring-Bürste: der abnehmbare Kopf. Das war der Hauptgrund, weshalb ich sie testen wollte. Es klingt zu gut: Ist die Bürste schmutzig, kann ich sie einfach herausnehmen und abwaschen. Der erste Teil funktioniert. Ich löse eine Klammer, die den Kopf hält, und kann den Kopf herausnehmen. Das ist nicht schwerer als das Öffnen einer Flasche Bier. Beim zweiten Teil aber, dem Abwaschen, ist der Erfolg kleiner. Ich kann das Drahtring-Silikon-Teil natürlich unter den laufenden Wasserhahn halten, wie das auf der Verpackung gezeigt wird. Doch dabei passiert: nichts. Dreck vom Grill lässt sich so nicht einfach lösen. Also muss ich mit den Fingern über die Drahtringe reiben, benutze Spülmittel, eine Spülbürste – bis das Ding leidlich sauber ist. Dafür sind meine Hände und die Spülbürste jetzt schwarz. Theoretisch kannst du den Bürstenkopf auch in die Spülmaschine geben. Rechne dann aber damit, dass unter Umständen nach dem Waschgang russschwarze Punkte auf deinen Tellern bleiben.

Der Verschluss, der den Kopf hält, lässt sich sehr einfach entriegeln.
Der Verschluss, der den Kopf hält, lässt sich sehr einfach entriegeln.
Quelle: Martin Jungfer

Theoretisch könnte ich den Kopf der Oxo-Bürste nachkaufen, wenn er einmal durch ist. Das wäre sehr nachhaltig. Nur: Den Bürstenkopf gibt es gar nicht. Nicht bei uns im Shop, und in den Weiten des Internets auch nicht. Der Grund: Oxo glaubt so fest an den Erfolg der Bürste und die Haltbarkeit des Kopfes, dass es Ersatzköpfe erst nächstes Jahr geben wird. Willst du unbedingt eine Bürste mit Wechselkopf willst und das schon heute, wirst du bei anderen Anbietern schneller fündig.

Fazit

Die Grillbürste ohne Borsten fällt in meinem Test durch. Beim Reinigen des Gitterrostes – für mich das wichtigste – versagt das Oxo-Teil. Der Schaber ist für glatte Flächen gut, aber das können andere mindestens ebenso gut. Der abnehmbare Bürstenkopf lässt sich zwar leicht entfernen, sitzt aber trotzdem fest auf der Bürste. Oxo hat bei der Verarbeitung definitiv nicht gespart, alles macht einen sehr stabilen Eindruck. Trotzdem weiss ich nicht, ob ich den Kopf wirklich oft herausnehmen und aufwändig reinigen würde. Kurz gesagt: Das Gesamtkonzept lässt mich etwas ratlos zurück.

Ich werde künftig weiter Grillbürsten mit Metallborsten verwenden. Dass dabei eventuell auch einmal ein Stück Borste abbricht und in den Grill fällt – geschenkt. Sorry, Oxo, diese Gefahr, die ihr in der Produktbeschreibung habt, reicht nicht, dass ich zum borstenlosen Grillbürstenbenutzer werde.

Titelfoto: Martin Jungfer

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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