Literarisches Pingpong – Kapitel 2
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Literarisches Pingpong – Kapitel 2

Ein Krimi, zwei Autorinnen. Kollegin Carolin und ich schreiben eine Kurzgeschichte und wechseln uns dabei Kapitel für Kapitel ab. Diese Woche wagt sich unser Protagonist an ein selbstherapeutisches Renovationsprojekt, das von einem gruseligen Fund überschattet wird.

Im Intro-Artikel haben euch Carolin und ich die Regeln zu unserer neuen Serie erklärt und euch über Genre, Zeit und zu integrierendes Produkt abstimmen lassen. Deshalb schreiben wir nun jeden Donnerstag abwechselnd an einem Krimi, der in der Gegenwart spielt. Der Clou: Du kannst über Abstimmungen am Ende jedes Kapitels selbst ins Geschehen eingreifen. Als Leser oder Leserin entscheidest du nämlich, welches Produkt aus einer zufälligen Vorauswahl die Autorin in ihrer Fortsetzung sinnvoll unterbringen muss. Quasi als Mini-Challenge aus der Community.

Was bisher geschah

Ephraim, ein Sonnenstorenweber mit der Seele eines Künstlers, ist einsam. Bei einem Attentat auf seine Werkstatt kam nicht nur ein hochrangiges Mitglied der PdA ums Leben, sondern auch sein treuer Wegbegleiter und Hund Hannibal. Die Polizei tappt im Dunkeln, während die Medien bei der explodierten Nagelbombe auf eine politisch motivierte Tat tippen. Vom Täter fehlt jede Spur. Daraufhin fasst Ephraim den Entschluss, sich auf eine blutrote Mission zu begeben.

Alle bereits erschienenen Kapitel findest du ganz unten in diesem Beitrag zum Nachlesen.

Kapitel 2

Lieferung aus dem Jenseits

Blutrot oder doch lieber Rhabarberrot? Ephraims Blick wandert von seiner linken Hand zu seiner rechten. In jeder hält er eine Farbbüchse. Angestrengt mustert er die Etiketten, auf denen ein Dalmatiner abgebildet ist, der seinem Frauchen beim Wandstreichen fröhlich über die Schulter schaut. Tränen trüben Ephraims Sicht. Eine öffentliche Zurschaustellung seiner Gefühle in einem Malergeschäft ist das Letzte, was er jetzt gebrauchen kann. Ob es der falsche Entschluss war, seiner Werkstatt einen neuen Anstrich zu verpassen? Tief im Innern weiss er, dass er mit der Aktion seine Erinnerungen an Hannibal keinesfalls gefährdet. Es ist höchste Zeit, endlich nach vorne zu schauen und seine Rachegedanken mit einem Tapetenwechsel ein für alle Mal …

Ehe er seinen Gedanken zu Ende bringen kann, unterbricht ihn Angred Eder, die Frau des Ladenbesitzers. «Kommst du klar?», fragt sie mit einem Lächeln, das wohl verführerisch wirken soll. Wäre er doch bloss zu Peter Krämers Malbude ums Eck gegangen. Dort bekäme er immerhin abgelaufene Gratis-Kaugummis, die Peter jedem Kunden zu Werbezwecken in die Hand drückt. Hier hingegen, im «Lack und Eder», hagelt es meist nur unmoralische Angebote, die Angred abfeuert, als wäre ihr Mund ein Automatikgewehr. Ephraim nickt entgeistert, während er die eine lila Strähne in ihrer sonst blonden Kurzhaarfrisur fixiert. Die Strähne scheint genau so einsam zu sein wie er. Angred verschwindet hinter dem nächsten Regal. Ihren harzig inszenierten Hüftschwung ignoriert Ephraim.

Gerade als er mit zwei Büchsen Rhabarberrot in Richtung Kasse schlendert, scheppert es hinter ihm, als würde der Laden in sich zusammenbrechen. Ruckartig dreht sich Ephraim um. Scheinbar hat jemand versehentlich eines der Regale umgestossen, welches dominoartig weitere Regale in Schieflage versetzt hat. Mehrere Dutzend Büchsen sind heruntergefallen. Ein paar davon sind sogar aufgeplatzt und hüllen den Betonboden in einen flüssigen Regenbogen. Mittendrin: eine kreidebleiche Angred. Ephraim könnte schwören, dass selbst ihrer lila Strähne etwas Farbe entwichen ist. Just in diesem Moment stürmt ein Mann in einem giftgrünen, hochgezogenen Kapuzenpulli aus dem Laden. Die kleine Glocke am Eingang klingelt ihm entrüstet hinterher.

Auf dem Nachhauseweg macht Ephraim noch einen kurzen Zwischenstopp bei der Apotheke. Die Schrunden-Salbe ist alle. Schon die fünfte Tube diesen Monat. Es fühlt sich fast so an, als würde er nur noch Storen weben, um sich die kostspieligen Mittelchen gegen seine Arbeitswehwehchen zu finanzieren. Ein Teufelskreis. Aber wie sein manchmal etwas verwirrter Webmeister früher immer zu sagen pflegte: Ein Künstler, der sich nicht im Kreis dreht, springt irgendwann im Dreieck. Als Ephraim wieder ins Freie tritt, bleibt sein Blick an etwas Grünem hängen. Etwas Giftgrünem. Hinter dem übervollen Müllcontainer auf der gegenüberliegenden Strassenseite scheint sich jemand zu ducken. Nur der Zipfel des Kapuzenpullis steht oben über. Seltsam.

Zehn Minuten später steht Ephraim vor seiner Haustüre. Aus dem Briefschlitz fischt er mit zwei Fingern und etwas Geschick drei Briefumschläge, die Dorfzeitung und einen Flyer von «Bennis Storen Atelier». Kurz mustert er das plakative Layout in «Blick»-Manier. Den Gedanken, dass sein schärfster Storen-Konkurrent hinter dem Attentat auf sein Herz stecken könnte, verscheucht er gleich wieder. Storen-Benni doch nicht. Der stösst schon bei der Flyergestaltung an seine Grenzen. Die Konstruktion einer Nagelbombe dürfte seine Fähigkeiten bei Weitem übersteigen.

Mit einem kräftigen Ruck öffnet er den Milchkasten in der Hoffnung, dort seine Galaxus-Bestellung vorzufinden. Im Kasten steht aber kein Päckchen, sondern ein weisses, stoffiges Etwas, das jemand offenbar eilig hineingestopft hat. Vorsichtig zieht Ephraim am Zipfel, der ihm entgegenschaut, bis er das weiche – und zu seiner Überraschung schwere – Bündel in der Hand hält. Es ist die Heizdecke, die er bestellt hat. Darin eingewickelt eine Cognac-Flasche. Ephraim schluckt leer. Erst jetzt fällt ihm auf, was mit schmierig roter Schrift auf der Decke geschrieben steht: «Wuff». Aber damit nicht genug. Aus der Decke scheint etwas herausgefallen zu sein. Vor seinen Schuhen liegt Hannibals Halsband. Das Halsband, mit dem Ephraim den Kangal vor Wochen hinten im Garten begraben hat.

Fortsetzung folgt am 10.12.2020

Stimme jetzt ab

Welches Produkt soll Carolin in den nächsten Teil der Geschichte einbauen?

  • Diamant-Ohrringe
    13%
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    46%
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Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

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Abstimmen kannst du bis zum 06.12.2020 um 23:59 Uhr. Das Produkt, das zu diesem Zeitpunkt die meisten Votes hat, wird im nächsten Teil in die Geschichte eingebaut. Folge dem Thema «Serie» hier oder uns als Autorinnen, um keine Folge zu verpassen.

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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